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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Schock für mich. Ich hatte vier Tage gebraucht, um diesen verflixten Rhythmus hinzubekommen, und er konnte ihn einfach so runterklopfen!
    Jedenfalls, nach viel Überei saß die Sache schließlich, und ich spielte sie in der Show. Es war ein ziemlicher Erfolg: Alle Leute amüsierten sich, den Profesor auf der Bühne Bongos spielen zu sehen, und die Musik war gar nicht so übel; das Stück, wo ich improvisieren konnte, war bei jeder Vorstellung anders und fiel mir leicht, aber dieses Stück am Anfang, das immer gleich sein mußte, das war schwer.
    In der Szene in dem Nachtclub in Havanna sollten ein paar Studenten einige Figuren tanzen, die choreographiert werden mußten. Daher hatte die Regisseurin die Frau eines Mitarbeiters am Caltech, eine Choreographin, die damals gerade in den Universal Studios zu tun hatte, engagiert, um den Jungs das Tanzen beizubringen. Der gefiel unsere Trommelei, und nachdem das Stück ausgelaufen war, fragte sie uns, ob wir Lust hätten, in San Francisco für ein Ballett zu trommeln.
    »WAS?«
    Ja. Sie ging nach San Francisco und würde dort für eine kleine Ballettschule choreographieren. Sie hatte die Idee zu einem Ballett, bei dem die Musik nur von Schlaginstrumenten kommen sollte. Bevor sie umzog, sollten Ralph und ich zu ihr nach Hause kommen und ihr die verschiedenen Rhythmen, die wir kannten, vorspielen, und ausgehend davon wollte sie sich dann eine Geschichte ausdenken, die zu den Rhythmen paßte.
    Ralph hatte einige Bedenken, aber ich ermutigte ihn, bei diesem Abenteuer mitzumachen. Ich bestand jedoch darauf, daß sie niemandem erzählte, daß ich Physikprofessor war, Nobelpreisträger, oder irgendeinen anderen Quatsch. Wenn ich trommelte, dann wollte ich es nicht deshalb tun, weil - nun, wie Samuel Johnson sagt: Das Erstaunliche daran, daß ein Hund auf den Hinterbeinen läuft, ist weniger, daß er's gut macht, sondern daß er's überhaupt macht. Ich wollte es nicht machen als der Physikprofessor, der Aufsehen erregt, weil er's überhaupt macht; wir waren einfach Musiker, die sie in Los Angeles aufgetan hatte und die kommen würden, um die Trommelmusik zu spielen, die sie komponiert hatten.
    Wir gingen also zu ihr nach Hause und spielten eine Reihe von Rhythmen, die wir uns ausgedacht hatten. Sie machte ein paar Notizen, und bald darauf, noch am gleichen Abend, hatte sie sich eine Geschichte zusammengebastelt und sagte: »Also, ich brauche zweiundfünfzigmal das hier; vierzig Takte hiervon; irgendwas von dem, von dem und von dem ...«
    Wir gingen nach Hause, und am nächsten Abend bespielten wir in Ralphs Wohnung ein Band. Wir spielten alle Rhythmen ein paar Minuten lang, und dann schnitt Ralph die Aufnahmen so zusammen, daß die verschiedenen Längen stimmten. Als sie umzog, nahm sie eine Kopie des Bandes mit und fing an, die Tänzer in San Francisco danach zu trainieren.
    In der Zwischenzeit mußten wir einüben, was auf dem Band war: zweiundfünfzig Zyklen von dem, vierzig Zyklen von dem und so weiter. Was wir zuvor spontan gemacht (und zusammengeschnitten) hatten, mußten wir nun genau lernen. Wir mußten unser eigenes Band nachspielen.
    Das große Problem war die Zählerei. Ich dachte, Ralph wüßte, wie man das macht, weil er doch Musiker ist, aber wir entdeckten etwas Komisches. Die »Spiel-Abteilung« in unseren Köpfen war auch die fürs Zählen zuständige »Sprech-Abteilung« - wir konnten nicht gleichzeitig spielen und zählen!
    Als wir zu unserer ersten Probe nach San Francisco kamen, stellten wir fest, daß wir nicht zu zählen brauchten, wenn wir auf die Tänzer achteten, denn diese machten bestimmte Bewegungen.
    Da wir Berufsmusiker sein sollten und ich keiner war, passierte uns allerlei. In einer der Szenen ging es beispielsweise um eine Bettlerin, die an einem Strand in der Karibik, wo sich vorher die Damen der besseren Gesellschaft aufgehalten haben, die am Anfang des Balletts auf die Bühne kommen, im Sand nach Abfällen sucht. Die Musik, die die Choreographin für diese Szene verwendet hatte, wurde auf einer besonderen Trommel gespielt, die Ralph und sein Vater ein paar Jahre vorher ziemlich unfachmännisch gebaut hatten und aus der einen guten Ton herauszuholen uns nie glücken wollte. Wir kamen jedoch dahinter, daß, wenn wir uns gegenübersaßen, diese »komische Trommel« zwischen uns auf die Knie nahmen und der eine fortwährend mit zwei Fingern, bidda-bidda-bidda-bidda-bidda , rasch den Rhythmus klopfte, der andere mit beiden Händen auf verschiedene

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