Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Stellen des Trommelfells drücken und dadurch die Tonhöhe verändern konnte. Jetzt hörte sich das ganz anders an, nämlich wie buuda-buuda-buuda-bidda-biida- biida-biida-bidda-buuda-biiuda-biiitda-badda-bidda-bidda- bidda-badda , und es entstanden eine Menge interessanter Klänge.
Nun wollte die Tänzerin, die die Bettlerin spielte, daß der Anstieg und Abfall der Tonhöhe jeweils mit ihrem Tanz übereinstimmte (bei dem Band, das für diese Szene verwendet worden war, unterlagen diese Veränderungen dem Zufall), und sie setzte dazu an, uns zu erklären, was sie tun werde: »Zuerst mache ich viermal diese Bewegung, und zwar so; dann beuge ich mich hinunter, so, und suche acht Takte lang im Sand herum; dann stehe ich auf und drehe mich in diese Richtung.« Ich wußte nur zu gut, daß ich mir das nicht merken konnte, und unterbrach sie:
»Legen Sie einfach los und tanzen Sie, ich werde dann schon dazu spielen.«
»Ja, wollen Sie denn gar nicht wissen, wie der Tanz weitergeht? Es ist nämlich so, daß ich, nachdem ich zum zweiten Mal im Sand herumgesucht habe, für acht Takte hier herübergehe.« Es hatte keinen Zweck, ich konnte das nicht behalten und wollte sie wieder unterbrechen, aber da war ja dieses Problem: Es hätte so ausgesehen, als ob ich kein richtiger Musiker wäre!
Nun, Ralph sprang sehr behutsam in die Bresche, indem er erklärte: »Mr. Feynman hat eine besondere Technik für solche Situationen: Er entwickelt die Dynamik lieber direkt und intuitiv, während er Sie tanzen sieht. Lassen Sie uns das einmal probieren, und wenn Sie nicht zufrieden sind, können wir es anders machen.«
Na ja, sie war eine erstklassige Tänzerin, und man konnte voraussehen, was sie als nächstes tun würde. Wenn sie sich anschickte, im Sand herumzuwühlen, bereitete sie sich darauf vor , sich hinzuhocken: jede Bewegung war flüssig und geplant, so daß es recht leicht war, ganz passend zu dem, was sie tat, mit meinen Händen die bzzzs und bschschs und buudas und biddas zu machen, und sie war sehr zufrieden damit. Auf diese Weise überstanden wir den Moment, in dem wir beinahe enttarnt worden wären.
Das Ballett war ein ziemlicher Erfolg. Das Publikum war zwar nicht sehr groß, aber den leuten, die sich die Vorstellung ansahen, gefiel es sehr.
Bevor wir zu den Proben und zu den Vorstellungen nach San Francisco fuhren, waren wir uns der ganzen Sache nicht sicher gewesen. Soll heißen, wir dachten, die Choreographin sei nicht ganz richtig im Kopf: denn, erstens, sollte es in dem Ballett nur Musik von Schlaginstrumenten geben; und daß wir, zweitens, gut genug waren, um Musik für ein Ballett zu machen und dafür auch noch bezahlt werden sollten, war nun wirklich verrückt! Daß ich, der ich nie irgendwelche »Kultur« besessen hatte, schließlich als Berufsmusiker für ein Ballett arbeiten sollte, war für mich gleichsam das höchste der Gefühle.
Wir glaubten nicht, daß es ihr gelingen würde, Balletttänzer zu finden, die bereit sein würden, zu unserer Trommelmusik zu tanzen. (Tatsächlich fand eine Primaballerina aus Brasilien, die mit einem portugiesischen Konsul verheiratet war, daß es unter ihrer Würde sei.) Aber den anderen Tänzern schien die Musik sehr zu gefallen, und mir wurde ganz warm ums Herz, als wir bei der Probe zum erstenmal für sie spielten. Die Freude, die sie empfanden, als sie hörten, wie unsere Rhythmen wirklich klangen (bis dahin hatten sie nur unser Band verwendet, das auf einem kleinen Cassettenrecorder abgespielt wurde), war echt, und ich war sehr viel zuversichtlicher, als ich sah, wie sie auf unser tatsächliches Spiel reagierten. Und an den Kommentaren der Leute, die zu den Vorstellungen kamen, konnten wir ablesen, daß es ein Erfolg war.
Die Choreographin wollte im darauffolgenden Frühjahr ein weiteres Ballett zu unserer Trommelei inszenieren, und so machten wir es genau wie beim erstenmal. Wir nahmen noch ein paar Rhythmen auf Band auf, und sie ließ sich eine andere Geschichte einfallen, die diesmal in Afrika spielte. Ich sprach mit Professor Munger vom Caltech und ließ mir ein paar Sätze aus einer afrikanischen Sprache sagen, die am Anfang gesungen werden sollten (GAwa baNY- Uma GAwa WO oder etwas in der Art) und die ich so lange übte, bis sie saßen.
Später fuhren wir zu ein paar Proben nach San Francisco. Als wir dort hinkamen, stellten wir fest, daß sie ein Problem hatten. Sie wußten nicht, wie sie Elephantenstoßzähne machen sollten, die auf der Bühne gut aussahen.
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