Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Zweitens, wenn Sie ein Übersetzungsverhältnis zwischen zwei Zahnrädern von, sagen wir, 2 zu l haben, und Sie wollen wissen, ob Sie nicht besser ein Verhältnis von 10 zu 5 oder 24 zu 12 oder 48 zu 24 nehmen sollten, dann machen Sie folgendes: Sie schlagen im Bostoner Zahnradkatalog nach und suchen sich die Zahnräder heraus, die in der Mitte der Liste stehen. Die, die oben stehen, haben so viele Zähne, daß sie schwierig herzustellen sind. Wenn man Zahnräder mit noch feineren Zähnen herstellen könnte, wäre die Liste nach oben hin noch länger. Die Zahnräder vom unteren Ende der Liste haben so wenig Zähne, daß diese leicht abbrechen. Also nimmt man für die Konstruktion am besten Zahnräder aus der Mitte der Liste.«
Ich hatte einen Riesenspaß bei der Konstruktion dieser Maschine. Ich brauchte bloß Zahnräder aus der Mitte der Liste herauszusuchen und die kleinen Drehmomente mit den beiden Zahlen zu addieren, die er mir angab, und schon war ich ein Maschinenbauingenieur!
Die Armee wollte mich am Ende des Sommers nicht nach Princeton - also zu meiner Doktorarbeit - zurückgehen lassen. Sie lagen mir weiter mit diesem patriotischen Zeug in den Ohren und boten mir an, wenn ich dabliebe, könnte ich ein ganzes Projekt leiten.
Das Problem war, eine ähnliche Maschine zu konstruieren wie die erste - was sie ein Richtgerät nannten -, aber diesmal glaubte ich, es sei leichter zu lösen, denn der Schütze sollte in gleicher Höhe in einem anderen Flugzeug hinterherfliegen. Er sollte seine Höhe und seine geschätzte Entfernung zu dem anderen Flugzeug in meine Maschine eingeben. Diese sollte dann automatisch die Kanone im richtigen Winkel nach oben kippen und die Zündung auslösen.
Als Leiter dieses Projektes sollte ich nach Aberdeen reisen, um Tabellen mit den Schußwerten aufzustellen. Ein paar vorläufige Daten lagen jedoch schon vor. Allerdings stellte ich fest, daß es für die größeren Höhen, in denen diese Flugzeuge fliegen würden, keine Daten gab. Deshalb rief ich an, um herauszufinden, warum es dafür keine Daten gab, und es stellte sich heraus, daß die Zünder, die sie verwendeten, keine Zeitzünder waren, sondern Pulverzünder, die in diesen Höhen nicht funktionierten - sie verpufften in der dünnen Luft.
Ich hatte angenommen, ich müßte nur den Luftwiderstand in unterschiedlichen Höhen berücksichtigen. Statt dessen bestand meine Aufgabe darin, eine Maschine zu erfinden, die das Geschoß im richtigen Moment zur Explosion bringen würde. Und das, obwohl der Zünder nicht funktionierte!
Ich fand, das sei zu schwierig für mich, und ging nach Princeton zurück.
Tests mit Spürhunden
Wenn ich in Los Alamos ein wenig Freizeit hatte, fuhr ich oft nach Albuquerque, das ein paar Stunden entfernt war, um meine Frau zu besuchen, die dort im Krankenhaus lag. Einmal wollte ich sie besuchen und konnte nicht sofort zu ihr hinein, deshalb ging ich in die Krankenhausbücherei, um etwas zu lesen.
Ich las einen Artikel in Science über Spürhunde und ihren ausgezeichneten Geruchssinn. Die Autoren beschrieben die verschiedenen Experimente, die sie durchgeführt hatten - die Spürhunde konnten Gegenstände identifizieren, die von Leuten berührt worden waren, und so weiter -, und ich fing an, darüber nachzudenken: Es ist tatsächlich bemerkenswert, wie gut Spürhunde riechen können, daß sie Spuren von Leuten verfolgen können und so weiter, aber wie gut sind wir eigentlich?
Als es soweit war, daß ich meine Frau besuchen konnte, ging ich zu ihr und sagte: »Wir machen jetzt ein Experiment. Die Cola-Flaschen da drüben (sie hatte einen Sechserpack mit leeren Cola-Flaschen, die sie aufbewahrte, bis jemand einkaufen ging) - die hast du doch seit ein paar Tagen nicht angefaßt, oder?«
»Ja, stimmt.«
Ich brachte den Sechserpack zu ihr hinüber, ohne die Flaschen zu berühren, und sagte: »O. k. Ich gehe jetzt hinaus, und du nimmst eine von den Flaschen, hantierst damit ungefähr zwei Minuten herum und stellst sie dann zurück. Ich komme dann wieder herein und versuche zu sagen, welche Flasche es war.«
Ich ging also hinaus, und sie nahm eine von den Flaschen und behielt sie eine ganze Weile in der Hand - ziemlich lange, denn ich bin ja kein Spürhund! Dem Artikel zufolge können sie es herausfinden, wenn man den Gegenstand nur ganz kurz berührt hat.
Dann kam ich zurück, und es war völlig klar! Ich brauchte nicht mal an dem verdammten Ding zu riechen, denn natürlich hatte die Flasche eine andere
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