Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
in meinem Zimmer in Princeton, als Bob Wilson hereinkam und erzählte, ihm seien Mittel für eine Aufgabe zur Verfügung gestellt worden, die geheim sei, er dürfe mit niemandem darüber sprechen, aber er werde es mir erzählen, weil er wisse, sobald ich erführe, was er tun werde, würde ich einsehen, daß ich mitmachen müsse. Dann erzählte er mir von der Aufgabe, verschiedene Uranisotope voneinander zu trennen, um daraus schließlich eine Bombe zu machen. Er hatte ein Verfahren zur Trennung von Uranisotopen (das sich von dem letztlich verwendeten unterschied), und er wollte versuchen, es weiterzuentwickeln. Er erzählte mir davon und sagte: »Es findet ein Treffen ...«
Ich sagte, ich wolle nicht daran mitarbeiten.
Er sagte: »Na gut, um drei Uhr findet ein Treffen statt. Bis dann.«
Ich sagte: »Es ist in Ordnung, daß du mir das Geheimnis gesagt hast, denn ich werde es niemandem erzählen, aber ich werde nicht mitmachen.«
Dann wandte ich mich wieder meiner Dissertation zu - für ungefähr drei Minuten. Dann begann ich auf und ab zu gehen und mir die Sache zu überlegen. Die Deutschen hatten Hitler, und daß sie in der Lage waren, eine Atombombe zu entwickeln, war offensichtlich, und die Möglichkeit, daß sie sie vor uns entwickeln könnten, war wirklich zum Fürchten. Deshalb entschloß ich mich, zu dem Treffen um drei Uhr zu gehen.
Um vier Uhr saß ich bereits in einem Zimmer an einem Schreibtisch und versuchte zu berechnen, ob diese bestimmte Methode durch den Gesamtbetrag des Stroms begrenzt war, den man in einen Ionenstrahl bekommt, und so weiter. Auf Details möchte ich nicht eingehen. Aber ich hatte einen Schreibtisch, und ich hatte Papier, und ich arbeitete so hart und so schnell, wie ich konnte, damit die Burschen, die die Apparate bauten, gleich an Ort und Stelle die Experimente durchführen konnten.
Es war wie in diesen Filmen, wo man ein Gerät sieht, und dann macht es bruuuuup, bruuuuup, bruuuuup. Jedesmal, wenn ich hinguckte, wurde das Ding größer. Was passierte, war natürlich, daß alle Jungs sich entschlossen hatten, daran zu arbeiten und ihre wissenschaftliche Forschung zu unterbrechen. Die ganze Wissenschaft hörte während des Krieges auf, ausgenommen das, was in Los Alamos gemacht wurde. Und das war nicht viel Wissenschaft; es war zum größten Teil Technik.
Man trug die ganzen Geräte von verschiedenen Forschungsprojekten zusammen, um den neuen Apparat für das Experiment zu bauen - für den Versuch, die Uranisotope zu trennen. Auch ich unterbrach meine Arbeit aus demselben Grund, obwohl ich nach einer Weile sechs Wochen Urlaub nahm und meine Dissertation beendete. Und ich bekam meinen akademischen Grad, kurz bevor ich nach Los Alamos ging - ich war also auf der Stufenleiter nicht ganz so weit unten, wie ich glauben gemacht habe.
Eine der ersten interessanten Erfahrungen, die ich bei diesem Projekt in Princeton machte, war die Begegnung mit bedeutenden Männern. Ich war vorher nicht mit sehr vielen bedeutenden Männern zusammengekommen. Aber es gab einen Ausschuß, der Beurteilungen abgeben und versuchen sollte, uns zu unterstützen und bei der endgültigen Entscheidung behilflich zu sein, auf welche Weise wir das Uran trennen würden. In dieser Kommission waren Männer wie Compton, Tolman, Smyth, Urey, Rabi und Oppenheimer vertreten. Ich nahm an den Sitzungen teil, weil ich theoretisch etwas davon verstand, wie unser Verfahren zur Trennung der Isotope funktionierte, und deshalb stellten sie mir Fragen und besprachen das dann. Bei diesen Diskussionen brachte jemand ein Argument vor. Dann erklärte beispielsweise Compton einen anderen Gesichtspunkt. Er sagte, es müsse so gehen, und er hatte völlig recht. Dann sagte jemand anders, ja, vielleicht sei es so, aber demgegenüber sei noch diese andere Möglichkeit zu berücksichtigen.
Um den ganzen Tisch herum vertritt also jeder eine andere Meinung. Ich bin überrascht und beunruhigt, daß Compton sein Argument nicht wiederholt und ihm Nachdruck verleiht. Schließlich sagt Tolman, der der Vorsitzende ist: »Nachdem wir nun alle diese Argumente gehört haben, denke ich, daß Comptons Argument tatsächlich das beste ist, und jetzt müssen wir weiterkommen.«
Es war ein solcher Schock für mich, daß in einem derartigen Ausschuß eine ganze Menge Ideen dargelegt werden konnten und jeder einzelne zugleich an einen neuen Aspekt dachte und im Gedächtnis behielt, was die anderen gesagt hatten, so daß am Ende entschieden wurde, welche
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