Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
so, dann st dieses ganze Zeug für Sie!« Wir hatten wochenlang Meßgeräte verfrachtet und angenommen, man würde nicht bemerken, daß sie nach Albuquerque gingen. So lieferte ich wenigstens einen Grund, warum wir all diese Kisten verschickten; ich fuhr nach Albuquerque.
Nun, als wir ankamen, waren die Häuser, die Wohnheime und das alles nicht fertig. Tatsächlich waren nicht einmal die Laboratorien ganz fertig. Dadurch, daß wir früher als geplant ankamen, brachten wir die Leute dort in Bedrängnis. Sie drehten durch und mieteten in der ganzen Gegend Farmhäuser an. Wir wohnten anfangs in einem Farmhaus und fuhren morgens zur Baustelle. Als ich zum erstenmal morgens hinausfuhr, war ich ungeheuer beeindruckt. Für jemanden aus dem Osten, der nicht viel gereist war, war die Landschaft sagenhaft schön. Es gibt da diese großen Felsen, die man aus Filmen kennt. Man kommt von unten hoch und ist sehr überrascht, wenn man diese hohe Mesa sieht. Als wir hochfuhren, sagte ich, vielleicht hätten hier Indianer gelebt, und das Beeindruckendste für mich war, daß der Fahrer den Wagen anhielt, um eine Ecke bog und mir einige Indianerhöhlen zeigte, die man besichtigen konnte. Es war sehr aufregend.
Als ich zum erstenmal zur Baustelle kam, sah ich, daß es dort einen technischen Bereich gab, der schließlich eingezäunt werden sollte, aber noch offen war. Außerdem sollte da eine Stadt hinkommen und weiter draußen, um die Stadt herum, ein großer Zaun. Aber die Bauarbeiten waren noch im Gange, und mein Freund Paul Olum, der mein Assistent war, stand mit einem Klemmbrett am Tor, kontrollierte die hinein- und hinausfahrenden Lastwagen und zeigte ihnen, wohin sie fahren sollten, um das Material an den verschiedenen Stellen abzuliefern.
Als ich ins Labor ging, traf ich Männer, von denen ich gehört hatte, weil ich ihre Arbeiten in Physical Review gesehen hatte und so weiter. Begegnet war ich ihnen noch nie. Dann hieß es: »Das ist John Williams.« Und vom Schreibtisch, der mit Blaupausen bedeckt ist, steht jemand auf, die Ärmel hochgekrempelt, und ruft Anweisungen zum Fenster hinaus, um Lastwagen mit Baumaterial in verschiedene Richtungen zu dirigieren. Mit anderen Worten, die Experimentalphysiker hatten nichts zu tun, bis ihre Gebäude und Apparate fertig waren, deshalb bauten sie einfach die Gebäude - oder halfen mit, die Gebäude zu bauen.
Die theoretischen Physiker konnten dagegen gleich mit der Arbeit beginnen, deshalb wurde entschieden, daß sie nicht in den Farmhäusern, sondern am Bauplatz wohnen sollten. Wir fingen sofort mit der Arbeit an. Es gab keine Wandtafeln, nur eine Tafel auf Rädern, und wir rollten sie herum, und Robert Serber erklärte uns alles, was sie sich in Berkeley im Hinblick auf die Atombombe und die Kernphysik und all diese Dinge überlegt hatten. Ich wußte nicht sehr viel darüber; ich hatte mich mit anderen Dingen beschäftigt. Deshalb mußte ich furchtbar viel arbeiten.
Jeden Tag habe ich studiert und gelesen, studiert und gelesen. Es war eine sehr hektische Zeit. Aber ich hatte ein bißchen Glück. Außer Hans Bethe waren die hohen Tiere zu der Zeit alle fort; und was Hans Bethe brauchte, war jemand, mit dem er reden konnte, um seine Ideen auszuprobieren. Nun, wir sind in einem Büro, und er kommt ein bißchen in Fahrt und fängt an zu streiten und seine Ideen zu erklären. Ich sage: »Nein, nein, Sie sind ja verrückt. Das geht so.« Und er: »Einen Moment«, und er erklärt, daß nicht er verrückt ist, sondern daß ich es bin. Und das geht dann so weiter. Denn wenn es um Physik geht, dann denke ich nur an die Physik und achte nicht darauf, mit wem ich rede, deshalb sage ich Sachen wie »nein, nein, Sie liegen falsch« oder »Sie sind ja verrückt«. Aber es zeigte sich, daß das genau das war, war er brauchte. Ich bekam einen Pluspunkt deswegen und wurde schließlich Gruppenleiter unter Bethe mit vier Leuten unter mir.
Nun, als ich dort ankam, waren die Wohnheime, wie gesagt, noch nicht bezugsfertig. Aber die theoretischen Physiker mußten ja trotzdem dort bleiben. Zuerst quartierten sie uns in einem alten Schulgebäude ein - in einer früheren Jungenschule. Ich wohnte in einem Raum, der das Pedellzimmer hieß. Wir waren da alle zusammengepfercht und schliefen in Etagenbetten, und es war nicht besonders gut organisiert, denn wenn Bob Christy und seine Frau ins Badezimmer wollten, mußten sie durch unser Schlafzimmer gehen. Das war also reichlich unbequem.
Endlich war das Wohnheim
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