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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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waren. Waren sie ihrer Meinung nach nicht o. k., dann ließen sie den Brief an uns zurückgehen mit einer Notiz, daß der und der Paragraph unserer »Vereinbarung« verletzt worden sei.
    So wurde schließlich sehr behutsam unter all diesen liberal gesinnten Wissenschaftlern mit vielen Vorschriften eine Zensur eingerichtet. Es war uns gestattet, Kommentare zum Vorgehen der Verwaltung abzugeben, wenn wir das wollten, so daß wir an unseren Senator schreiben und ihm mitteilen konnten, es passe uns nicht, wie die Dinge betrieben würden, und so weiter. Man sagte, man werde uns Bescheid geben, wenn sich irgendwelche Schwierigkeiten ergeben sollten.
    Es war also alles veranlaßt, und kaum ist die Zensur den ersten Tag in Kraft: Telephon! Klingeling!
    Ich: »Was gibt's?«
    »Kommen Sie doch bitte mal rüber.«
    Ich komme rüber.
    »Was ist das?«
    »Das ist ein Brief von meinem Vater.«
    »Wie, was ist das?«
    Es ist liniertes Papier, und entlang den Linien laufen Punkte - vier Punkte drunter, ein Punkt drüber, zwei Punkte drunter, ein Punkt drüber, zwei Punkte übereinander...
    »Was ist das da?«
    Ich sagte: »Das ist ein Code.«
    Sie darauf: »Yeah, es ist ein Code, aber was bedeutet er?«
    Ich sagte: »Ich weiß nicht, was er bedeutet.«
    Sie sagten: »Na schön, was ist der Schlüssel zu dem Code? Wie dechiffrieren Sie ihn?«
    Ich sagte: »Tja, keine Ahnung.«
    Dann fragten sie: »Was ist das hier?«
    Ich sagte: »Das ist ein Brief von meiner Frau - er lautet: TJXYWZ TW1X3.«
    »Was ist das?«
    Ich sagte: »Ein anderer Code.«
    »Und was ist der Schlüssel dazu?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie sagten: »Sie bekommen Codes und kennen den Schlüssel nicht?«
    Ich sagte: »Ganz recht. Das ist ein Spiel. Dabei geht es darum, ob sie es schaffen, mir einen Code zu schicken, den ich nicht knacken kann, verstehen Sie? Sie denken sich also am anderen Ende Codes aus und schicken sie mir, und sie verraten mir nicht, was der Schlüssel ist.«
    Nun war eine der Zensurvorschriften, daß nichts verändert werden sollte, was man normalerweise mit seiner Post machte. Deshalb sagten sie: »Also, Sie werden ihnen mittei len, sie sollen bitte den Schlüssel mitschicken.«
    Ich sagte: »Aber ich will den Schlüssel nicht sehen.«
    Sie sagten: »Na gut, wir werden den Schlüssel herausnehmen.«
    Wir hatten also diese Abmachung. O. k? Na schön. Am nächsten Tag bekomme ich einen Brief von meiner Frau, und darin steht: »Es fällt mir schwer zu schreiben, denn es kommt mir so vor, als würde der mir über die Schulter gucken.« Und wo das Wort war, ist ein Fleck vom Tintenentferner.
    Ich ging hinüber ins Büro und sagte: »Sie dürfen die hereinkommende Post nicht anrühren, wenn sie Ihnen nicht gefällt. Sie können sie sich anschauen, aber Sie dürfen nichts herausnehmen.«
    Sie sagten: »Machen Sie sich nicht lächerlich. Glauben Sie, daß Zensoren so arbeiten - mit Tintenentferner? Die nehmen die Schere und schneiden etwas heraus.«
    Ich sagte o. k. Dann schrieb ich meiner Frau und fragte: »Hast Du in Deinem Brief Tintenentferner verwendet?« Sie schreibt zurück: »Nein, ich habe in meinem Brief keinen Tintenentferner verwendet, daß muß der gewesen sein.« - und an der Stelle ist ein Stück aus dem Papier herausgeschnitten.
    Ich ging also wieder zu dem Major, der das alles beaufsichtigen sollte, und beschwerte mich. Das kostete zwar ein bißchen Zeit, aber ich hatte das Gefühl, daß ich als gewählter Vertreter irgendwie dafür sorgen mußte, daß die Sache geklärt wurde. Der Major versuchte mir zu erklären, daß die Leute, die als Zensoren fungierten, belehrt worden seien, aber sie verstünden nicht, daß neuerdings so behutsam vorgegangen werden müsse.
    Jedenfalls fragte er mich: »Was ist denn los, glauben Sie nicht an meinen guten Willen?«
    Ich sagte: »Doch, Sie haben bestimmt den guten Willen, aber ich glaube nicht, daß Sie die Macht haben.« Denn er hatte diesen Job ja schon drei oder vier Tage gemacht.
    Er sagte: »Das werden wir ja sehen!« Er greift sich das Telephon, und alles ist bereinigt. Aus den Briefen wird nichts mehr herausgeschnitten.
    Es gab allerdings eine Reihe von anderen Schwierigkeiten. So bekam ich eines Tages einen Brief von meiner Frau und eine Notiz vom Zensor, die lautete: »Dem Brief lag ein Code ohne Schlüssel bei, deshalb wurde er herausgenommen.«
    Als ich am gleichen Tag meine Frau in Albuquerque besuchte, fragte sie: »Na, hast du alles mitgebracht?«
    Ich sagte: »Was hätte ich denn

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