Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
machte die ganze verflixte Schublade leer, legte alles beiseite und ging wieder nach oben.
Die Versammlung hatte gerade aufgehört, und alles strömte heraus; und ich schloß mich der Mannschaft an und beeilte mich, Teller einzuholen und sagte: »Ach, übrigens, zeigen Sie mir doch mal Ihre Schreibtischschublade.«
»Gewiß«, sagte er und zeigte mir seinen Schreibtisch.
Ich sah ihn mir an und sagte: »Ich finde, das sieht ziemlich gut aus. Lassen Sie mal sehen, was Sie da drin haben.«
»Ich zeig's Ihnen gerne«, sagte er, während er den Schlüssel ins Schloß steckte und die Schublade öffnete. »Aber«, fügte er hinzu, »Sie haben es ja bereits gesehen.«
Das Ärgerliche, wenn man einem hochintelligenten Mann wie Mr. Teller einen Streich spielt, ist, daß er von dem Moment an, in dem er sieht, daß etwas nicht in Ordnung ist, bis zu dem Augenblick, in dem er genau erkennt, was passiert ist, viel zu wenig Zeit braucht, als daß es einem Spaß machen würde!
Einige der speziellen Aufgaben, die ich in Los Alamos hatte, waren recht interesant. Eine davon hatte mit der Sicherheit der Fabrik in Oak Ridge, Tennessee, zu tun. In Los Alamos sollte die Bombe gebaut werden, aber in Oak Ridge versuchten sie, die Uranisotope zu trennen - Uran 238 und das explosive Uran 235. Sie fingen gerade erst an, mit einem experimentellen Verfahren unendlich kleine Mengen von 235 zu gewinnen, und gleichzeitig erprobten sie die chemische Herstellung. Es sollte eine große Fabrik gebaut werden, sie sollten den Stoff tonnenweise bekommen, und dann sollten sie den gereinigten Stoff nehmen und ihn noch einmal reinigen und für die nächste Stufe vorbereiten (man muß ihn in mehreren Stufen reinigen). So waren sie also einerseits in der Erprobungsphase, und andererseits gewannen sie mit einer der Anlagen experimentell ein kleines bißchen U 235. Und sie versuchten herauszufinden, wie sie den Stoff prüfen konnten, um festzustellen, wieviel Uran 235 er enthielt. Obwohl wir ihnen Anweisungen schickten, bekamen sie es nie hin.
Schließlich meinte Emilio Segre, die einzige Möglichkeit, das in Ordnung zu bringen, sei, hinzufahren und zu sehen, was da los sei. Die Leute von der Armee sagten: »Nein, es ist unser Grundsatz, daß alle Informationen von Los Alamos an einem Ort bleiben müssen.«
Die Leute in Oak Ridge wußten überhaupt nicht, wozu das verwendet werden sollte; sie wußten nur, was ihre Aufgabe war. Das heißt, die Leute an der Spitze wußten, daß sie Uran trennten, aber sie wußten nicht, wie stark die Bombe war oder wie sie genau funktionierte und so weiter. Die Leute unten wußten überhaupt nicht , was sie taten. Und die Armee wollte, daß es so blieb. Es gab keinen Informationsaustausch. Aber Segre beharrte darauf, sie würden es nie hinkriegen, den Urangehalt zu ermitteln, und die ganze Sache werde sich in Wohlgefallen auflösen. Deshalb fuhr er schließlich doch hin, um zu sehen, was sie trieben, und als er einen Rundgang machte, sah er, wie eine Korbflasche mit Wasser herumgefahren wurde, mit grünem Wasser - nämlich Urannitratlösung.
Er fragte: »He, geht ihr damit auch so um, wenn es gereinigt ist? Habt ihr das wirklich vor?«
Sie sagten: »Na sicher - wieso denn nicht?«
»Meint ihr nicht, daß es explodiert?« fragte er.
Huch! Explodiert?
Da sagten die von der Armee: »Sehen Sie! Wir hätten denen keine Informationen zukommen lassen sollen! Jetzt sind sie völlig durcheinander.«
Es stellte sich heraus, daß die Armee begriffen hatte, wieviel Stoff wir brauchten, um eine Bombe zu bauen - zwanzig Kilogramm oder wieviel es war - und es war ihnen klar, daß so viel gereinigtes Material nie auf einmal in der Fabrik sein durfte, so daß keine Gefahr bestand. Was sie aber nicht wußten, war, daß die Neutronen ungeheuer viel wirksamer sind, wenn sie im Wasser gebremst werden. Im Wasser braucht man weniger als ein Zehntel - nein, ein Hundertstel - des Materials, um eine Reaktion herbeizuführen, bei der Radioaktivität entsteht. Es tötet Leute, die sich in der Nähe befinden. Es war sehr gefährlich, und sie hatten überhaupt nicht auf die Sicherheit geachtet.
Also geht ein Telegramm von Oppenheimer an Segre: »Sehen Sie sich die ganze Fabrik an. Stellen Sie fest, wo es nach deren Vorgehen zu Konzentrationen des Stoffes kommen wird. Wir berechnen inzwischen, wieviel zusammenkommen kann, ohne daß es eine Explosion gibt.«
Zwei Gruppen machten sich an die Arbeit. Christys Gruppe arbeitete an wäßrigen
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