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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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der Blaupause, rauf und runter, der andere geht rauf und runter, vor und zurück, vor und zurück, und sie schauen sich beide an. Sie drehen sich zu mir herum, sperren den Mund auf wie Fische und sagen: »Sie haben vollkommen recht, Sir.«
    Dann rollten sie die Baupläne zusammen, und weg waren sie, und wir gingen hinaus. Und Mr. Zumwalt, der die ganze Zeit verfolgt hatte, was ich tat, sagte: »Einfach genial. Ich fand das schon damals, als Sie durch die Fabrik gegangen sind und denen am nächsten Morgen was über Verdampfer C-21 in Gebäude 90-207 erzählen konnten. Aber was Sie eben gemacht haben, ist so phantastisch , daß ich wissen möchte, wie, wie machen Sie das?«
    Ich erzählte ihm, man versuche halt herauszufinden, ob es ein Ventil sei oder nicht.
    Ein anderes Problem, an dem ich arbeitete, war folgendes. Wir mußten viele Berechnungen anstellen, und dazu benutzten wir Marchant-Rechenmaschinen. Übrigens, nur um eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie es in Los Alamos zuging: Wir hatten diese Marchant-Computer - Handrechenmaschinen mit Zahlen. Man drückt darauf, und sie multiplizieren, dividieren, addieren und so weiter, aber nicht so einfach, wie das heute geht. Das waren mechanische Geräte, die oft kaputtgingen und dann zur Reparatur an den Hersteller eingeschickt werden mußten. Sehr bald hatten wir nicht mehr genug Maschinen. Ein paar von uns fingen an, die Deckel abzunehmen. (Eigentlich sollte man das nicht. Die Vorschrift lautete: »Bei Entfernen des Deckels übernehmen wir keine Verantwortung...«) Wir nahmen also die Deckel ab und bekamen ein paar schöne Lektionen, wie man die Maschinen in Ordnung bringt, und je schwieriger die Reparaturen wurden, desto besser wurden wir. Wenn etwas zu kompliziert wurde, schickten wir es an den Hersteller, aber die leichteren Sachen machten wir selber und sorgten so dafür, daß es weiterging. Ich war schließlich für alle Computer zuständig, und in der Werkstatt war ein Bursche, der sich um die Schreibmaschinen kümmerte.
    Jedenfalls kamen wir zu dem Schluß, daß das große Problem - nämlich herauszufinden, was genau während der Implosion der Bombe geschieht, damit man exakt ausrechnen kann, wieviel Energie freigesetzt wird und so weiter - sehr viel mehr Berechnungen erforderte, als wir anstellen konnten. Ein kluger Bursche namens Stanley Frankel stellte fest, daß es sich möglicherweise auf IBM-Maschinen machen ließe. Die Firma IBM hatte Maschinen, die in der Wirtschaft eingesetzt wurden: Addiermaschinen, sogenannte Tabulatoren zum Auflisten von Summen, und eine Multipliziermaschine, in die man Karten eingab und die zwei Zahlen von einer Karte ablas und sie multiplizierte. Es gab auch Kollationiermaschinen, Sortierer und so weiter.
    Frankel dachte sich also ein hübsches Programm aus. Wenn wir genügend von diesen Maschinen in einen Raum bekämen, könnten wir die Karten nehmen und sie nacheinander bearbeiten lassen. Jeder, der numerische Berechnungen anstellt, weiß heute genau, wovon ich spreche, aber damals war das etwas Neues - Massenproduktion mit Maschinen. Wir hatten so etwas schon auf Addiermaschinen gemacht. Für gewöhnlich geht man Schritt für Schritt vor und macht alles selbst. Aber dies war etwas anderes: Man ging erst an die Addiermaschine, dann zur Multipliziermaschine, dann wieder zur Addiermaschine und so weiter. Frankel entwarf also dieses System und bestellte die Maschinen bei der Firma IBM, denn es war uns klar, daß das eine gute Möglichkeit war, unsere Probleme zu lösen.
    Wir brauchten jemanden, der die Maschinen reparierte, sie wartete und so weiter. Und die Armee schickte immer nur einen von ihren Leuten, aber er kam dauernd mit Verspätung. Nun, wir waren immer in Eile. Alles , was wir taten, versuchten wir so schnell wie möglich zu machen. In diesem besonderen Fall arbeiteten wir alle Rechenschritte aus, die die Maschinen durchführen sollten - dies multiplizieren, dann dies tun und dies subtrahieren. Dann arbeiteten wir das Programm aus, aber wir hatten keine Maschine, um es zu testen. Deshalb besetzten wir einen Raum mit Mädchen. Jede hatte einen Marchant: die eine multiplizierte, die nächste addierte. Eine andere kubierte - sie tat nichts anderes, als die Zahl auf einer Indexkarte zu kubieren und sie dann an das nächste Mädchen weiterzugeben.
    Auf diese Weise gingen wir unseren Rechenzyklus durch, bis wir alle Fehler ausgemerzt hatten. Es zeigte sich, daß wir es so weitaus schneller machen konnten, als wenn jeder

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