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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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dachte, Sie würden gern herkommen und sich umsehen, eine Bleibe finden und sich einleben, bevor Sie mit Ihrem Unterricht beginnen.«
    Ich war zurück in der Zivilisation, und ich wußte nicht, wie es da zuging!
    Professor Gibbs schickte mich zur Studentenvereinigung, wo ich nach einer Unterkunft fragen sollte. Es ist ein großes Gebäude, in dem Unmassen von Studenten herumlaufen. Ich gehe zu einem großen Informationsschalter mit dem Schild »UNTERKÜNFTE« und sage: »Ich bin neu hier und suche ein Zimmer.«
    Der Typ sagte: »Junge, die Wohnsituation in Ithaca ist schwierig. Ob du's glaubst oder nicht, sie ist so schwierig, daß letzte Nacht sogar ein Professor hier in der Halle auf einer Couch schlafen mußte!«
    Ich schaue mich um, und es ist dieselbe Eingangshalle! Ich wende mich wieder an ihn und sage: »Also, ich bin dieser Professor, und der Professor möchte das nicht noch einmal machen!«
    Meine erste Zeit in Cornell als neuer Professor war interessant und mitunter amüsant. Ein paar Tage nach meiner Ankunft kam Professor Gibbs in mein Büro und erklärte mir, daß wir so spät im Semester gewöhnlich keine Studenten aufnähmen, daß wir aber in wenigen Fällen, wenn der Bewerber sehr, sehr gut sei, eine Ausnahme machen könnten. Er reichte mir eine Bewerbung und bat mich, sie anzuschauen.
    Er kommt zurück: »Na, was meinen Sie?«
    »Ich meine, er ist erstklassig, und ich finde, wir sollten ihn nehmen. Ich glaube, wir können uns glücklich schätzen, ihn hier zu haben.«
    »Ja, aber haben Sie sich sein Photo angesehen?«
    »Was könnte das wohl für einen Unterschied machen'?« rief ich aus.
    »Überhaupt keinen, Sir. Ich bin froh, daß Sie das sagen. Ich wollte sehen, wen wir hier als neuen Professor haben.« Es gefiel Gibbs, wie ich sofort auf ihn reagierte, ohne mir zu überlegen: »Er ist Fachbereichsleiter, und ich bin neu hier, ich bin also lieber vorsichtig mit dem, was ich sage.«
    Ich bin nicht schnell genug, um so zu überlegen; meine erste Reaktion ist unmittelbar, und ich sage das erste, was mir in den Sinn kommt.
    Dann kam jemand anders in mein Büro. Er wollte mit mir über Philosophie reden, und ich kann mich wirklich nicht erinnern, was er sagte, aber er wollte, daß ich mich irgendeinem Professoren-Club anschloß. Der Club war irgend so ein antisemitischer Verein, der meinte, daß die Nazis nicht so übel seien. Er versuchte mir zu erklären, daß es zu viele Juden gebe, die dies und das machten - irgendwas Verrücktes. So wartete ich, bis er fertig war, und sagte dann zu ihm: »Wissen Sie, Sie haben einen großen Fehler gemacht: ich komme aus einer jüdischen Familie.« Er ging hinaus, und von dem Zeitpunkt an verlor ich den Respekt vor einigen der Professoren in den Geisteswissenschaften und anderen Bereichen an der Cornell University.
    Ich war dabei, nach dem Tod meiner Frau wieder neu anzufangen, und ich wollte ein paar Mädchen kennenlernen.
    Damals gab es eine Menge geselliger Tanzveranstaltungen. Auch in Cornell gab es viele Tanzveranstaltungen, bei denen sich Kontakte ergaben, die die Leute zusammenbrachten, vor allem für Erstsemester und andere, die sich entschlossen hatten, wieder zu studieren.
    Ich erinnere mich an den ersten Tanzabend, zu dem ich ging. Ich hatte, während ich in Los Alamos war, drei oder vier Jahre lang nicht mehr getanzt; ich war nicht mal in Gesellschaft gewesen. Ich ging also zu dieser Tanzveranstaltung und tanzte so gut ich konnte, wobei ich fand, daß meine Tanzerei einigermaßen in Ordnung sei. Man kriegt das gewöhnlich mit, wenn man mit jemandem tanzt und der andere sich dabei recht gut fühlt.
    Beim Tanzen sprach ich ein bißchen mit dem Mädchen; sie stellte mir ein paar Fragen über mich, und ich stellte ihr ein paar über sie. Aber wenn ich mit einem Mädchen tanzen wollte, mit dem ich vorher schon einmal getanzt hatte, mußte ich nach ihr suchen.
    »Mögen Sie nochmal tanzen?«
    »Nein, tut mir leid; ich muß ein bißchen Atem schöpfen.« Oder: »Also, ich muß mal auf die Toilette« - diese und jene Ausrede, von zwei oder drei Mädchen hintereinander! Was war mit mir los? Tanzte ich schlecht? Oder lag es an meiner Person?
    Ich tanzte mit einem anderen Mädchen, und wieder kamen die üblichen Fragen: »Sind Sie Student oder Doktorand?« (Viele Studenten sahen älter aus, weil sie beim Militär gewesen waren.)
    »Nein, ich bin Professor.«
    »Ach? In welchem Fach?«
    »Theoretische Physik.«
    »Da haben Sie wohl an der Atombombe

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