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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Kurs zu arbeiten.
    Mathematische Methoden der Physik war ein idealer Kurs für mich. Es war das, was ich während des Krieges gemacht hatte - Mathematik auf die Physik anwenden. Ich wußte, welche Methoden wirklich nützlich waren und welche nicht. Ich hatte damals eine Menge Erfahrung, weil ich vier Jahre lang so hart gearbeitet und dabei mathematische Tricks angewandt hatte. So legte ich die verschiedenen Gebiete der Mathematik dar und wie man mit ihnen umgeht, und die Papiere - die Notizen, die ich im Zug machte - habe ich immer noch.
    Ich stieg in Ithaca aus dem Zug und trug wie gewöhnlich meinen schweren Koffer auf der Schulter. Da rief emand: »Taxi, Sir?«
    Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, ein Taxi zu nehmen: Ich war immer ein junger Bursche gewesen, der nicht viel Geld hatte und sein eigener Herr sein wollte. Aber ich dachte mir: »Ich bin jetzt Professor - ich muß würdevoll sein.« So nahm ich meinen Koffer von der Schulter, trug ihn mit der Hand und sagte: »Ja.«
    »Wohin soll's gehen?«
    »Zum Hotel.«
    »Zu welchem Hotel?«
    »Zu einem der Hotels, die es in Ithaca gibt.«
    »Haben Sie sich ein Zimmer reservieren lassen?«
    »Nein.«
    »Es ist nicht so einfach, ein Zimmer zu bekommen.«
    »Wir fahren einfach von Hotel zu Hotel. Ich gehe fragen, und Sie warten auf mich.«
    Ich versuchte es im Hotel Ithaca: kein Zimmer. Wir fahren zum Traveller's Hotel: sie haben auch kein Zimmer.
    Ich sage zu dem Taxifahrer: »Es hat keinen Sinn, mit mir durch die Stadt zu fahren; das wird mir zu teuer. Ich werde von Hotel zu Hotel gehen.« Ich lasse meinen Koffer im Traveller's Hotel und fange an, herumzulaufen und nach einem Zimmer zu suchen. Da kann man sehen, wie gut vorbereitet ich als frischgebackener Professor war.
    Ich traf jemanden, der ebenfalls auf der Suche nach einem Zimmer herumlief. Es stellte sich heraus, daß die Hotel-Situation völlig hoffnungslos war. Nach einer Weile wanderten wir eine Art Hügel hinauf und merkten allmählich, daß wir uns dem Campus der Universität näherten.
    Wir sahen etwas, das wie ein Logierhaus aussah, und durch ein offenes Fenster konnte man drinnen Etagenbetten sehen. Es war inzwischen Nacht, und wir beschlossen zu fragen, ob wir dort schlafen könnten. Die Tür war offen, aber es war niemand im ganzen Haus. Wir gingen hinauf in eines der Zimmer, und der andere Typ sagte: »Also los, jetzt schlafen wir einfach hier!«
    Ich hielt das nicht für so gut. Mir kam das vor wie Diebstahl. Jemand hatte die Betten gemacht; sie könnten nach Hause kommen und uns in ihren Betten finden, und wir würden Ärger bekommen.
    Also gehen wir hinaus. Wir gehen ein bißchen weiter und sehen unter einer Laterne einen Riesenhaufen Blätter, die von den Rasenflächen zusammengefegt worden waren - es war Herbst. Ich sage: »He! Wir könnten in die Blätter kriechen und hier schlafen.« Ich probierte es; sie waren ganz weich. Ich war es müde, umherzulaufen, und wenn der Blätterhaufen nicht gerade unter einer Laterne gewesen wäre, wäre er genau richtig gewesen. Aber ich wollte nicht gleich in Schwierigkeiten kommen. In Los Alamos hatten die Leute mich geneckt (wenn ich getrommelt hatte und so weiter), was für einen »Professor« Cornell bekommen werde. Sie meinten, ich würde gleich meinen Ruf ruinieren, indem ich irgend etwas Dummes anstellen würde, darum versuchte ich, ein bißchen würdevoll zu sein. Widerstrebend gab ich die Idee auf, in dem Blätterhaufen zu schlafen.
    Wir wanderten noch ein wenig herum und kamen an ein großes Gebäude, irgendein wichtiges Gebäude auf dem Campus. Wir gingen hinein, und in der Eingangshalle standen zwei Couchen. Der andere Typ sagte: »Ich schlafe hier!« und ließ sich auf eine Couch fallen.
    Ich wollte nicht in Schwierigkeiten kommen, deshalb suchte ich nach dem Hausmeister, und als ich ihn im Keller fand, fragte ich ihn, ob ich auf einer der Couchen schlafen könnte, und er sagte: »Sicher.«
    Am nächsten Morgen wachte ich auf, fand etwas, wo ich frühstücken konnte, und zischte so schnell wie möglich los, um herauszufinden, wann meine erste Unterrichtsstunde stattfinden sollte. Ich rannte zum Fachbereich Physik: »Wann ist meine erste Stunde? Habe ich sie verpaßt?«
    Der Mensch sagte: »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Die Lehrveranstaltungen beginnen erst in acht Tagen.«
    Das war ein Schock für mich! Das erste, was ich sagte, war: »Na, und warum haben Sie mir mitgeteilt, daß ich eine Woche früher hier sein soll?«
    »Ich

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