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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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surrten Splitter und wirbelten Steine und Säulenteile durch die Luft. Das ist das Ende, dachte er und drückte sich fest in den Schutt. So also ist der Tod … krachend, die Luft mit Staub und Feuer füllend. Ein gewaltiger Tod. Er sah Leutnant Weimann wie einen Irren durch die Einschläge hetzen. »Dieser verrückte Hund!« schrie Gottschalk. Er richtete sich auf und winkte. »Weimann!« brüllte er. »Weimann!«
    Der Leutnant sah die winkende Hand. Mit langen, katzenhaften Sätzen jagte er zu Gottschalk in die Zelle und warf sich neben ihn.
    »Herr Hauptmann«, sagte er glücklich. »Sie leben! Sie leben wirklich.« Dann sank sein Kopf in den Schutt; die Erschöpfung warf ihn nieder wie eine Ohnmacht.
    Auf einem Hügel bei Cervaro standen um diese Zeit sechs hohe alliierte Generäle, darunter Alexander, Clark und Eaker, der Befehlshaber der alliierten Mittelmeer-Luftflotte. Durch starke Ferngläser beobachteten sie die Hölle von Monte Cassino und den Untergang von Stadt und Kloster. General Clark ließ sein Glas sinken. Auch Alexander wandte sich ab. Was sie gesehen hatten, war die vollkommenste Vernichtung eines Landstriches, die je ein Krieg erlebt hatte.
    »Der Weg ins Liri-Tal ist frei.« Clark schob die Hände in die Taschen und steckte sich eine Zigarette an. »Wieviel haben Sie abgeworfen?«
    »2.500 Tonnen Bomben aller Kaliber.«
    »Da lebt keine Ratte mehr«, sagte General Alexander. »Ich werde Freyberg den Befehl zum Angriff geben. 144 Geschütze des Neuseeländischen Korps sollen in Sprüngen von je 150 Metern die Infanterie an die Stadt und das Kloster heranarbeiten. Wir werden noch einmal eine Feuerglocke legen.«
    General Eaker schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mehr nötig. Ich habe 775 Flugzeuge im Einsatz, allein 260 ›Fliegende Festungen‹. Glauben Sie, daß da noch etwas übrig ist?«
    »Ich möchte sichergehen. Wenn nur drei Deutsche aus den Trümmern kriechen und schießen können, ist das schon ein Hindernis! Sie kennen diese Fallschirmjäger nicht, Eaker. Freyberg kann Ihnen Lieder davon singen. Ich werde den Ort Cassino mit Artillerie und Panzern angehen, in deren Schutz die Infanterie die Trümmer durchkämmt. Die 5. indische Brigade wird gegen Mitternacht das Kloster besetzen. Sie geht über den Vorberg Rocca Janula vor. Morgen mittag werden wir ins Liri-Tal vorstoßen und haben den Weg nach Rom frei.«
    Clark und Eaker nickten.
    Über Cassino stieg die Erde in den Himmel, emporgeschleudert von 100.000 Granaten. Noch einmal hob Clark sein Glas an die Augen und tastete das Gelände dieser einmaligen Materialschlacht ab … ein Gebiet von 400 mal 1.400 Metern … 2.500 Tonnen Bomben und 195.969 Granaten. Innerhalb 12 Stunden … Clark ließ das Glas sinken. »Nicht einmal ein Wurm lebt da mehr. Nicht mal eine Fliege! Es ist völlig unmöglich, daß das ein Mensch überleben könnte.«
    Um 13 Uhr, dicht hinter der ungeheuren Feuerwalze, stürmten die ersten Bataillone General Freybergs nach Cassino hinein. Neuseeländer und Inder, Seite an Seite, schritten gemütlich auf ihre Angriffsziele zu … auf den Nordteil der Stadt, auf den Bahnhof, auf die Via Casilina, die noch unter schwerstem Feuer lag. Die Panzer rollten vor ihnen her, die 144 Geschütze in ihrem Rücken hämmerten 150 Meter vor ihnen den Weg noch einmal frei. Es war ein Spaziergang.
    Im Nordteil Cassinos, in dem das II. Bataillon der Fallschirmjäger lag, war es still. Erst als die Panzer vor den Bergen des Schutts stehenblieben, vor diesen unüberwindlichen Hindernissen aus Geröll, zerborstenen Mauern und eingestürzten Kellern, als die Infanterie allein durch die Trümmer kletterte, fauchte ihnen ein Sturm von Feuer aus MGs und Karabinern entgegen, durchsetzt mit den hellen Sprengwölkchen einiger einsamer Granatwerfer.
    Die Inder und Neuseeländer warfen sich hin. Die Panzer schossen verwirrt in die Trümmer, ziellos, denn von allen Seiten, aus verschütteten Kellern, hinter Mauerresten hervor, aus Schluchten von Schutthalden knatterten die MGs 42 und peitschten die Karabiner- und Maschinenpistolenkugeln um die Ohren der zurückgehenden Inder.
    General Freyberg stand starr an seinem Kartentisch, als die erste Kurzwellenmeldung aus Cassino eintraf: Angriff stockt. Die Stadt ist uneinnehmbar!
    »Das ist doch unmöglich!« schrie er wild. »Das ist doch Wahnsinn! Wie kann es noch einen einzigen Deutschen geben?! Diesen Orkan kann keiner überlebt haben!«
    General Clark war sehr ernst, als er den Hörer des Telefons

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