Sie fielen vom Himmel
auflegte. Er sah General Alexander, den Oberbefehlshaber, eine Zeitlang stumm an.
»Freyberg«, sagte er endlich. »Er tobt und schreit. Die Deutschen leben!«
»Was?« Alexander wischte sich über die Augen. »Das ist doch menschenunmöglich!«
»Sie verteidigen die Stadt. Der Angriff der 5. und 6. Neuseeländischen Brigade bleibt stecken! Auch am Bahnhof ist ein rasender Widerstand der deutschen Fallschirmjäger. Freyberg ist außer sich. Er glaubt langsam selbst, nicht mehr gegen Menschen zu kämpfen!«
Alexander starrte Clark an. »Begreifen Sie das?« sagte er leise. »Das größte Trommelfeuer aller Zeiten … und sie leben!«
»Mehr noch – sie schießen zurück und werfen unsere ausgeruhten Brigaden aus den Trümmern hinaus! Trotz Panzerunterstützung, trotz Ihrer Feuerwalze von 144 Geschützen.«
Clark öffnete den Kragen seiner Uniform, als sei er ihm plötzlich zu eng geworden. Er schwitzte tatsächlich vor Erregung. »Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben – der Weg ins Liri-Tal ist noch nicht aufgebrochen.«
In Cassino-Stadt kämpften sie Mann gegen Mann. Hilflos standen die Panzer außerhalb der Stadt vor den riesigen Schuttbergen. Von Aquino her, dem noch in deutscher Hand befindlichen Flugplatz, heulten die Granaten einer schweren Flakbatterie heran, Nebelwerfer mit ihren heulenden Raketengeschossen fegten in die Reihen der Neuseeländer und wirkten wie kleine Bombenteppiche, die alles in die Trümmer zwangen; verwirrt lagen die Inder im Nordteil der Stadt und wurden zugedeckt mit einem Feuer, das ihnen allen Schwung nahm und ihre Kampfmoral zerbrach.
General Freyberg rannte in seinem Befehlsstand bleich und dem Zusammenbruch nahe von einer Ecke in die andere. »Die Rajputanas greifen den Klosterberg an!« brüllte er in die Telefone. »Vom Rocca Janula aus stürmen sie das Kloster und fallen von der Höhe der Stadt Cassino in den Rücken! Wir müssen den Riegel aufbrechen. Wir müssen!!«
Gegen Mitternacht, im strömenden Regen, nachdem über das Kloster ein achtstündiges neues Trommelfeuer hinweggerast war, eroberten die Männer des englischen Essex-Bataillons den Rocca Janula und hatten den Schlüssel zum Klosterberg in der Hand.
Nur ein einziger Fallschirmjäger, der letzte Überlebende der 2. Kompanie, schlug sich verwundet zum Kloster durch und meldete Major v. Sporken den Verlust des Berges, das Vorrücken der Inder zur Höhe 165 und Höhe 236 und die beginnende Besetzung der Höhe 435, des letzten Hügels vor der Mauer des Klosters. »Und die 2. Kompanie?« fragte v. Sporken leise.
»Bin ich, Herr Major.« Der verwundete Fallschirmjäger sah zu Boden. Es war fast, als wolle er weinen. »Es lebt keiner mehr.«
Theo Klein und Heinrich Küppers waren aus dem Keller hervorgekrochen, als das Artilleriefeuer etwas nachließ. Ihr berühmter Kochbunker war weggefegt, ihre kleine MG-Festung war flachgewalzt von den Granaten, das Kloster sah völlig anders aus, mit neuen Trümmerbergen und neuen Schuttgassen, neuen aufgerissenen Gewölben und freigelegten Kellern. Feldwebel Maaßen und Müller 17 lagen schon hinter ihrem MG in einer Kuhle an der Mauer. Bergmann und ein junger Fallschirmjäger schleppten durch die letzten Einschläge Munikästen zu den MG-Nestern. Hauptmann Gottschalk und Leutnant Weimann hatten sich mit drei anderen eine Trümmerburg ausgesucht, von der aus sie einen Blick über die Höhe 435 hatten.
Theo Klein hatte gerade sein MG geschultert und suchte sich einen guten Schußplatz aus, als ihn Küppers am Arm herumriß.
»Theo!« schrie er. »Da! Auf der Höhe!«
Durch das zerklüftete Gestein kletterten die dunkelhäutigen Gurkha die Höhe 435 empor. Wie Ameisen krabbelten sie über den Berg, dem Kloster entgegen.
Theo Klein schob mit einem Ruck den randlosen Helm in den Nacken. Er rannte an die Mauer, zu einem großen Loch, das eine 24-cm-Granate in das Gestein gerissen hatte, warf sich mitten in die Trümmer, legte sein MG auf einen flachen Mauerstein, lud durch und begann, in die den Hang hinaufkletternden braunen Leiber hineinzuschießen. Neben sich hörte er das Knattern des MGs von Feldwebel Maaßen, weiter rechts ratterte es gleich doppelt … dort lag Hauptmann Gottschalk in seiner kleinen Festung und kämmte die Höhe ab. Die Werfer v. Sporkens heulten über sie hinweg und bestrichen mit ihrer grauenhaften Flächenwirkung die Felsen … aus allen Löchern und Fensternischen, aus allen Trümmerbergen und Kellern schlug den Gurkhas ein rasendes Feuer
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