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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Maaßen kam gegen Morgen schnell zu Küppers und Klein hinüber. Sein durch Staub und Dreck fast unkenntliches Gesicht grinste.
    »Die braunen Affen haben genug«, sagte er wohlgefällig. »Wenn wir jetzt Artillerie hätten, käme keiner mehr von der Höhe.«
    »Wenn!« Theo Klein stützte den Kopf auf den angewinkelten Arm. »So dämlich kannst auch nur du reden! Ich möchte wissen, wie lange der Mist hier noch gehen soll!«
    »Bis wir alle Engelchen im Himmel sind.«
    »Ich habe mir nie viel aus Fliegen gemacht«, knurrte Klein. »Außerdem will ich, bevor es abgeht, noch mal sehen, wie 'ne Frau aussieht.«
    »Andere Gedanken haste wohl nicht?!« Feldwebel Maaßen erhob sich, um zurückzukriechen. »Du kriegst die Schnauze nie voll.«
    »Wieso?« Klein richtete sich auf und schrie Maaßen nach. »Die dusselige Knallerei ist nur eine Unterbrechung meiner Frühlingssehnsucht!«
    Auch dieser Ausspruch ging in den Kompanien herum und trug mehr zur Hebung der Moral bei als alle Tagesbefehle des Oberkommandierenden Kesselring.
    Küppers rauchte eine Zigarette in der hohlen Hand. Er lag auf dem Rücken und sah in den wolkenüberzogenen Abendhimmel. Es würde in der Nacht wieder regnen. »Sag mal, Theo«, fragte er unvermittelt. »Warum spielst du eigentlich den wilden Mann und die alte Pottsau?! Du bist doch gar nicht so …«
    »Wie bitte?« Theo Klein fuhr herum. Er erinnerte sich plötzlich eines ähnlichen Gespräches, das er damals mit einem klassischen Zitat abbrach. »Du hast wohl 'ne Macke im Gehirn?« Er wollte sich abwenden, aber Küppers hielt ihn fest.
    »Du hast doch Angst wie wir alle, Theo.«
    »Angst?«
    »Ja. Hundsgemeine Angst. Wenn die Amis trommeln, wenn die Bomben alles umpflügen, wenn du die Panzer hörst oder die wilden Gurkha auf dich zustürmen siehst. Dann hast du doch Angst wie wir alle, Theo.«
    Klein schob die Unterlippe vor. Sein Gesicht lag im Schatten, man konnte es nicht erkennen. Aber seine Stimme war dunkler, als er sprach.
    »Hast du denn Angst, Heinrich?«
    »Ja.«
    »Vor dem Sterben?«
    »Ja.«
    »Oder vor einer Verwundung?«
    »Auch! Aber schlimmer ist das Sterben.«
    »Und wenn du nun keine Beine mehr hast oder keine Arme? Oder du bist blind? Nee, dann lieber tot, Heinrich.«
    »Tot? Warum, Theo? Auch ohne Beine oder Arme siehst du die Sonne, die Blumen, die Wälder, die Wolken, die Vögel, die Mädchen, das Meer. Du siehst den Schnee und das Blühen der ersten Blumen, die reifen Früchte und den brennenden Weihnachtsbaum. Du siehst das Leben, dieses herrliche, wunderschöne Leben.«
    »Und wenn du blind bist, Heinrich?«
    »Dann riechst du es, dann fühlst du es, dann hörst du es … Das ist genug, um glücklich zu sein. Ich möchte nicht sterben … nicht jetzt, Theo, und nicht hier. Deshalb habe ich Angst … jede Minute Angst. Und die anderen auch – sie sagen es bloß nicht, sowenig wie du es sagst oder ich es sage – zu den anderen.«
    »Und du meinst, ich hätte auch Angst?« Theo Klein sah seinen Freund in der Dunkelheit lange an.
    »Wenn du ein bißchen, ein ganz klein wenig menschliches Gefühl in der Brust hast, Theo, dann hast du auch Angst. Doch du spielst den wilden Mann, um dir selbst vorzumachen, daß du kein Gefühl besitzt.« Küppers legte seine Hand auf Kleins Arm. »Ist es so, Theo?«
    Klein schwieg. Er nestelte an seiner Uniform herum und starrte vor sich in die Trümmer. »Warum willst du das wissen?« fragte er leise.
    »Weil wir auch nach dem Krieg zusammenbleiben wollen, Theo.«
    »Wir? Nach dem Krieg? Wo denn?«
    »In Köln. Du hast doch keine Heimat? Oder wartet jemand in Deutschland auf dich?«
    »Nee. Ich habe keinen mehr. Nicht mal ein Mädel. Immer nur Eintagspflanzen … nichts Festes.«
    »Siehst du. Ich werde in Köln nach dem Krieg eine Schreinerei aufmachen. Vielleicht auch mal ein Möbelgeschäft. Da kannst du mir helfen, Theo. Dann weißt du, wo du hingehörst. Und vielleicht findest du auch ein Mädel, das den Mut hat, dich zu heiraten, und dann bekommst du Kinder und weißt, warum du überhaupt lebst!«
    »Hör auf, Heinrich!« Theo Klein kroch mehr in die Dunkelheit zurück. »Das sind alles dusselige Reden! Nach dem Krieg! Wenn die Schweinerei hier vorbei ist, liegen wir alle flach auf der Straße und sind froh, wenn wir 'ne Scheibe trocken Brot bekommen. Die machen uns fertig, wie wir noch nie fertig waren! Es fragt sich nur, wann. Und deshalb schlage ich zurück, wenn sie mir in die Fresse hauen.«
    Heinrich Küppers schwieg. Josef

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