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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entgegen und fegte sie von der Höhe 435.
    Im Tal saß Freyberg und stierte vor sich auf die Karte des Monte Cassino. Schon hatte er mit Buntstift den Stoßkeil seiner Panzer ins Liri-Tal eingezeichnet, jenen Keil, der endlich den Weg nach Rom auftreiben sollte. Mit seiner weißen Hand bedeckte er die Zeichnung, als könne er sie nicht mehr sehen. »Alle Offiziere gefallen«, sagte er schwer zu seinem Adjutanten. »Melden Sie es dem Oberkommando. Alle Offiziere der indischen Brigaden gefallen, die Höhe 435 teilweise geräumt, schwerste Verluste durch die deutschen Fallschirmjäger im Kloster. Ich werde den Angriff morgen fortsetzen mit frischen Kräften.«
    An diesem Morgen trat eine Gruppe Fallschirmjäger zum Gegenangriff an. Ausgemergelt, erschöpft, mit quälendem Hunger und Durst, seit Monaten täglich im Kampf, warfen sie die Inder seitlich von der Höhe 435 zurück in das Fort von Rocca Janula und schafften eine 200 Meter breite Lücke zwischen den neuseeländischen Brigaden. Die Inder auf der Höhe 435 waren abgeschnitten!
    Oberst Stucken leitete diesen Gegenstoß von der Albaneta aus – einen verzweifelten Gegenstoß, um Luft für das Kloster zu bekommen. Er zog sogar Artillerie heran, bis an den Beginn der Todesschlucht, durch die noch immer im schlimmsten Feuer die Träger keuchten und Munition in das Kloster brachten. Von der Todesschlucht aus belegte er Rocca Janula und die Höhe 435 mit einem Hagel von Granaten, in das sich die Werferbatterie Major v. Sporkens mischte. Zitternd, den Untergang vor Augen, krallten sich die Inder in den Felsen fest. Ihre über Kurzwellensender gegebenen Hilferufe verstörten General Freyberg und warfen ihn aus dem Konzept seiner Aufmarschpläne.
    Noch einmal versuchte er, den Klosterberg zu erobern. Mit 17 leichten Panzern ließ er ein neuseeländisches Panzerregiment zur Albaneta fahren, um das Kloster im Rücken anzugreifen. Durch ein völlig zerklüftetes Felsgelände rollten träge die stählernen Ungetüme in die Stellungen der völlig überraschten Fallschirmjäger hinein, die sich hier in den Felsen panzersicher fühlten.
    Oberst Stucken und Major von der Breyle wurden in ihrem Gefechtsstand überrascht und griffen zu den Waffen. Nach drei Stunden war der Spuk zu Ende. Sechs Panzer wurden von den Fallschirmjägern angesprungen und durch Minen im Nahkampf vernichtet. Wie die Katzen sprangen die Panzerknacker die stählernen Walzen an, schoben die Minen unter den Turm und sprangen ab in einen Trichter. Dann knallte es, der Turm wurde weggefegt, der Panzer brannte … und während die noch Überlebenden schreckensbleich aus dem Panzer flüchteten, hieben deutsche Geschütze die anderen zusammen, und aus den Türmen von sieben Panzern streckten sich die Hände der von einer Panik ergriffenen Besatzungen.
    Oberst Stucken, über und über mit Dreck bespritzt, stand mit von der Breyle an den eroberten, brennenden oder zusammengeschossenen Panzern. Die lebenden Besatzungen zogen bereits unter Bewachung nach Norden, in das Liri-Tal hinein, in das sie als Sieger einfahren wollten und das sie nun als Gefangene sahen.
    »17 Panzer«, sagte er. »Ich werde sehen, was ich mit den unbeschädigten machen kann. Vielleicht grabe ich sie ein und benutze sie als leichte Artillerie! Ich werde die Neuseeländer mit ihren eigenen Waffen abriegeln!«
    Die Katastrophe seiner Panzer brachte Freyberg an den Rand der Verzweiflung.
    »Teufel sind das!« schrie er zu Clark ins Telefon. »Das hat es noch nie gegeben, daß eine Handvoll Männer ganzen Regimentern widersteht! Mein Gott, Clark – woher nehmen diese Männer soviel Kraft!« Eine Ansicht, der Clark nicht widersprach. Endlich merkt er es, dachte er ein wenig grimmig und schadenfroh. Mein lieber Freyberg … die Vernichtung des Klosters kostet dich deine ganzen Truppen! Hättest du das Kloster umgangen, wie General Juin vorschlug, wären wir vielleicht schon in Rom! Er legte den Hörer auf und war zum erstenmal froh, für dieses Debakel am Monte Cassino nicht verantwortlich zu sein.
    Theo Klein und Heinrich Küppers lagen noch immer in ihrem Mauerloch und beobachteten jetzt jede Bewegung vor ihnen auf der Höhe 435. Major v. Sporken machte die Meldungen fertig. Gefallene 2, Verwundete 10, davon 3 schwer. Transportfähig alle. Munition, bei normaler Kampfhandlung für 3 Tage, Verpflegung für 4 Tage, unter Zuhilfenahme der eisernen Rationen. Trinkwasserlage sehr schlecht, da der einzige Brunnen teilweise verschüttet.
    Feldwebel

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