Sie fielen vom Himmel
gleich hinführen. Aber ich würde Ihnen raten, Herr Leutnant, das nächstemal über den Trägerweg zu kommen und nicht durchs Niemandsland. Feldwebel Maaßen hätte Sie beinahe erschossen.«
Renate lächelte. »Dann wäre Dr. Pahlberg aber sehr böse gewesen«, sagte sie jungenhaft lustig.
An dem verblüfften Gottschalk und dem noch mehr sprachlosen Maaßen vorbei ging sie in die Trümmerwüste des Klosters, wo Josef Bergmann sie einholte, der sie zum Lazarettkeller führen mußte.
»Das könnte glatt ein Mädchen sein«, sagte Maaßen kopfschüttelnd.
Gottschalk lachte laut. »Ein Mädchen! Maaßen, fangen Sie jetzt auch schon an wie Theo Klein und sehen überall Frauen? Maaßen, Maaßen – wenn das Ihre Mutti wüßte!«
Verlegen brummend ging Maaßen zu seinem MG zurück. Man sollte tatsächlich immer die Schnauze halten, simulierte er. Es läuft doch alles nur auf einen Arschtritt hinaus. Kreuzdonnerwetter, der junge Leutnant konnte ihm gestohlen bleiben.
Von der Mauer, seitlich von Maaßen gegenüber der Höhe 435, kam Theo Klein mit Heinrich Küppers. Sie waren beide in Schweiß gebadet und schleppten eine Kiste zwischen sich. Maaßen ahnte nichts Gutes, denn Müller 17 folgte ihnen und sicherte den Transport nach allen Seiten. »Was ist denn nun schon wieder?« fragte er leise.
»Beuteware!« sagte Klein bedeutsam.
»Was?!« Maaßen beugte sich zu der Kiste nieder. Es waren amerikanische Beschriftungen darauf. Außerdem liefen um den Deckel Stahlbänder, ein Luxus, den keine deutsche Kiste mit sich herumtrug.
»Wir haben doch das Geschütz geborgen. Dabei fiel uns das da in die Finger«, berichtete Küppers treuherzig.
»Ach nee. Es rollte den Berg hinab, was?«
»So ähnlich. Wir haben ein wenig nachgedrückt.«
»Mit dem Fingerchen am MG-Abzug, was?«
»Die Kiste brauchte Schwung.« Theo Klein streichelte sie liebevoll. »Sie lag so fest und rührte sich nicht. Da haben wir eben ein bißchen geschubst.«
Maaßen gab es auf, Klein und Küppers zu verhören. Sie stemmten die Kiste auf und fanden sie randvoll mit Büchsen voller Fleisch, Ananas, Aprikosenmarmelade, Grapefruchtsaft und anderen Herrlichkeiten amerikanischer Truppenverpflegung. Sogar ein Photo war dabei … auf einem Glanzpapier gedruckt ein Glamour-Girl, halbnackt, mit langen Beinen, schwellenden Brüsten und in knappstem Bikinihöschen. Theo Klein starrte auf das Bild und stöhnte auf. »Mir das!« stotterte er ergriffen. »Vor dem Abendessen! Solch ein Weib!« Er drehte das Bild herum. »Das ist ja schlimmer als drei Schüsse in den Hintern.«
Unter Lachen wurden die Büchsen diebes- und hauptmannssicher in den Trümmern versteckt. Die Kisteneroberung stand in keinem Wehrmachtsbericht. Küppers und Klein hatten sie mit MG-Feuer und Handgranaten aus einem Trupp Inder herausgehauen, der gerade zur Höhe 435 emporstieg, um Verpflegung für die abgeschnittenen Rajputanas zu bringen.
In den kurzen Stunden des Schlafes bis zum Morgen träumte Theo Klein ziemlich heftig von dem Bikinimädchen in der Kiste. Er stöhnte so herzerweichend, daß Küppers ihm eine schallende Ohrfeige gab, was er mit einem seligen Grunzen beantwortete. Es ließ sich nicht leugnen, daß der Frühling gekommen war …
An der Treppe zu dem Lazarettkeller schickte der junge Leutnant Josef Bergmann wieder zurück zu Hauptmann Gottschalk. »Danke. Ich brauche Sie nicht mehr. Ich finde mich allein zurecht!« sagte er.
Er hob die Hand kurz an den Helm, was Bergmann zwang, nach langer Zeit auch wieder zu grüßen und kopfschüttelnd durch die Trümmerberge zurückzuwandern.
Verrückter Hund, dachte er. Kommt hier mit Kasernenhofmanieren. Wenn der hier bleibt, rasselt der als erster mit Theo zusammen.
Renate stieg die Treppen in die Unterwelt der Gewölbe hinab. Krankowski verband gerade einen Mann, der einen Oberarmschuß hatte und beim Verbinden einige Witze erzählte. Er sah kurz auf, als er den Schritt Renates hörte, sah die Uniform und winkte. »Dahinten warten! Oder ist's schwer? Wennste noch gehen kannst, haste auch Zeit.« Dann sah er vor sich die Spiegel mit der Leutnantsschwalbe und richtete sich auf. »Verzeihung, Herr Leutnant! Herr Leutnant sind verwundet?« Krankowski staunte. Fallschirmjäger? Offizier? Wo kam denn der her? Noch nie gesehen, durchfuhr es ihn. Muß Ersatz sein.
Der Offizier winkte ab. »Ich möchte Stabsarzt Dr. Pahlberg sprechen.«
»Dort hinten, Herr Leutnant. Zweiter Raum links vom Flur. Aber der Herr Stabsarzt operiert
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