Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Meter.« Theo Klein schob den randlosen Helm tiefer in die Stirn. Er holte tief Atem, hob die Schultern etwas hoch und drückte den Finger durch.
    Das gefürchtete Ratatatatata des MGs 42 schlug in die Reihen der sorglos kletternden Polen und mähte sie nieder wie eine riesige Sense. Neben Klein hatte sich Küppers an die Deckung gelehnt. Unter dem Feuerschutz des MGs zog er die Handgranaten ab, zählte drei Sekunden und warf sie weit weg in die auf dem Boden liegenden Karpatenjäger. Die grauweißen Explosionswölkchen geisterten durch die zerklüfteten Felsen … Schreien begleitete die hellen Detonationen … mit verbissenem Gesicht sah Klein, wie einige Polen winkend zurückliefen.
    Nichts, dachte er, nichts, meine Lieben! Es ist Krieg, und der Krieg ist eine verfluchte Scheiße, er ist schmutzig, gemein, er macht den Menschen zum organisierten Mörder! Wenn ich euch laufen lasse, knallt ihr mich morgen über den Haufen! Das ist nun einmal so … ihr habt eine Mutter und einen Vater, eine Frau, eine Braut und Kinder, süße kleine Kinder … Anuschka … Katja, Wanda, Alex, Josef und Marinja … Perunja – ich kann euch nicht helfen … Er drückte den Finger durch, schoß auf die Flüchtenden und mähte sie in den Felsen. Heinrich Küppers schwitzte. Der Arm schmerzte ihn … wie eine Maschine waren seine Handgriffe … Bücken, Handgranatenstiel packen, Abzugsleine ziehen, zählen – einundzwanzig – zweiundzwanzig – dreiundzwanzig – weg mit dem Ding, weit weg in die Gestalten hinein … bücken … Stiel packen … abziehen … Die Muskeln des rechten Oberarmes zuckten von der Anstrengung des dauernden Werfens. Der müde, ausgezehrte Körper war kraftlos, so leergebrannt, daß jede Handgranate soviel wog wie eine schwere eiserne Hantel. Aber er warf sie, der Unteroffizier Heinrich Küppers, er warf sie mit zusammengepreßten Lippen, während Theo Klein hinter seinem MG lag und seinen Körper von den Rückschlägen durchrütteln ließ.
    Hauptmann Gottschalk robbte durch das Feuer hinüber zu Leutnant Mönnig und Oberfeldwebel Michels. Zwanzig Meter weiter schrie Helmuth Köster nach einem Sanitäter … Fritz Grüben drückte den Umsichschlagenden zur Erde und verband ihn. Schulterschuß. Ziemlich tief. Ein Teil der Bronchien mußte zerfetzt sein, denn Köster spuckte blutigen Schaum, wenn er röchelte.
    Major v. Sporken legte den Hörer seines Telefons hin. Er hatte versucht, mit Stucken zu sprechen, aber wie erwartet, war die Leitung wieder zerstört. Hans Pretzel, der Cheffahrer der 3. Kompanie und Melder, stolperte in den Keller. Er fiel v. Sporken fast in die Arme.
    »Die Polen haben den Calvarienberg erobert und dringen zur Albaneta vor. Von der Höhe 593 kommen sie auf das Kloster zu.«
    »Danke.« Pretzel kroch aus dem Keller und rannte durch die Nacht davon zu Hauptmann Gottschalk, v. Sporken sah kurz auf die Karte. Einen Sperriegel mit Nebelwerfern und Granatwerfern zwischen 593 und dem Kloster, dachte er. Alle verfügbaren Truppen an diese Seite … wer den Calvarienberg hält, hat den Schlüssel zum Monte Cassino in der Hand.
    Vor dem MG Theo Kleins war der Nachthimmel erfüllt von Wimmern, Stöhnen, Schreien und kläglichem Flehen. Noch immer warf Heinrich Küppers seine Handgranaten den Abhang hinunter … die dritte Kiste. Die beiden leeren Metallkisten hatte er vor sich aufgerichtet – wie hinter einem Panzerschild stand er jetzt hochaufgerichtet und warf den Tod in die verstörten und festliegenden Polen.
    »Hilfe!« brüllte eine Stimme kurz vor der Mauer. »Helft mir doch! Ich verblute! Ich verblute! Sanitäter! Hilfe!«
    Theo Klein drehte sich zu Küppers um. »Da sind Deutsche dabei!« sagte er, aus der Fassung gebracht. »Volksdeutsche.«
    Küppers nickte. »Männer aus Posen, Thorn, Bromberg. Die können Deutsch.«
    »Ein Mist!« Klein schob einen neuen Gurt in das Schloß. »Halts Maul!« schrie er in die Nacht. Er verlor die Nerven und hieb mit der Faust gegen die Steine. »Warum kämpfst du gegen uns?!« Er wollte noch etwas sagen … aus den Felsen vor ihm spritzte es heraus. Ein polnisches Maschinengewehr, hämmernd, langsamer als das MG 42. »Die Antwort«, sagte Küppers grimmig. Mit leerem Gesicht drückte Klein wieder durch. Er schoß auf den Punkt, in kurzen, rasanten Feuerstößen. Das polnische Gewehr schwieg nach dem fünften Stoß … ein Körper rollte den Hang hinab, eine kleine Steinlawine mit sich ziehend.
    Im Lazarettkeller arbeitete Dr. Pahlberg mit

Weitere Kostenlose Bücher