Sie fielen vom Himmel
polnischen Regimenter standen am Klosterberg, Karpatenjäger, bergerfahren und katzenhaft im zerklüfteten Gelände. General Anders befehligte selbst seine Truppen – er war die letzte Rettung des alliierten Oberkommandos. Der Monte Cassino mußte fallen!
Um 1 Uhr nachts erklommen die polnischen Jäger den Calvarienberg und stürmten zur Massa Albaneta hinauf und zur blutigen Höhe 593 … der ›Phantom-Höhe‹ an der Flanke des Monte Cassino. Immer noch hämmerten die 2.000 Geschütze auf das Land, drückten die Fallschirmjäger in die Keller und Höhlen zurück, während unter der Feuerglocke die Polen die Hänge hinaufkrabbelten wie Ameisenheere. Theo Klein und Heinrich Küppers krochen als erste mitten im Artilleriefeuer aus ihrem Keller und warfen sich hinter das MG. Sie sahen undeutlich die braunen Gestalten über die Steine huschen, der Mauer entgegen.
Die Einschläge verlagerten sich talwärts. Dort kroch Oberst Stucken in Deckung. Dr. Heitmann saß in einem Keller, Unterarzt Dr. Christopher rannte von einem Sankra, der gerade beladen werden sollte, in Deckung. Kurz vor dem schützenden Keller traf ihn eine Riesenfaust in den Rücken – ein großer, dampfender Granatsplitter ragte zwischen seinen Schulterblättern heraus. Er stürzte nach vorn auf das Gesicht, krallte die Finger in die steinige Erde und schrie in den Boden hinein, bis er den Mund voll Steine hatte und unter dumpfen Schreien starb. Oberst Stucken sah es von seinem Keller aus … er konnte nicht helfen. Zwischen ihm und Dr. Christopher lag auf dreißig Metern Breite eine Feuerwalze wie ein Vorhang aus surrenden Splittern und aufquellenden Erdfontänen. Aus den Trümmern des Klosters krochen die Fallschirmjäger. Maaßen und Müller 17 feuerten bereits, der junge Ersatz, zum erstenmal in einer Schlacht, schwärmte aus an die Mauer, Leutnant Mönnig und Oberfeldwebel Michels brachten ein schweres MG in Stellung, während der verwundete Unteroffizier Köster mit Grüben und Eugen Tack einen Granatwerfer einschoß und den Hang systematisch abtastete.
Theo Klein und Heinrich Küppers waren still. Sie lagen in einem anderen Winkel und beobachteten ruhig die auf sie zukletternden Gestalten der polnischen Karpatenjäger. Der Gurt war eingezogen, das Schloß gespannt, der Finger Kleins lag am Druckpunkt des Abzuges. Neben Küppers war eine Kiste mit Stielhandgranaten aufgeklappt … er hatte sie vor Einschüssen durch einen Felsblock zum Feind hin geschützt und war dabei, die Verschlußkapseln der Abreißleinen abzuschrauben.
»Wie weit noch?« fragte er Theo Klein.
»Noch fünfzig Meter. Ich warte, bis sie auf zwanzig 'ran sind. Dann kannste werfen, während ich schieße.« Sie nickten sich zu und warteten, kaltblütig, ungerührt durch das Artilleriefeuer, zwei Männer, die das Fürchten längst verlernt hatten. Über ihre Köpfe hinweg zischten die Granaten der Nebelwerfer v. Sporkens. Sie pfiffen über die Polen hinweg und fegten die zweite Welle zur Erde. Die Angriffsspitze hatte bereits den toten Winkel der Nebelwerfer erreicht. »Noch zehn Meter, Heinrich.«
Küppers kroch an den Rand der Deckung. Er blickte hinüber und sah die erdbraunen Gestalten deutlich auf sich zukommen. Dreißig – fünfzig – hundert Mann schätzte er. In Gruppen kletternd, anscheinend verwundert über den stillen Abschnitt, den sie bekommen hatten. Hier schien die Artillerie den Widerstand gebrochen zu haben. Es war fast ein Spaziergang zum Kloster.
Hauptmann Gottschalk rannte durch die Trümmer. Er sah die Polen an der Flanke emporklettern und bemerkte Klein und Küppers, wie sie gemütlich den Angreifenden zusahen und keinen Finger rührten. »Die sind verrückt geworden!« durchfuhr es Gottschalk einen Augenblick. »Warum schießen die denn nicht? Man kann die Kerle ja fast greifen … und sie liegen da und sehen sich das Schauspiel an?!«
Er wollte zu ihnen hineinspringen, aber eine MG-Salve zwang ihn in Deckung. Vierzig Meter weiter hämmerte Mönnig mit Michels aus seinem schweren MG in die Polen … die beiden leichten Gebirgsgeschütze, die Klein noch bergen half, als sie mit dem Fallschirm ins Niemandsland schwebten, ballerten zur Höhe 593 hinüber und störten den Aufmarsch der anderen Angriffswellen. Doch mehr als stören konnten sie nicht … nach drei Salven der polnischen Gebirgsartillerie schwiegen die beiden leichten Geschütze … die verwundeten und sterbenden Kanoniere wurden zu Dr. Pahlberg in den Keller geschleift.
»Noch drei
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