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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blickte hinab in die Liri-Ebene, das große Ziel der alliierten Armeen.
    »Wir werden von diesem Berg nicht herunterkommen«, sagte er leise. – »Ich weiß es, Erich.«
    »Wenn du es weißt, dann ist es Selbstmord, wenn du bleibst.«
    »Ob es Mord ist – so wie man an dir handelt – oder Selbstmord – wie ich es selbst bestimme –, das ist doch alles gleichgültig.« Sie legte ihre Hand auf seinen Handrücken. Sie war kalt. Er drehte seine Hand herum und umklammerte ihre Finger. »Wir wollen zusammenbleiben, weiter nichts. Wir gehören zusammen, so eng, so fest wie ein einziger Körper. Was sollte ich ohne dich, Erich? Ich könnte diesen Gedanken gar nicht einmal zu Ende denken, weil eine Leere kommt, die ich nicht ausfüllen kann. Es gibt kein Leben mehr außerhalb deiner Nähe. Das klingt übertrieben, jungmädchenhaft, unlogisch … aber es ist so.«
    »Sie werden uns das dritte Mal eindecken mit einem Feuerhagel, den wir nicht überleben«, sagte Dr. Pahlberg dumpf. »Du weißt nicht, was das heißt, Renate. Du hast es nie erlebt. Es wäre ein Verbrechen, dich hier zu lassen!« Er erhob sich und klopfte den Staub von seiner Uniform. »Ich werde mit Sporken sprechen.«
    »Nein!«
    »Doch!« Er wollte gehen, aber sie hielt ihn am Ärmel fest und zog ihn zurück. »Wohin willst du?«
    »Zu Sporken. Er wird dich heute nacht mit der Trägerkolonne ins Tal bringen lassen!«
    »Nie, Erich. Nie!« Sie ließ den Arm los und rannte durch die Trümmer. Erstarrt sah ihr Dr. Pahlberg nach, bis er begriff, daß sie auf die Mauer zurannte, auf die Mauer, die das Kloster gegen die Rocca Janula schützte, das Fort, in dem die indischen Scharfschützen lagen.
    »Renate!« schrie er. »Bleib stehen! Renate!« Er hetzte ihr nach, sprang über die Trümmer, jagte durch den aufwirbelnden Staub der Schutthalden und warf sich fast auf das Mädchen, als er auf Griffweite an sie herangekommen war.
    Er drückte sie gegen eine zerborstene Wand und umklammerte ihre Schulter. Der ›Goldhelm‹ war vom Lauf zerflattert; um das blasse Gesicht, das jetzt feiner Kalkstaub überzog, wehten die blonden Haare wie Goldfäden.
    »Was wolltest du tun!?« sagte er leise, vom Lauf keuchend.
    »Nichts!« antwortete sie starr.
    »Du wolltest zur Mauer laufen … du wolltest in die indischen Gewehre laufen!«
    Sie schwieg. Ihre Augen waren dunkel geworden. Dr. Pahlberg senkte den Kopf und legte ihn auf ihre Schulter. So hilflos war diese Gebärde, daß sie die Hand hob und über seine Haare streichelte.
    »Warum wolltest du das tun?« stammelte er. »In die Gewehre hinein … Renate …«
    »Du wolltest mich wegschicken. Aber ich lasse mich nicht abtransportieren. Wenn ich gehe, dann gehe ich allein … und ich gehe dorthin, wo auch du hingehen wirst … in das Nichts.«
    Er umklammerte ihre Schulter. Sie biß die Zähne aufeinander, weil seine Nägel tief in ihr Fleisch drückten. Aber sie ertrug es und streichelte weiter sein schweißnasses Haar.
    Major v. Sporken kam gegen Abend in den Lazarettkeller und wollte Renate Wagner abholen. Er traf Dr. Pahlberg bei einer kleinen Operation … ein Mann der 1. Kompanie, einer der Träger, lag auf dem OP-Tisch, und Pahlberg zog ihm einige kleine Gewehrgranatsplitter aus dem Oberschenkel. Renate stand daneben, hielt die Schüssel, in der die kleinen Eisensplitter klirrten, und sah erschrocken auf, als v. Sporken in den Keller polterte.
    v. Sporken überblickte kurz den Raum. Er wußte, daß er auch dieses Mal vergeblich kam, und nickte. »Bei der Arbeit soll man nicht stören«, sagte er achselzuckend. »In einer halben Stunde geht die Trägerkolonne zurück. Sind Sie dann fertig, Herr Stabsarzt?«
    »Ich glaube nicht, Herr Major.«
    »Dachte ich mir.« v. Sporken grüßte lächelnd. »Na – dann warten wir bis morgen.«
    Er schloß die Tür und stand eine kurze Weile draußen in dem dunklen Flur, ehe er zu Krankowski in den großen Krankenraum ging. Der Feldwebel sah v. Sporken entgegen und atmete auf, als er ihn allein kommen sah.
    »Sie geht nicht mit?« fragte er vertraulich.
    v. Sporken musterte Krankowski. »Was geht das Sie an, Feldwebel?«
    Krankowski grinste. »Ich weiß, daß der Herr Major auch nicht daran glauben, daß sie geht.«
    v. Sporken wandte sich ab. »Krankowski, Sie denken zuviel«, sagte er grob und verließ das Lazarett.
    Am 11. Mai 1944, um 23 Uhr, begann aus 2.000 Rohren die neue Feuerwalze der Alliierten auf Stadt und Kloster Cassino. Der dritte Anlauf hatte begonnen … die

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