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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hin spürte er das Beben des Bodens. Tedders operative Luftwaffe hatte eingegriffen. Langsam ging Jürgen von der Breyle um das zerstörte Bauernhaus herum. Auf der anderen Seite des Flusses Calore sah er Pioniere neue Stellungen ausheben.
    Mutter hat in einer Nacht weiße Haare bekommen, dachte er. Und Vater sagt, der Krieg sei eine Notwendigkeit. Schluchzen würgte ihm im Hals, eine Jämmerlichkeit, die ohnegleichen war. Er kam sich verlassen vor, verraten und ausgesetzt.
    Müller 17 hockte auf einer Bank und haderte mit dem Schicksal. Zuerst hatte ihn die dämliche Stopfnaht in den Socken kampfunfähig gemacht, und er mußte beim Nachschub miterleben, wie seine Kumpels Battipaglia stürmten, 450 Engländer gefangennahmen und darauf im Wehrmachtsbericht standen, und dann war er zu allem Unglück noch in die Richtung einer sich verirrenden Granate gelaufen. Zwar hatte er sich sofort hingehauen, eingedenk seiner Ausbildung, bei der der Feldwebel brüllte: »Kerls, ihr müßt am Boden kleben wie nachts auf euren Weibern!«, aber ein schwirrender Splitter von sage und schreibe 1,5 cm Länge war ihm ins Gesäß gesurrt und hatte die rechte Hinterbacke aufgeschlitzt. Zwar besaß er noch soviel Humor, sich bei Hauptmann Gottschalk zu melden: »Unteroffizier Müller 17 mit zerrissener rechter Arschbacke zur Stelle!«, aber dann lag er auf dem Bauch, der Sani Fritz Grüben legte drei Mullagen auf den Hintern und verband ihn grinsend. »Ein herrlicher Schuß!« sagte Gefreiter Grüben meckernd. »Genau drei Zentimeter neben der Kimme!« Müller 17 tobte darauf, schiß den Gefreiten kraft seiner Stellung als Unteroffizier zusammen und hockte nun auf der linken Backe in einem zerschossenen Stall.
    Stabsgefreiter Theo Klein, der bei dem Sturm auf Battipaglia sieben in einem Keller versteckte Engländer entwaffnet hatte, brütete etwas aus und kratzte sich ab und zu den Kopf. Nach dem physischen Erfolg der gestern gefaßten Erbsensuppe verspürte er einen Heißhunger auf Schweinefleisch, der dadurch ausgelöst wurde, daß er in einem Bauernhof am Rande Battipaglias drei Schweine herumlaufen sah.
    »Wer plündert, requiriert, organisiert – es ist mir egal, wie ihr es nennt –, wird vor ein Kriegsgericht gestellt«, hatte Hauptmann Gottschalk gesagt. »Wir befinden uns in einem fremden Land und haben uns so zu benehmen, daß die Bevölkerung Vertrauen zu uns hat! Das Partisanentum ist nur ein Ausdruck des Mißfallens und des Mißtrauens.«
    »Scheiße!« hatte darauf Heinrich Küppers gemurmelt und war zu Theo Klein, Kurt Maaßen und Erwin Müller 17 in die Unterkunft gegangen. Müller 17 fiel sowieso durch seinen aufgerissenen Hintern aus … und nun saß Theo Klein und brütete in seinem Stabsgefreitengehirn irgend etwas Krummes aus, mit dem man den Befehl des Kompaniechefs umgehen konnte. Denn ein Stabsgefreiter weiß immer Rat!
    Die Rückeroberung Battipaglias hatte die Kompanie 15 Mann gekostet … sechs Tote und neun Verwundete. Ohne Müller 17, der seine Blessur nicht als im Kampf erworben betrachtete, sondern sich selbst die Schuld gab, weil er das Gesäß nicht schnell genug eingezogen hatte. Mit der Nachbargruppe versuchte man seit Stunden eine Verständigung. Sie wurde immer wieder unterbrochen, weil Templers 56. Division mit Minenwerfern, Gewehrgranaten und leichter Artillerie die Leitungen zerschoß und Feuerkeile zwischen die einzelnen deutschen Kampfgruppen trieb. Schließlich hatte Hauptmann Gottschalk es aufgegeben, weiter seine Störungssucher auf die Reise zu schicken und sinnlos die Drähte zu flicken.
    »Lieber eine abgeschnittene Insel sein, als ein paar Mann durch Leitungsflicken verlieren«, meinte er zu Leutnant Weimann. »Wenn die Division was von uns will, soll sie 'nen Melder 'rüberschicken! Der alte Stucken weiß sich ja sonst zu helfen.«
    Diese Einigelung der 3. Kompanie bei Battipaglia brachte es notgedrungen mit sich, daß auch die Verpflegung nicht durchkam und die Truppe sich selbst ernähren mußte. Theo Klein erfaßte dieses Problem von der realen Seite. Für den Stabsgefreiten gibt es zweierlei, für das er durchs dickste Feuer ging, ohne Rücksicht auf Verluste, wie Theo Klein definierte, Essen und Frauen! Da das letztere vorläufig eine schöne Illusion war und die Einlösung des Lire-Guthabens in Neapel in weiter Ferne lag, mußte man sich Thema 1, dem Essen, intensiv widmen.
    Gegen Abend zogen dann auch Heinrich Küppers, Theo Klein und Kurt Maaßen los. Maaßen hatte sittliche

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