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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gottschalk schätzt die Toten auf mindestens 250! Wohin damit?!«
    »Begraben.« Müller 17 legte die Frau auf eine gespaltene Säule und schaute zur Seite. Der Anblick des zerdrückten Gesichtes war selbst ihm zuviel. »Ich habe keine Lust, mich in Deckung zu werfen und auf 'n verwesten Körper zu fliegen!«
    Von der Basilika herüber kam Theo Klein. Er war noch befangen von der Erschütterung und seiner Erinnerung, in diesem riesigen Trümmerfeld, das einmal eine Kirche gewesen war, die Medaille aus den Händen des Bischofs bekommen zu haben. »Eine Sauerei ist es doch!« sagte er laut. »Eine verdammte Sauerei!«
    Müller 17 nickte. »Wir sollten dem Hauptmann vorschlagen, zuerst ein Beerdigungskommando zu bilden.«
    »Wer redet von Beerdigen?« Er sah auf die Tote auf der gespalteten Säule und schnaufte. »Nicht gerade appetitlich.« Er lächelte schwach. »Ich habe mir die erste Frau, die ich seit Monaten sehen würde, anders vorgestellt.«
    Feldwebel Maaßen nestelte ein Seidentuch von seinem Hals und breitete es über das zerquetschte Gesicht der Toten, damit der Wind es nicht wegweht, beschwerte er es mit einem Stein. Heinrich Küppers betrachtete die lang ausgestreckt liegende Gestalt in den zerrissenen Kleidern, dem schwangeren Leib und dem Seidentuch mit dem Stein auf dem Gesicht. »Das Gesicht des Krieges«, stellte er fest.
    »Halts Maul!« Müller 17 steckte sich eine Zigarette an.
    Unter den Trümmern wehte es süßlich her … die Toten des ersten Angriffs von 9.45 Uhr verwesten bereits. Leutnant Weimann kletterte über die Berge des Priorathofes und blieb auf einem mächtigen Quaderstein stehen. »Kleines Familientreffen?« fragte er sarkastisch. »Um Mama Maaßen versammeln sich die Kinder? Während die anderen schanzen und Minen legen, besichtigt ihr wohl das Kloster, was?! Alles Kunstexperten, die Herren? Sogar Herr Klein? Schade, daß Major von Sporken auch Leonardo da Vincis ›Leda‹ nach Rom hat bringen lassen – da hätte Herr Klein nach langer Zeit mal wieder – wenn auch gemalt – eine nackte Frau gesehen!«
    Theo Klein stöhnte auf. »Herr Leutnant – wir suchen Tote.«
    »Tote? Suchen?« Weimann kam von seinem Block herab. Er sah die Gestalt der Frau und stutzte. »Tragen Sie sie zum Klostergarten. Dort liegen noch mehr. Bergmann und Müller 17 können das machen. Die anderen kommen mit! Der Chef vermutet, daß am Abend das Theater losgeht.«
    Sie warfen sich auf die Schuttberge und versteckten sich. Über ihnen erschien ein Aufklärer, kreiste niedrig über dem zerstörten Kloster und photographierte. Theo Klein grinste. »Auf die Platte kriegt der uns nicht!«
    »Hoffentlich.« Leutnant Weimann kroch weiter durch den Schutt. »Wenn sie Bewegung im Kloster sehen, knallen Sie noch mal 100 Tonnen auf den Berg!«
    Der Aufklärer verschwand hinter dem Calvarienberg … die Gruppe Maaßen rannte durch die Trümmer, die Leiche der jungen Frau zwischen sich. Josef Bergmann stolperte über einen Stein, stürzte, und der schwere Körper der Toten fiel über ihn. Er warf ihn mit einem Ruck zur Seite und richtete sich auf. Auf seinem Gesicht fühlte er das Blut der Toten. Ihm wurde übel, und er würgte mit weißem Gesicht. »So eine Scheiße«, keuchte er. »So ein verfluchter Mist!«
    Müller 17 und Heinrich Küppers trugen die Leiche weiter, während sich Bergmann vor Ekel erbrach. Danach war ihm wohler, er wischte das klebrige Blut mit dem Taschentuch von seinem Gesicht und rannte der Gruppe nach, die durch den Schutt hetzte.
    In dieser Nacht tauchten im Rücken der deutschen Linien zwei Bäuerinnen auf. Sie ritten auf einem alten Muli und wurden von den Soldaten mit derben Worten begrüßt. »Wohin, meine Süßen?« rief ein Unteroffizier. »Wenn ihr einen Mann sucht – ich kann mich bestens empfehlen!«
    »Non capisco!« sagte Maria Armenata und hob die schönen Schultern. Sie umklammerte das andere Mädchen vor ihr auf dem Muli und trieb das Tier mit Tritten ihrer flachen Schuhe zu einer schnelleren Gangart an. »Non capisco. Buona notte!«
    »Ein Küßchen nur!« Der Unteroffizier trat näher heran. Maria Armenata ließ die Zügel lockerer, das Muli trabte schneller. »Non ho tempo!« rief sie lachend. »Mi rincresce.«
    Sie blickte sich ein paarmal um, während das Tier in schnellem Trab der Ebene zueilte. Der Unteroffizier sah ihnen nach und winkte sogar. Maria winkte zurück. Dann war wieder die Dunkelheit um sie, unterbrochen nur von den abgeblendeten Scheinwerfern des

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