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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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standen verladebereit schon in der Halle, die Transportkommandeure schrien sich an, der Hauptmann der Feldgendarmerie drohte mit Tatbericht. Als sich der Knäuel entwirrte, sah man, daß bereits ein Bataillon Infanterie die Lage ausgenutzt hatte und die Eingänge zum Bahnhof verstopfte.
    In der weiten Halle, neben der Sperre sieben, abgeriegelt durch Feldgendarmerie, stand Stabsarzt Dr. Erich Pahlberg. Er überblickte das Durcheinander der verschiedenen Truppen und schob mit dem Fuß seinen hellbraunen Lederkoffer etwas zu sich heran, als ein Trupp Fallschirmjäger lautlos auf ihren dicken Gummisohlen in die Halle marschierte. Neben ihm stand in der Tracht der Roten-Kreuz-Schwestern Renate Wagner und hielt seine rechte Hand fest. Es war etwas Flehendes in diesem Griff, die Angst, das Liebgewonnene hergeben zu müssen. Die ganze Trostlosigkeit des Abschieds lag in dieser Umklammerung der Hand, die Ausweglosigkeit vor dem Schicksal, das Trennung hieß und vielleicht Vergessen.
    Dr. Pahlberg sah auf Renate Wagner hinab und lächelte ihr Mut zu. Er umfaßte ihre Schulter und drückte sie an sich. Es war eine unendlich zärtliche Bewegung. »Wir müssen tapfer sein, Kleines«, sagte er leise. Er beugte sich zu ihr hinab und küßte ihre blonden Haare. Sie lagen wie ein Helm um ihren schmalen Kopf. Wann war es, als er diesen Vergleich zum erstenmal fand? Ja, vor sechs Monaten, in Mailand. Sie kam als neue Schwester in das Lazarett und stellte sich ihm vor. Sie hatte noch nicht die Schwesternhaube aufgesetzt, und ihr Haar leuchtete in der Morgensonne wie Gold. Er hatte sich auf die Kante seines Schreibtisches gesetzt, hatte sie so lange betrachtet, bis sie rot wurde, und dann geäußert: »Ich wußte zwar, daß es von Rembrandt ein Bild ›Der Mann mit dem Goldhelm‹ gibt. Aber daß es in Wirklichkeit ein Mädchen mit einem Goldhelm gibt, ist mir neu! Gut, daß ich es jetzt weiß.« Und er hatte sich verbeugt und gesagt: »Ich verdanke Ihnen die Schließung einer Bildungslücke, Schwester Renate.« Vier Monate später hatten sie sich dann verlobt, er hatte dem Generalarzt seine Heiratserlaubnis eingereicht, den Erbgesundheitsschein Renate Wagners vorgelegt und die Hochzeit auf den Weihnachtstag 1943 festgelegt.
    Nun stand er hier in der Halle des Bahnhofs Termini von Rom und nahm Abschied.
    In der Tasche seines Uniformrockes knisterte das Telegramm, das ihm gestern nach dem Abendessen von der Ordonnanz im Kasino des II. Feldlazaretts überreicht worden war. »Sofortige Rückkehr zur Truppe. Alarmstufe II. Alle Urlaube gesperrt. Heitmann, Oberstabsarzt.«
    »Tapfer sein!« Renate Wagner schüttelte wild den Kopf. »Wie soll ich tapfer sein, wenn ich dich liebe? Ich weiß ja, wohin du fährst. Ganz Rom steht ja Kopf! In den Bergen sollen sich die ersten Partisanengruppen gebildet haben, mit Waffen der alten italienischen Armee. In Rom haben sie gestern dreihundert Mann verhaftet, weil sie Funksprüche nach Salerno aufgegeben haben: Helft uns gegen die Deutschen! Rom erwartet die Sieger von Afrika! Wir werden mit euch kämpfen, bis der letzte deutsche Barbar unser schönes Land verlassen hat! Das haben sie gefunkt, Erich! Ich weiß es … ich weiß es ganz genau. Der Major der Nachrichtenstaffel hat es im Kasino erzählt! Du fährst in einen Hexenkessel …«
    Sie umklammerte seine Hand. Er hatte das Gefühl, als grabe sie ihre Finger in ihn hinein. Mit einem mißlungenen Lächeln streichelte er ihr zärtlich über den ›Goldhelm‹. »Du hast vielen Soldatenfrauen und -bräuten voraus, daß du weißt, wohin ich fahre, Kleines.« Er nickte mit dem Kinn zu den brodelnden Massen der Soldatenleiber hinüber, die durch die Sperre drängten und wie eine Herde Hammel zu den Waggons kommandiert wurden. »Die dort wissen es nicht. Auch nicht ihre Mütter, ihre Frauen, ihre Bräute. Sie werden die ganze Nacht durch fahren und im Morgengrauen ausgeladen werden. Irgendwo, in einer herrlichen Gegend. Und vielleicht werden sie noch Zeit haben, einen kleinen Brief nach Hause zu schreiben: Liebe Mutter – oder liebste Emmi – oder auch nur mein Liebes. Wir sind in Italien. Weißt du noch … damals, mit KdF. Da wurde der kleine Emil krank, und wir mußten zu Hause bleiben. Und im nächsten Jahr, im Urlaub, da hatten wir kein Geld mehr … da mußten wir den Kinderwagen für Sabinchen kaufen und die ganze neue Babyausstattung. Nun bin ich also doch in Italien, und alles ist so herrlich, wie ich mir es vorgestellt hatte. Wenn nur der Krieg

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