Sie haben mich verkauft
ihnen und sah mich an.
Er war mir vorhin schon aufgefallen, weil er das Gesicht eines Filmschauspielers hatte, aber ich ekelte mich vor ihm,da er während der Begutachtung gepopelt hatte. Jetzt sah ich ihn an und wusste nicht, was ich tun sollte. In seinem Gürtel steckte eine Pistole.
»Komm schon«, sagte er und zerrte mich hinaus.
Die Männer führten mich über den Flur, wo sie eine weitere Tür zu einem Schlafzimmer öffneten. In der Mitte stand das größte Bett, das ich je gesehen hatte. Ich blieb an der Türschwelle stehen, wollte nicht hineingehen.
»Beweg dich«, sagte einer, und eine Faust drückte sich mir in den Rücken und schob mich vorwärts.
»Ich will mit dir reden«, sagte der Gutaussehende, als die Tür hinter mir zuging. Seine Stimme war tief, und mit seinen vornehmen Gesichtszügen und dem Benehmen eines Schweins sah er mich an. »Mein Freund ist Kameramann, und wir haben vor, einen Film zu drehen.«
Er machte den Schrank auf, in dem auf Stativen zwei Videokameras standen. Der Mann nahm die Kameras heraus und stellte eine vor die Tür, die andere vors Bett.
»Na schön«, sagte er und atmete aus. »Zieh dich jetzt ganz langsam aus.«
Ich sah ihn an und spürte, wie ich zu zittern anfing.
»Wir haben Sex mit dir, und du wirst berühmt«, meinte er lächelnd.
»Nein!«, rief ich. »Das mache ich nicht!«
Ich fing an zu weinen und bat sie, mich nicht zu nehmen, aber plötzlich hielten sie mir die Arme auf dem Rücken fest und zerrten an meinen Kleidern. Ich wehrte mich. Doch ganz gleich, wie laut ich schrie oder wie heftig ich nach ihnen trat, sie ließen mich nicht los.
»Hört auf«, sagte plötzlich eine Stimme, und ich blickte auf und sah den dritten Mann auf einem der Stühle sitzen. »Willst du eine Zigarette?«, fragte er, als seine Freunde mich plötzlich losließen.
»Was?«, keuchte ich; mein Atem ging nach dem Gerangel stoßweise.
»Ich habe gefragt, ob du eine Zigarette willst. Komm her. Na los, setz dich zu mir.«
Die Hände glitten ab von mir, als ich zu ihm ging und eine Zigarette nahm. Ich zitterte, als er sie anzündete.
»Was macht ihr denn auch?«, sagte er und sah seine Freunde an. »So könnt ihr doch keine Frau behandeln. Wenn ihr was von ihr wollt, müsst ihr sie bitten. Ihr könnt sie doch nicht vergewaltigen – das würde euch gar keinen Spaß machen.«
Ich setzte mich neben den ruhigen Mann und hoffte, dass die anderen mich in Ruhe ließen, wenn ich in seiner Nähe blieb. Sie hörten tatschlich auf ihn, er schien der Boss zu sein.
Die Männer redeten lautstark miteinander, während ich auf die Zigarette starrte, die ich in der Hand hielt. Ich wünschte, ich hätte stattdessen ein Messer gehabt. Ich hätte es so gern genommen und mir damit die Kehle durchgeschnitten oder mich aus einem der riesigen Fenster vor mir gestürzt – in die Nacht und auf die harte Schwärze des Betons unten. Ich wollte sterben. Aber ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen.
Die Kinder, sagte eine Stimme in mir.
Der Gutaussehende drehte sich um und kam auf mich zu. »Komm, wir lassen dich ja in Ruhe«, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. »Es war bloß ein Scherz. Wir haben es nicht so gemeint. Wir wollten doch bloß ein bisschen Spaß.«
Schweigend führten sie mich zu meinem Schlafzimmer zurück und öffneten die Tür.
»Da«, sagte der ruhige Mann und gab mir ein Päckchen Zigaretten, und dann wurde die Tür hinter mir wieder abgeschlossen.
KAPITEL 17
A m nächsten Morgen kam der Bodyguard in unser Zimmer und sagte, wir müssten fort. Anna hatte nichts zu packen, aber ich fing an, meine paar Habseligkeiten zusammenzusuchen, und steckte sie in meinen Koffer. Zum Schluss nahm ich die kleinen Fotoalben vom Tischchen neben dem Bett.
»Die Fotos nehme ich«, sagte der Bodyguard und kam auf mich zu.
»Nein, bitte!«, erwiderte ich. »Die brauche ich. Ich muss sie haben.«
»Das ist nur zur Sicherheit«, erklärte er mir. »Wir haben deinen Pass und jetzt die Fotos hier, um sicherzustellen, dass du nicht abhaust. Du bekommst später alles zurück.«
Ich weinte, als wir nach draußen gebracht und in ein Auto verfrachtet wurden, in dem ein kleiner dicker Mann mit grauen Haaren und blauen Augen wartete. Er beobachtete Anna und mich beim Einsteigen, aber ich nahm ihn gar nicht wahr. Ich konnte nur an meine Fotos denken. Ich brauchte sie, um mir ins Gedächtnis zu rufen, weshalb ich stark sein sollte. Ich musste die Gesichter von Sascha, Pascha und Luda sehen, um zu
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