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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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zwei Frauen auf der anderen Seite der Tür dachte, die nichts unternahmen, als ich schrie.
     
    Von dem Bauernhaus aus wurden wir in eine Scheune auf dem Land gebracht, wo sich eine junge rumänische Zigeunerin zu uns gesellte. Man hielt uns ein paar Tage fest, und da war es dann mit Anna-Marias Glück zu Ende. Bis dahin hatten sich alle für mich interessiert – jetzt nahmen sie auch ein Stückchen von ihr. Eines Nachts holten sie zwei Männer weg, und als sie zurückkam, war sie still und wie gelähmt. Sie rollte sich auf dem Bett zusammen wie eine kleine Katze, die Knie bis an die Brust gezogen. Sie weinte nicht, und ich verstand gut, wieso.
    Nach fast einer Woche kamen noch mehr Fremde, diesmal in einem teuren Auto. Man gab uns wieder etwas zum Anziehen, verfrachtete uns in den Wagen und fuhr uns hoch in die Berge. Als wir schließlich anhielten, trieb man uns aus dem Auto und befahl uns, einen steilen Abhang hinunterzugehen. Inzwischen war es Nacht und so dunkel, dass ich Anna-Maria kaum erkannte, als ich ihr folgte. Hinter mir ging das rumänische Zigeunermädchen.
    Nach einem langen Marsch gelangten wir an einen Waldrand, und dort säumte ein kleiner Kieselstrand das Ufer eines Flusses. Ein Boot wartete auf uns, und man befahl uns, einzusteigen und uns sogleich auf den Boden des Bootes zu setzen. Ich hörte weitere Männerstimmen, erkannte aber keine Gesichter – es war zu dunkel, und außerdem sah ich nicht sehr gut.
    Wie viele seltsame, verwirrende Reiseetappen musste ich wohl noch zurücklegen? Wohin fuhren wir? Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass ich, wenn wir nur lange genug weiterfuhren, schließlich wieder nach Hause käme, aber daswar ja verrückt. Pass auf, sagte ich mir. Du darfst nicht zulassen, dass sie dich so in den Wahnsinn treiben. Nur wenn du einen klaren Kopf behältst, hast du Aussichten, zu deinen Kindern zurückzukehren.
    Nachdem wir etwa eine halbe Stunde lang den Fluss hinuntergefahren waren, machte das Boot an einem Steg fest. Wir stiegen aus und setzten uns in ein wartendes Auto. Drei Stunden später, nach einer Fahrt durchs Gebirge und über Autobahnen, hielten wir vor einem großen Hotel. Wir hatten eine Art Ziel erreicht.
    Innen war das Hotel so gut ausgestattet, wie ich es bis jetzt noch nicht gesehen hatte; schöne Bilder hingen an den Wänden, und es gab dicke Teppiche. Aber obwohl ich niemanden zu Gesicht bekam, als wir nach oben gebracht wurden, spürte ich andere Menschen in der Nähe. Die Zimmertüren hatten Spione – die Art Spione, durch die man vom Flur aus hineinsehen konnte. Ich war sicher, dass hinter all den Türen Leute waren.
    Aber wer war da auf der anderen Seite und wieso?
    Wir wurden in ein Zimmer gebracht, und endlich konnten wir schlafen.

KAPITEL 19
    S teht auf«, sagte eine Stimme, und ich machte die Augen auf und sah drei Männer am Fußende des Bettes stehen, in dem Anna-Maria, das rumänische Zigeunermädchen und ich schliefen.
    Zwei der Männer waren jung und hatten denselben kalten Blick der Macht in ihren Augen, den ich auf dieser Reise schon so oft gesehen hatte. Aber der dritte war alt und schlank, hatte kurzes graues Haar und grünbraune Augen. Er trug eine schmuddelige Jacke und eine schwarze Hose, die grau von Staub war. Um den Hals hatte er eine Goldkette hängen mit einem moslemischen Mond und Stern darauf, und auf dem rechten Oberarm hatte er eine Tätowierung, die ein Mädchen zeigte.
    »Kommt«, sagte er, als wir ihn alle anstarrten. »Es ist Zeit zu gehen.«
    Als sich Anna-Maria und die Rumänin aufsetzten und sich die Augen rieben, hockte sich der Alte neben sie und fing an, mit ihnen zu flirten.
    »Na, wie alt seid ihr zwei denn? Und wo kommt ihr her?«
    Die beiden jüngeren Männer standen in seiner Nähe und lächelten, als er mit uns sprach – und hin und wieder die Hand ausstreckte, um die Mädchen wie Waren in einem Geschäft zu berühren. Die drei machten mich krank; ich stand auf und wollte mir im Bad das Gesicht waschen. Ich hatte böse Kopfschmerzen und hoffte, das kalte Wasser würde helfen.
    »He«, sagte der Alte, als ich zum Badezimmer ging. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Oxana, nicht He«, sagte ich kühl.
    Ich war es so leid, dass diese Männer uns wie Dorftrampel behandelten. Mir war egal, was sie mit mir machten. Was kümmerte mich das schon? Was konnten sie mir denn noch antun?
    Der Alte lachte. »Ach, wirklich, Oxana? Und wo bist du her?«
    »Aus der Ukraine.«
    »Sprachen?«
    »Russisch und Türkisch.«
    »Also,

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