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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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leise.
    »Ja, danke«, brachte ich schließlich heraus. Wie konnte ich da nein sagen?
    »Gut. Das machen wir dann morgen.«
    Am nächsten Tag nahm mich Roberto mit auf den Bahnhof, wo es einen Bankschalter gab, von dem aus man Geld ins Ausland überweisen konnte. Ich traute mich nicht mit ihm hinein, sondern saß in einem Imbiss, während er das erledigte. Sollte Ardy mich beobachten und fragen, was wir da taten, würde ich ihm erzählen, dass wir zu Mittag gegessen hatten und Roberto auf die Toilette gegangen war.
    »Hier ist der Einzahlungsbeleg«, sagte er, als er zurückkam.
    Ich starrte darauf. Er hatte getan, was er gesagt hatte. Zweihundert Dollar waren an Ira geschickt worden. Genug, um den Kindern für zwei Monate Essen zu kaufen.
    »Danke. Ich bin dir wirklich sehr dankbar. Aber das solltest du lieber behalten«, sagte ich und gab ihm den Beleg zurück. »Ich kann ihn nicht bei mir tragen. Ardy würde ihn finden.«
    Zum ersten Mal seit Monaten war ich glücklich, als wir zu Robertos Haus zurückfuhren. Aber ich hatte auch Angst; und es war nicht nur Angst davor, dass Ardy herausfinden könnte, was ich getan hatte, sondern auch, dass ich jetzt Ira anrufen und ihr erzählen musste, dass das Geld unterwegs war. Was würde sie sagen?
    Mir zitterten ein wenig die Hände, als ich den Hörer aufnahm und die Nummer wählte. Zuerst war da nur Stille, Zischen und dann schließlich ein langer Piepston und das Geräusch des Wählens.
    »Hallo?«, sagte eine Stimme.
    Ira.
    »Ich binʼs«, flüsterte ich, aber meine Stimme war kaum zu hören.
    »Hallo?«, sagte Ira wieder.
    »Ich binʼs. Oxana.«
    Schweigen.
    »Wo bist du denn gewesen?«, fragte Ira endlich. Ihre Stimme klang so kalt. »Wieso hast du nicht angerufen? Die Kinder haben andauernd nach dir gefragt. Was ist passiert? So viele Monate, und keine Nachricht von dir. Wir haben uns solche Sorgen gemacht!«
    Eine Sekunde lang hielt ich den Atem an, bevor ich heftig schluckte. Mein Mund war ganz ausgetrocknet. »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich habe ein paar Probleme gehabt. Ich kann jetzt nicht lange reden, aber ich bin nicht mehr in der Türkei, und ich hatte vorher kein Geld zum Anrufen.«
    »Aber wo bist du denn jetzt, Oxana? Was ist passiert?«
    »In Italien.«
    »Wo?«
    »Italien.«
    »Ach du meine Güte.«
    Wieder schluckte ich heftig. »Ich habe Arbeit als Putzfrau gefunden. Ich verdiene gut. Noch heute schicke ich dir was.«
    »Du bist wie ein Wanderfrosch, hüpfst von einer Stadt zur anderen«, sagte Ira, und ihre Stimme wurde ein wenig sanfter. »Aber wieso hast du dich denn nicht gemeldet? Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Wir haben dich vermisst. Sascha hat fast jeden Tag nach dir gefragt.«
    Die Tränen in meiner Kehle erstickten mich fast, als ich an ihn dachte. »Wie geht es ihm?«
    »Gut. Es geht beiden gut. Luda entwickelt sich prächtig, und Sascha mag nicht rechnen in der Schule. Aber ich wusste nie, was ich ihnen sagen sollte, wenn sie nach dir gefragt haben.«
    Ich versuchte, etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus. Es fühlte sich an, als weine da ein Stein blutige Tränen in mir.
    »Ist mit dir wirklich alles in Ordnung«, fragte Ira sanft.
    Ich konnte immer noch nicht sprechen und versuchte, mich zu beruhigen.
    »Wein doch nicht«, flüsterte sie.
    Ich holte tief Luft und sagte schnell: »Mir geht es gut. Ich kann dir das alles jetzt nicht so genau erklären, aber ich schicke dir von jetzt an ein bisschen Geld. Ehrenwort, Ira.«
    »Na ja, wann immer du kannst«, sagte sie und machte dann eine Pause. »Da ist noch etwas, das ich dir erzählen muss, Oxana.«
    »Was?«
    »Sergej ist raus aus dem Gefängnis. Er hat nach dir gefragt. Die Kinder waren gerade nicht hier, deshalb hat er sie auch nicht gesehen, und ich habe ihm nichts erzählt, aber er hat jede Menge Fragen gestellt.«
    Die Angst krampfte mir den Magen zusammen. Ich zitterte, als ich an Sergej dachte und an das Versprechen, das er mir einmal gegeben hatte.
    »Lass ihn nicht zu Sascha und Luda. Bitte halt ihn fern von den Kindern.«
    »Das tue ich. Du kannst dich drauf verlassen. Aber ich glaube nicht, dass er wegen der Kinder hier war – er wollte dich ...«
    »Ich weiß. Sag ihm nichts.«
    »Mach dir bitte keine Sorgen. Ich habe ihm erzählt, du wärst weggezogen und hättest die Kinder mitgenommen. Ich glaube nicht, dass er noch mal wiederkommt.«
    Die Zeit verging so schnell.
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Ira, aber ich rufe wieder an, sobald ich kann. Gib den Kindern

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