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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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England.«
    Ich war sprachlos, konnte ihn nur verblüfft anschauen.
    Er nickte, offensichtlich sehr zufrieden mit sich. »Tja, da werden wir reich. Ich habe mit Leuten gesprochen, und die sagen, es gibt dort viele Illegale. Da ist das ganz große Geld zu machen. Alle sagen, in England ist es leicht zu schaffen.«
    England. Ich wusste etwas davon, aber nur sehr wenig, und fast war es mir schon egal, wo ich hinging. Von dem Land, in dem ich lebte, würde ich ohnehin nichts zu sehen bekommen. Ich würde ja doch nur wieder in ein Zimmer eingesperrt oder auf die Straße geschickt werden, wo Ardy mich dann überwachte, und ich würde nichts zu Gesicht bekommen mit Ausnahme der Männer, die für mich bezahlten. Lediglich ein weiterer Ort, an dem ich im Gefängnis wäre.
    »Wann fahren wir?«, fragte ich. Ein Schauder überlief mich, aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Die meisten Reisen im Lauf des letzten Jahres waren qualvoll für mich gewesen, und ich fürchtete eine weitere gefährliche Fahrt, gejagt von der Polizei, in Lichtkegeln und Kugelhagel gefangen oder in eisiges schwarzes Wasser über Bord geworfen.
    »Entspann dich.« Ardy sah meinen Gesichtsausdruck. »Wir fahren morgen. Alles wird gut. Es ist schon arrangiert.«
    Als er weg war, kam Anna zu mir. »War das dein Zuhälter?«
    Ich nickte. »Er bringt mich morgen nach England.«
    Anna wirkte bestürzt. Ich war ihre einzige Freundin hier, und jetzt sollte sie mich verlieren. »Kann ich nicht mitkommen?«, bettelte sie. »Kannst du Ardy nicht fragen? Ich will nicht hierbleiben ohne dich. Ich habe Angst.«
    »Auf keinen Fall!«, rief ich. »Wenn du mitkommst, tauschst du nur den einen Zuhälter gegen einen anderen ein.«
    »Aber ich kann doch nicht allein hierbleiben. Lieber bringe ich mich um. Er schlägt mich. Ich halte das nicht mehr aus.«
    Ich sah Anna an. Sie war noch so jung und verängstigt, und wenn ich Ardy auch verabscheute, hatte er mich doch wenigstens nicht allzu oft geschlagen. »Na gut, ich will sehen, was ich tun kann.«
    Am nächsten Tag war ich fertig, als Ardy kam, und Anna war bei mir, auch sie reisefertig.
    »Wer ist das?«, fragte Ardy argwöhnisch.
    »Meine Freundin Anna. Sie will mitkommen.«
    Er starrte sie an. Anna lächelte und gab sich Mühe, ihm zu gefallen. »Wieso?«
    »Sie hasst ihren Boss. Sie will davonlaufen.«
    Ardy runzelte die Stirn. Es war gefährlich, einem anderen die Frau wegzunehmen, aber ich sah, wie es in seinem Hirn arbeitete. Wir würden gleich aufbrechen, keiner würde uns mehr finden. Womöglich konnte er sie in England verkaufen und ein bisschen was extra verdienen. Ich wusste, seine Geldgier würde seine Angst besiegen, und tatsächlich zeigte sich bald ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Na schön, Anna. Du kannst gern mit uns kommen. Du kannst mir die Kosten für die Reise zurückzahlen, wenn wir in England sind.«
    »Danke«, sagte Anna hocherfreut.
    Was für eine Welt, dachte ich, in der eine Frau dankbar dafür ist, dass man sie ins Ausland bringt, wo sie als Prostituierte arbeiten muss.
    »Na los«, sagte Ardy grinsend. »Nächster Halt England.«

KAPITEL 27
    A uf dem Parkplatz der Raststätte war alles ruhig, als wir auf den Lastwagen zugingen. Stundenlang hatten wir uns außerhalb von Brüssel in einem Graben in der Nähe einer Autobahntankstelle versteckt, und weder Anna noch ich trugen irgendetwas bei uns – wir hatten alles zurückgelassen. Mit uns warteten etwa fünfzig Leute in der Dunkelheit, als zwei Männer kamen und Gruppen zu jeweils sechs Leuten wegführten. Dann waren wir an der Reihe.
    »Geld«, sagte der Mann, als er uns holen kam, und die anderen Männer in unserer Gruppe gaben ihm jeweils fünfhundert Euro.
    »Das macht tausend für die zwei«, sagte er und zeigte auf Anna und mich. Ardy gab ihm das Geld.
    Er führte uns auf den weitläufigen Parkplatz, wo ein Lastwagen hinter dem anderen parkte. Alles war ruhig, als die Männer eine Plane anhoben, die die Seite eines Wagens bedeckte, und hineinsprangen.
    »Na, macht schon«, sagte Ardy und stieß mich in den Rücken.
    Ich blickte auf und sah einen der Männer die Hände nach mir ausstrecken. Ich griff zu, und er zog mich hoch. Drinnen erspähte ich nur die Umrisse riesiger Holzkisten. Die gingen mir alle etwa bis zur Taille. Anna wurde nach mir hochgezogen.
    »Kommt«, sagte ein Mann, der neben uns hinaufgeklettert war und sich einen Weg zwischen den Kisten hindurch bis ganz nach vorn bahnte.
    Ohne ein Wort zu sagen,

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