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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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mich strahlend an.
    Ich verstand nicht.
    Ohne noch ein Wort zu sagen, führte sie mich vom Empfang einen Korridor entlang und öffnete die Tür zu einem Raum. Darin befand sich eine riesige Badewanne, in der das Wasser anfing zu blubbern, als die Frau auf einen Knopf drückte.
    »Whirlpool«, sagte sie und zeigte auf das Wasser, und dann schrieb sie noch etwas auf ein Stück Papier. Sie zeigte es mir.
    30 Minuten = 55 £; 60 Minuten = 100 £.
    Ich nickte, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte. »Okay.«
    »Also, du machst Folgendes in der Zeit, für die du bezahlt wirst«, fuhr sie fort. »Schultermassage.« Sie bewegte die Hände vor mir hin und her und lachte. »Blasen.« Sie hob den Kopf hoch und runter. »Sex.« Sie stemmte die Ellenbogen in die Taille. »Immer Kondom. Geld vor dem Sex.«
    »Okay.«
    Nachdem sie mir die drei Zimmer gezeigt hatte, in die ich mit den Freiern gehen konnte, und dazu noch ein Buch, in das ich nach jedem Kunden alles eintragen musste, brachte mich die Frau wieder zum Empfang zurück. Inzwischen waren viele Mädchen da, die Englisch sprachen. Fünf waren weiß, zwei schwarz, und eine sah asiatisch aus. Später fand ich heraus, dass sie von den Philippinen kam, aber fürs Erste begriff ich nur, dass sie sich für den Boss hielt. Sie lachte zu laut, wenn sie mit den Kunden sprach, sah die anderen Mädchen aus den Augenwinkeln heraus an, und auch wenn ich kein Englisch verstand, wusste ich, dass sie über mich redete, als ich mich setzte und darauf wartete, dass mich einer aussuchte.
    »Freak«, sagte sie.
    Ich wusste nicht, was das bedeutete, aber es klang wie das albanische Wort für Angst. Ich wurde wütend; Angst hatte ichkeine. Wer war sie, dass sie so was über mich sagte? Sie kannte mich doch gar nicht.
    »Keine Irre«, sagte ich.
    Die Frau drehte sich um und starrte mich an. »Ach nein?« Sie fing an zu lachen und drehte sich zu dem Mann um, der neben ihr stand. »Und sie ist doch eine Irre.«
    Zwanzig Minuten später kam ein Mann, und mein neuer Job begann. Mir wurde klar, dass das hier anders war als meine Arbeit auf der Straße. Die Männer schienen mehr zu wollen als die in den Autos, die fünf Minuten brauchten, um fertig zu werden. Mein erster Kunde war ein Amerikaner im Anzug.
    »Du hast keine Ahnung von dem, was du da machst!«, fuhr er mich an, als ich ihn in den Mund nahm.
    Ich lernte bald, wie man ihnen das Gefühl gab, einen angemessenen Gegenwert für ihr Geld zu bekommen, auch wenn Männer wie er hier zu viele Drogen genommen hatten, um fertig zu machen, was ich begonnen hatte.
     
    An diesem ersten Abend kam Anna nicht mit mir in die Sauna, weil sie ihre Periode hatte; aber das war bald vorbei, und dann arbeiteten wir zusammen. Unsere Schicht dauerte etwa zwölf Stunden. Ardy und Defrim warteten immer im Auto, wenn wir im Morgengrauen rauskamen. Anna war viel beliebter als ich, weil sie jünger, hübscher und schlanker war. Ich verstand das, aber Ardy wohl nicht, denn mindestens dreimal am Abend rief er am Empfang an und erkundigte sich, wie viele Kunden ich gehabt hatte; dasselbe tat er noch mal am Ende der Schicht, um herauszufinden, wie viel genau ich verdient hatte. War eine Nacht ruhig gewesen, ging ich die Straße runter und wusste, er würde wütend auf mich sein.
    Mir war klar, dass den Freiern meine Einstellung nicht passte. Mit jedem Tag, der verging, spürte ich, wie sich tief inmeinem Herzen ein neues Gefühl entfaltete – eine Wut, die so kraftvoll war, dass ich alles andere vergaß. Ich hasste all die Männer, die mich kaufen wollten. Nacht für Nacht kamen sie in die Sauna – junge, alte, fette, dünne, reiche, arme –, und heiße, blanke Wut drehte mir den Magen um. Zuerst war es nur ein kleiner rebellischer Teil meines Herzens, der sich so anfühlte, aber schnell wurde es schlimmer, und bald wollten mich nur noch wenige Kunden. Ein Paar ging sogar wieder, nur wenige Sekunden, nachdem ich die beiden in den Raum geführt hatte.
    »Scheiße, die spricht ja nicht mal Englisch, und sie ist eine blöde Kuh!«, riefen sie, und die anderen Mädchen lachten.
    Natürlich hatte ich auch einige Stammkunden – einen jungen Pakistani, der nach Rauch stank, und einen Mann, der so fett war, dass er beim Sex nicht auf mir liegen konnte –, aber so viel wie Anna verdiente ich nicht. Sie war beliebt bei den Freiern, und das gefiel den anderen Mädchen gar nicht. Anna war das egal, sie gab sich gar keine Mühe, sich anzupassen. Ich wollte Freundschaften

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