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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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schließen; ich wusste auch, wir mussten vorsichtig sein, weil die englischen Frauen Rechte in ihrem Heimatland hatten, die uns nicht zustanden. Also könnten sie uns ziemlichen Ärger machen. Aber die Atmosphäre wurde immer ungemütlicher, und die anderen verschwanden in kleinen Grüppchen, um Kokain zu schnupfen und Cannabis zu rauchen.
    »Jetzt sag bloß nicht, die scheiß Königin von Rumänien hat tatsächlich ihre Tage?«, kreischten sie vor Vergnügen, wenn Anna ein paar Tage wegblieb, aber darauf sagte ich nichts.
    Eines Nachts eskalierte das Ganze, als die Filipina mir befahl, die Tür aufzumachen, nachdem es geklingelt hatte. Ich mochte ja nicht viel Englisch verstehen, aber ich wusste, was sie sagte.
    »Nein«, erwiderte ich. Ich war ja nicht ihre Dienstmagd.
    »Geh einfach!«, schrie sie, kam zu mir und versetzte mir einen Stoß.
    Ich stieß sie zurück, aber ein anderes Mädchen trat schnell dazwischen, und ich setzte mich wieder. Vor Angriffslust zitterten mir die Hände, als ich mir eine Zigarette anzündete, doch ich unternahm nichts. Auf einmal fuhr die Filipina Anna an, und jetzt ging niemand dazwischen, als sie anfingen, sich zu kratzen und zu schlagen.
    Die Probleme endeten allerdings nicht in der Sauna. Anna hatte sich verändert, als die Wochen in England verstrichen, und während sie mir früher von ihren Träumen für die Zukunft erzählt hatte, wenn wir nachts im Bett lagen und miteinander flüsterten, sprach sie jetzt kaum noch ein Wort mit mir. Ich wusste, sie mochte Defrim, und ich merkte, dass er sie wie die Spinne im Netz allmählich an sich zog. Ich machte mir Sorgen um sie, weil ich wusste, dass die letzte Frau, die ihm gehört hatte, als Leiche geendet war. Das hatte mir Ardy verraten, als ich eines Tages beim Aufräumen ein Foto von den beiden gefunden hatte. Ardy hatte mir erzählt, dass Defrim mit der Frau nach England gekommen sei und sie in derselben Sauna gearbeitet habe wie Anna und ich, aber sie sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Defrim hatte am Steuer gesessen und war nie über seine Traurigkeit und Wut angesichts ihres Verlusts hinweggekommen. Während Ardy noch geredet hatte, hatte sich ein Gefühl von Kälte in meiner Brust ausgebreitet. Wenn Defrim sogar eine Frau zur Prostitution zwang, die er liebte, um Geld zu verdienen, dann durfte man ihm auf keinen Fall trauen.
    Aber Anna wurde wütend, als ich versuchte, sie zu warnen, und ihr sagte, dass Defrim nur Geld mit ihr verdienen wolle.
    »Na, du hast gut reden!«, fuhr sie mich an. »Du bist doch keinen Deut besser. Du und Ardy, ihr habt mich doch benutzt,um hierherzukommen. Du hast mich verkauft, um das Geld für die Fahrt nach England zu kriegen.«
    »Aber du weißt doch, dass ich nichts damit zu tun hatte!«, rief ich. »Er benutzt dich doch nur, so wie Ardy mich benutzt. Ist es denn Liebe, wenn man eine anschaffen schickt, so wie er das macht?«
    Anna antwortete nicht, als sie aus dem Raum ging, und ich wusste, das war das Ende unserer Freundschaft. Jetzt konnte ich ihr nicht mehr trauen, denn sie hatte sich in ihren Zuhälter verliebt. Sie hatte eine Grenze überschritten, die uns für immer trennte.

KAPITEL 28
    A rdy und ich sprachen nie über meine Schulden, obwohl ich ihm alles Geld gab, das ich verdiente. Ich hatte angefangen, mir die Beträge aufzuschreiben, und ich wusste, ich hatte ihm etwa zweitausend Pfund gegeben – fast die Hälfte von dem, was ich ihm schuldete –, aber ein paar Wochen nach meiner Ankunft in Birmingham hörte ich etwas in der Sauna, das mich erschreckte. Die Frauen redeten über Ausländerinnen wie mich und dachten, ich verstünde sie nicht. Doch da ich ja nun jeden Tag Englisch hörte, hatte ich schnell gelernt, und ich war entsetzt, als sie sagten, dass manche Mädchen in meiner Situation schon seit Jahren arbeiteten. Wieder und wieder dachte ich darüber nach, bis ich mich eines Morgens nach der Arbeit neben Ardy ins Bett legte.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann kann ich dich verlassen«, sagte ich. »Denn meine Schulden habe ich ja bald abbezahlt.«
    Argwöhnisch musterte er mich. »Was meinst du?«
    »Na ja, ich habe dir doch schon so viel Geld gegeben.«
    »Aber von deinen Schulden hast du noch nichts abbezahlt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ganz einfach. Das Geld, das du mir gegeben hast, deckt die Kosten für Miete und Lebensmittel, sonst nichts. Von dem, was du mir schuldest, hast du mir noch gar nichts zurückbezahlt. Das Geld deckt gerade deine Kosten

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