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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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mitgenommen.«
    »Und was?«
    »Eine Überraschung.«
    »Tatsächlich? Was denn?«
    Ich starrte ihn an. Ich konnte mich gar nicht erinnern, was ich alles gesehen hatte. Ich wusste, dass es da Kleidung gab.
    »Ein Jackett«, sagte ich hastig. »Und eine Uhr.«
    »Ich habe da gar keine Uhren gesehen.«
    »Doch, da waren welche.« Sicher wusste ich es nicht. Und er war doch bestimmt nicht so blöd und glaubte mir das? Ich hielt den Atem an, als Ardy mich musterte.
    »Okay«, sagte er unsicher. »Aber du zeigst mir den Laden.«
    »Klar. Das ist die Wahrheit. Ich lüge dich doch nicht an.«
    »Na ja, immerhin hast du Geld vor mir versteckt.«
    »Ja, stimmt schon, aber das war ja auch für eine besondere Gelegenheit, und jetzt, wo du es gefunden hast, habe ich keine Überraschung mehr für dich«, sagte ich und fing an zu weinen. »Wieso hast du mich denn nicht gefragt, bevor du gleich zugeschlagen hast?«
    »Ich war wütend.«
    »Jetzt kriegst du kein Geschenk«, sagte ich leise und ging ins Badezimmer, um mir die Nase abzuwischen.
    Ich beugte mich zum Waschbecken runter, benetzte mir das Gesicht und wusch mir die Tränen ab. Wie hatte ich nur je glauben können, dass ich ein Geheimnis für mich bewahrendurfte? Jetzt würde mich Ardy nur umso aufmerksamer beobachten, und ich wusste, ich hätte keine Gelegenheit mehr, so was zu versuchen. Genau wie Serdar war er zu clever für mich. Ich musste einfach bloß überleben – nichts fühlen und auf den Tag warten, wenn es zu Ende ging. Und eines Tages musste es zu Ende gehen.

KAPITEL 29
    B ald nach dieser Nacht verließen wir Birmingham.
    »Alle sagen, in London kann man mehr Geld verdienen«, sagte Ardy, als wir packten. »Da gibt es Hunderte von Saunen, aber nicht genug Polizei und deshalb auch keinen Ärger. Die sagen alle, es ist ganz einfach da.«
    Ich ließ mir meine Traurigkeit nicht anmerken. Ich würde meine Freundin Jackie verlieren und mit ihr die Möglichkeit, nach Hause zu telefonieren. Wie sollte ich ohne sie an eine Telefonkarte kommen? Ich wünschte, ich hätte die Kinder angerufen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte – jetzt war es zu spät. Ich war allerdings froh, dass Anna und Defrim hierblieben – die beiden zusammen zu sehen war mir unangenehm. Ich wusste, es gab nichts, was ich tun konnte, um Anna zu helfen.
    Wir nahmen den Nachtbus von Birmingham nach London, wo wir auf eine weitere von Ardys Kontaktpersonen trafen. Der Mann brachte uns in eine Art Studioapartment, in dem wir wohnen sollten. Mir wurde das Herz schwer, kaum dass wir die Wohnung betreten hatten. Sie war winzig; in der einen Ecke gab es eine Kochgelegenheit, in der anderen eine Dusche und eine Toilette in einer Art Schrank. Ich würde niemals freikommen. Wenn ich nicht arbeitete, wäre ich andauernd mit Ardy zusammen. In Birmingham war ich wenigstens hin und wieder allein.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Ardy. »Das ist ja nur für ein paar Wochen. Bald verdienen wir genug, und dann haben wir die Anzahlung für ein Haus zusammen.«
    Beinahe hätte ich gelacht. Angeblich hatte ich doch nur gerade so viel verdient, dass es für mein Essen und die Zimmer reichte – ertragen hatte ich dabei billiges, miserables Essen und ekelhafte Zimmer, die ich mit anderen hatte teilen müssen –, und auf einmal hätten »wir« bald genug Geld, um ein Haus zu kaufen.
    Später brachte uns sein Freund in einen Massagesalon in Tottenham, wo ich nach Arbeit fragte. Ardy konnte nicht mit mir hineingehen, denn in dem Salon gab es drei Regeln – keine Zuhälter, kein Alkohol, und jedes Mädchen musste eine knielange Uniform tragen, in der man wie eine Krankenschwester aussah. Ardy war überglücklich, als ich ihm erzählte, dass ich am nächsten Tag anfangen sollte.
    Eine junge Russin namens Nastja führte mich herum, als ich am Tag darauf zur Arbeit erschien. Es gab fünf Zimmer, in die man mit den Kunden ging, und in jedem Zimmer stand ein Massagetisch, aber kein Bett.
    »So sieht der Salon legal aus«, erzählte sie mir. »Wenn einer von irgendeiner Behörde nachfragt, dann verabreichen wir nur Massagen, sonst nichts. Der Kunde bleibt eine halbe Stunde. Zehn Minuten für Massage, fünf Minuten oral und der Rest der Zeit Sex. Wenn er keine Massage will, versuch, dir was einfallen zu lassen, sonst hast du eine halbe Stunde Sex, und das ist furchtbar. Alle möglichen Typen kommen hierher – Türken, Engländer, Schwarze, Weiße, Braune. Eine halbe Stunde kostet fünfundvierzig Pfund, und der Kunde

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