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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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bezahlt dich. Dreißig gibst du am Empfang ab, beim zweiten Kunden zwanzig, und danach zahlst du pro Kunde zehn Pfund. Du musst außerdem auch mal eine Schicht in einem anderen Salon machen. Die Männer sehen gern immer mal wieder neue Mädchen, und die Engländerin, der das hier gehört, hat noch drei andere Salons in London, wo du ab und zu arbeiten wirst.«
    »Woher kommen denn so die anderen Mädchen?«, erkundigte ich mich.
    »Von überallher – Moldawien, Tschechien, Rumänien, Slowenien, Albanien, Bosnien, Serbien, ein paar auch aus England«, antwortete Nastja.
    Wir gingen wieder zum Empfang, wo die Mädchen auf Ledersofas warteten, und an einem Tisch saß ein Mann.
    Er war offensichtlich kein Kunde. Er sah aus wie ein Zuhälter und stellte sich als Ali vor.
    »Sprichst du auch noch andere Sprachen?«, fragte er mich.
    »Ja, Türkisch.«
    »Wir werden dich Aysel nennen«, sagte er ganz aufgekratzt. »Türkische Männer lieben Frauen von zu Hause.«
    Ali stand auf und gab eine Nummer in sein Handy ein, als ich mich zu den Frauen setzte. Ich sagte nicht viel, die Frauen waren auch eher schweigsam, und wir warteten darauf, dass Männer hereinkamen, uns musterten und eine von uns aussuchten.
    Gegen elf Uhr abends kam mein erster Kunde – er war ein kleiner, fetter Kurde, der nach Kebab und Schweiß stank. Mir wurde ganz schlecht, als ich ihn in den Raum führte und die Preise erklärte.
    »Ich gebe dir fünfunddreißig«, sagte er, als ich ausgesprochen hatte.
    »Nein«, sagte ich. »Das ist hier kein Basar. Der Preis ist fünfundvierzig.«
    »Aber das ist nicht in Ordnung. Fünfunddreißig ist fair. Mehr habe ich nicht.«
    Ich sah ihn an. Für nichts würde ich mit keinem ficken. »Dann muss ich mit Ali reden«, sagte ich, verließ den Raum und schlug die Tür hinter mir zu. »Er will den Preis runterhandeln, und ich bin nicht einverstanden«, sagte ich, als ich zum Empfang kam.
    Ali musterte mich. Ich sah gleich, dass er genau gewusst hatte, was das für ein Typ war, und dass er nur hatte austesten wollen, wie ich reagieren würde. »Okay«, sagte er. »Sag ihm einfach, es kostet fünfundvierzig Pfund.«
    Das machte ich dann auch, aber der Mann konnte sich nicht richtig entscheiden. Ich massierte ihn, und er wollte mehr; ich bat ihn, sich aufzusetzen, und er drehte sich um und versuchte, mich zu umarmen. Er roch nach Urin, und er hatte Haare überall, auf dem Rücken, auf der Brust und auf dem Bauch.
    »Nehmen Sie Ihre Hände weg von mir«, sagte ich, als er versuchte, mich zu befummeln.
    »Aber willst du denn keinen Kuss?«, fragte er.
    »Nein, ich bin doch nicht Ihre Frau.«
    »Ach, komm schon. Du willst doch einen.« Immer wieder fasste er mich an, als ich neben ihm stand. »Ich will doch bloß einen Kuss«, winselte er. »Kannst du mir denn nicht einen Kuss geben?«
    »Nein!« Ich schrie jetzt fast. »Das kann ich nicht, und das will ich nicht.« Ich stieß ihn weg. Er war wie ein Hund, der versuchte, einen Knochen zu lecken, als er immer so nach mir griff. »Nehmen Sie einfach Ihr verdammtes Geld zurück«, sagte ich zu ihm. »Ich habe genug.«
    Aber er wollte nicht, und eine halbe Stunde später stritten wir immer noch, als Ali an die Tür klopfte, um Bescheid zu sagen, dass die Zeit um war.
    »Sie ist ein Miststück«, sagte der Mann, als ich ihm zum Empfang folgte. »Sie wollte überhaupt nichts machen. Wo habt ihr die denn her? Die ist so fett und so alt.«
    Am liebsten hätte ich geschrien, als ich Ali ansah.
    »Er wollte eine Extramassage«, sagte ich leise. »Dann hat er versucht, mich zu küssen, und das wollte ich nicht.«
    »Na gut, na gut«, erwiderte Ali. »Das kläre ich schon. Nur keine Sorge – du wirst ziemlich beschäftigt sein heute Nacht. Da warten noch andere Kunden auf dich.«
    Fünf Männer saßen auf den Sofas. Ich sah auf meine Hände. Sie waren voller Öl und Haare.
    »Na los, beweg dich«, zischte Ali.
    Der nächste Kunde kam geradewegs aus einem Casino, in dem er etwas Geld gewonnen hatte. Er trug einen Anzug, war zwischen zwanzig und dreißig und recht attraktiv.
    »Kein Anfassen, keine Küsse, nur eine Stellung und kein Stellungswechsel«, sagte ich zu ihm, als wir den Raum betraten.
    Das musste er begreifen. Ich war keine Frau, die man anfasste und streichelte. Ich war nur ein Loch, für das man bezahlte. Ein Gegenstand. Das war alles, was er kriegen würde.
    In dieser ersten Nacht hatte ich nicht mal Zeit für eine Dusche, eine Tasse Kaffee, ein Glas Wasser, was zu essen,

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