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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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und ich stieg ein. Als sich der Wagen in Bewegung setzte, konnte ich nicht mehr an mich halten, ich musste mich einfach umdrehen und aus dem Rückfenster schauen. Hatte Ardy mich gesehen? Folgte er mir?
    Die Ampel vor uns wechselte auf Rot, und der Wagen wurde langsamer. Bitte halt nicht an. Bitte lass mich davonkommen.
    Ich drehte mich um und ließ den Blick über die Straße hinter uns schweifen, die zum Supermarkt führte. War da Ardys Gesicht unter den Leuten, die dort entlangkamen? Er musste inzwischen auf dem Rückweg sein. War er jetzt bei unserem Zimmer angelangt und hatte festgestellt, dass ich nicht da war? Suchte er nach mir?
    Ich spürte etwas an meinem Hals und drehte mich ruckartig um. Es hatte sich angefühlt wie der Atem eines Menschen auf meiner Haut. Aber da war niemand neben mir auf dem Sitz. Ich war allein.
    Bloß immer mit der Ruhe, redete ich mir ein und starrte wieder geradeaus. Ich hielt jetzt Ausschau nach diesem Etwas, das mich möglicherweise am Hals hatte berühren können.
    Ich sah aus dem Fenster – es stand einen Spalt weit offen. Ein Luftzug musste seinen Weg auf meine Haut gefunden haben.
    Du bist jetzt in Sicherheit, redete ich mir ein. Du bist davongekommen. Du hast es geschafft.
    Aber als ich aufschaute, sah ich, dass mich der Fahrer im Rückspiegel anstarrte. War er ein Freier? Einer von Ardys Freunden?
    Mit der Hand fasste ich nach dem Türgriff. Wenn er mich weiter anschaute, würde ich weglaufen. Ich würde mich aus dem fahrenden Auto stürzen, wenn es sein musste. Zurück konnte ich nicht mehr.
    Ich hörte mein Herz in den Ohren pochen, als ich in diese Augen starrte. Entweder war ich endlich in Sicherheit oder ich war wieder gefangen – was von beiden war es wohl? Sollte ich weglaufen oder stillhalten?
    Der Taxifahrer schaute wieder nach vorn, als die Ampel auf Grün wechselte.
    »Na endlich«, seufzte er, als wir uns wieder in Bewegung setzten.
    Ich schwieg und sah die Straße an uns vorbeiziehen – mit jeder Sekunde einen weiteren Schritt weg von meinem Gefängnis.
    »Ich will ja nicht neugierig sein, Herzchen, aber ist mit Ihnen auch alles in Ordnung?«, fragte plötzlich eine Stimme.
    Ich schreckte auf und merkte, dass der Taxifahrer mich wieder ansah. Aber jetzt war sein Blick freundlich, nicht mehr hart, fragend, und nicht wissend. Ich holte tief Luft und atmete langsam wieder aus.
    »Ja«, sagte ich. »Alles in Ordnung.«Glücklich und zufrieden war ich nicht unbedingt, als die Minuten zu Meilen wurden – ich fühlte mich einfach nur wie gelähmt. Ich wusste, ich hatte keine andere Wahl mehr, ich musste Lara um einen Job in der Sauna bitten, in der sie am Empfang arbeitete. Ich hatte weder Geld noch Freunde, und einen Fremden konnte ich kaum um Unterstützung bitten, aber musste überleben. Wenigstens wäre es nicht leicht für Ardy, mich zu finden, wenn ich nur eine weitere namenlose Hure wäre. Aber mir wurde ganz übel bei dem Gedanken, wieder in die Prostitution zu gehen, jetzt, wo ich frei war. Ganz bestimmt würde Gott mich bestrafen.
    Doch um Hilfe konnte ich niemanden bitten. Naz hatte mir erzählt, dass die englischen Behörden mich in die Ukraine zurückschicken konnten, wenn sie wollten, und das Risiko durfte ich nicht eingehen. Ardy, Sweta oder Serdar könnten mich finden und mich töten. Außerdem war inzwischen auch noch Sergej aus dem Gefängnis heraus, und ich war fest davon überzeugt, dass er früher oder später zurückkäme, um sich an mir und den Kindern zu rächen.
    Als das Taxi vor Laras Haus hielt, stieg ich aus, klingelte, und eine große Blondine mit freundlichem Gesicht machte die Tür auf. Sie stellte nicht allzu viele Fragen, aber ich erzählte ihr ein bisschen von dem, was passiert war und weshalb ich mich verstecken musste. An dem Nachmittag nahm sie mich mit in die Sauna, damit ich ihren Boss kennenlernte. Er war ein freundlicher Türke, der einverstanden damit war, dass ich für ihn arbeitete und in einem der Zimmer in der Sauna blieb, bis ich etwas Geld gespart hatte.
    »Könnten Sie mir vielleicht etwas Geld borgen?«, fragte ich. »Es ist sehr dringend.«
    Ich musste unbedingt Geld nach Hause schicken. Sie sollten doch wissen, dass ich eine gute Mutter war, die ihre Versprechen von jetzt an hielt.
    »Würdest du für sie bürgen«, fragte der Boss Lara, »und das Geld zurückzahlen, wenn sie verschwindet?«
    Lara sah mich an. »Ja«, sagte sie.
    Ich wusste, dass ich großes Glück hatte. Wieder einmal hatte ich eine wahre

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