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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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gehen, von hier abhauen. Aber du musst das schlau anfangen, du brauchst einen Plan. Ich könnte dir helfen, könnte ein bisschen von deinem Geld verstecken. Wenn du zehn Kunden hast, schreibe ich einfach nur acht auf, und den Rest vom Geld lege ich beiseite. Keiner wird das je erfahren.«
    »Aber das findet er doch heraus.«
    »Ja, wie denn? Wer sollte ihm das erzählen? Die Mädchen hier? Die sagen keinem was, die sind genau wie du, nur haben die noch mehr Angst als du abzuhauen.«
    Schweigend sah ich sie an.
    »Wir sparen ganz langsam ein bisschen Geld«, fuhr Naz fort. »Ich unterschlage immer mal wieder einen deiner Freier, bis du genug hast, um wegzukommen. Ich habe eine Freundin, die weit weg von hier auch in einer Sauna arbeitet, und mit dem Geld könntest du zum Beispiel zu ihr. Bitte, Oxana, hör mir zu. Ich will dir doch helfen.«
    »Aber was ist mit meinen Kindern? Er wird sie umbringen!«
    »Ich weiß nur eines«, sagte Naz. »Ardy ist bloß ein Junge, und er hat nur dich, dein Geld und deine Angst. Ich bin fest davon überzeugt, er würde den Kindern nichts tun. Das glaube ich bestimmt. Bitte vertrau mir.«
    »Aber wie soll das denn gehen? Ich kann doch nicht ihr Leben aufs Spiel setzen, ohne ganz sicher zu sein, dass ihnen nichts passieren wird.«
    »Ganz sicher wirst du nie sein, Oxana, und deshalb wird Ardy dich auch immer behalten. Das Kostbarste auf der Welt sind für dich deine Kinder, und das weiß er genau; und deshalb bleibst du ja auch bei ihm. Aber er hat auch vor etwas Angst – Ärger zu bekommen, von der Polizei entdeckt zu werden, das Geld zu verlieren, das du für ihn verdienst. Für ihn wäre es ein großes Risiko, in die Ukraine zu fahren und deinen Kindern etwas anzutun. Er weiß, in was für Schwierigkeiten er dann stecken würde. Es wäre viel leichter für ihn, sich einfach ein neues Mädchen zu kaufen.«
    Ich starrte auf den Tisch und versuchte zu verstehen, was sie gerade gesagt hatte. Konnte es stimmen, dass Ardy mich einfach gehen ließ und mich vergaß?
    »Er könnte sich hier in England ein anderes Mädchen besorgen«, fuhr Naz fort. »Ich habe von Frauen gehört, die hier in London viermal verkauft wurden. Vertrau mir einfach. Jeder Zuhälter hat einen noch größeren Zuhälter über sich und dann noch einen, und es gibt viele Mädchen in der Stadt. Für Ardy wäre es hier wesentlich einfacher, als zurück nach Albanien zu gehen.«
    Mir drehte sich der Kopf. Und das Blut rauschte mir in den Ohren. Ich konnte kaum glauben, was Naz da sagte. Bei ihr hörte sich das alles so einfach an, so unkompliziert. Sie hatte ja keine Ahnung, wozu diese Leute fähig waren.
    »Hör mir zu, Oxana«, sagte sie leise. »Aus zwei guten Gründen würde Ardy deinen Kindern nie im Leben etwas antun: Das Risiko ist viel zu groß, und es wäre viel, viel einfacher für ihn, sich hier ein neues Mädchen zu kaufen. Also – was sollen wir tun?«
    »Ich weiß nicht. Ich muss nachdenken ... ich muss einfach darüber nachdenken.«

KAPITEL 31
    W ieder und wieder dachte ich daran, was Naz zu mir gesagt hatte, als ich mit den Männern auf die Zimmer ging, sie mir ihr Geld gaben, Ardy es am Ende der Nacht zählte. Ständig hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf.
    Dabei hatte ich sogar Angst davor, nur über das Gesagte nachzudenken. Solch ein Risiko konnte ich nicht eingehen. Was, wenn Ardy doch etwas unternahm? Ich war schon so selbstsüchtig gewesen, ich konnte nicht auch noch zulassen, dass Sascha, Pascha oder Luda meinetwegen etwas passierte. Ständig ging mir das alles im Kopf herum. Zehn verschiedene Varianten einer möglichen Zukunft tanzten vor meinem inneren Auge herum, und ich musste mich für eine entscheiden.
    Zwei Tage später ging ich zu Naz und bat sie, etwas von meinem Lohn zu verstecken. »Aber fliehen werde ich nicht«, sagte ich, »ich will bloß was für meine Kinder nach Hause schicken. Ich kann dieses Risiko nicht eingehen, nur weil ich frei sein will.«
    »Na schön. Wie du willst. Ich tue mein Bestes, um dir zu helfen, das weißt du«, sagte Naz leise, aber dabei sah sie traurig aus.
    Wir versteckten nicht jeden Tag etwas von dem Geld, denn wir hatten zu große Angst, Ali könnte es merken, aber wir konnten zwanzig Pfund an dem einen Tag und vierzig Pfund in der Woche darauf beiseitelegen, bis wir schließlich zweihundert Pfund zusammenhatten. Jetzt konnte ich Tamara Bescheidgeben, dass ich ihr Geld schicken würde, und Sascha und Luda wieder anrufen. Ich musste tapfer sein. Vor

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