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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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Freundin gefunden, und die konnte und durfte ich nicht enttäuschen.
     
    Mein neuer Arbeitsplatz war weit netter als alle vorhergehenden. Die Sauna war oben, dazu zwei Zimmer mit Whirlpoolwanne und eine kleine Küche; unten befanden sich drei Zimmer, jeweils mit Dusche und Toilette. Es gab auch ein Wohnzimmer, in dem wir auf Kunden warteten, und in diesem Zimmer standen Ledersessel und ein Tisch mit einer großen Schale Obst darauf. Alkohol im Haus war verboten, alles war sauber, und zwei Sicherheitsleute halfen mit beim Putzen, bei den Handtüchern und füllten den Kühlschrank immer wieder auf. Außerdem warfen sie Kunden raus, die sich übel benahmen, etwa indem sie ein Mädchen bissen oder anschrien oder ihre halbe Stunde Sex hatten und dann behaupteten, es habe gar kein Geschlechtsverkehr stattgefunden.
    In mancherlei Hinsicht fühlte ich mich sicherer als je zuvor. Es gab Videoüberwachung an der Tür zur Sauna, und außerdem konnte Lara am Empfang Kunden abweisen, wenn sie ihr nicht gefielen. Hinzu kam, dass die Männer zehn Pfund zahlen mussten, um überhaupt erst ins Lokal eingelassen zu werden, und so kam es, dass zwar die meisten Männer Sex wollten, andere aber einfach in die Sauna gingen und eine Massage brauchten, wenn sie spät von der Arbeit kamen. Mir war das alles egal, als ich anfing zu arbeiten, denn immer wieder musste ich an Ardy denken. Ich war überzeugt, er würde mich finden und sich rächen. Das Erste, was ich mir von den fünfhundert Pfund kaufte, die mir der Boss geliehen hatte, war ein Mobiltelefon, und dann rief ich zu Hause an. Ich gabIra und Tamara die Nummer, schärfte ihnen aber ein, nur ja keine Informationen über mich weiterzugeben.
    »Wenn einer zu euch kommt, wenn einer anruft, dann wisst ihr nicht, wo ich bin. Ich hatte ein paar Probleme, also erzählt bitte nichts über mich und die Kinder. Sollte Sergej auftauchen, dann wisst ihr eben auch nicht, wo ich bin – sagt ihm einfach, ich schicke euch Geld, aber ihr habt keine Telefonnummer von mir.«
    Nacht für Nacht schaute ich ängstlich auf den Monitor der Überwachungskamera und musterte das Gesicht jedes Mannes, der in die Sauna kam; und hielt einer den Kopf gesenkt, versteckte ich mich lieber, denn ich konnte ja nicht sicher sein, ob das am Ende Ardy war oder nicht. Es arbeiteten auch ein paar albanische Mädchen mit mir, und ich achtete darauf, nicht zu viel mit ihnen oder mit sonst jemandem zu reden. Ich wollte einfach nur wie ein Schatten sein, den niemand bemerkte.
    Ich hatte solche Angst, dass ich in den ersten zwei Wochen die Sauna nicht ein einziges Mal verließ – ich blieb den ganzen Tag drinnen und aß nur die Lebensmittel, die uns die Sicherheitsleute kauften. Als ich endlich doch aus dem Haus ging, lief ich entweder zu der Wechselstube, um Bargeld nach Hause zu schicken, oder in das Pub gegenüber, wo ich mir einen Kaffee bestellte und die englische Zeitung las, denn ich wollte die Sprache noch besser verstehen. Ständig musterte ich die Gesichter der Männer um mich herum, ich war überzeugt, eines Tages würde einer auf mich zuspringen und mich zurück in meine alte Welt zerren.
    Auch mit dem Schlafen hatte ich mehr und mehr Probleme. Wenn die Sauna gegen fünf Uhr früh schloss, putzten wir die Räume, und wenn die anderen Mädchen gegangen waren, lag ich im Bett und konnte nicht abschalten. Das Alleinsein fiel mir schwer; bei jedem Geräusch schreckte ich zusammen,und es gingen mir allerlei Gedanken durch den Kopf. Ich bat Gott um Vergebung: Anfangs hatte man mich gezwungen, mich zu verkaufen, aber jetzt tat ich es freiwillig.
    »Lieber Gott«, betete ich immer wieder. »Bald steige ich aus diesem Gewerbe aus. Ich weiß, dass es falsch ist.«
    Ich war so verwirrt – ich brauchte das Geld, aber ich verabscheute, was ich für das Geld tun musste, und ich wollte bei meinen Kindern sein, hatte aber zu große Angst vor dem Heimkommen. Ich war natürlich froh, dass ich jetzt mit Sascha und Luda öfter sprechen und ihnen alle zwei Wochen Geld schicken konnte. Normalerweise verdiente ich etwa hundert Dollar die Woche und behielt nur einen kleinen Teil davon für mich. Wenigstens wusste ich jetzt, dass sie gut aßen und genug warme Kleidung hatten, und außerdem schickte ich Ira noch etwas extra für die Schulausbildung von Vica. Aber ständig musste ich an meine Kinder denken und daran, wie lange ich schon weg war, und ich machte mir große Sorgen um Pascha. Ich wusste immer noch nicht, auf welche Schule er

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