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Sie haben mich verkauft

Sie haben mich verkauft

Titel: Sie haben mich verkauft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Kalemi
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daran, dass ich ihn eines Tages würde büßen lassen für das, was er mir angetan hatte. Im Lauf der vergangenen Wochen hatte ich noch mehr Geld nach Hause geschickt, und jetzt hatte ich hundertfünfzig Pfund für mich – genug, um weit fortzukommen.
    Vor ein paar Tagen war Ardy ganz glücklich gewesen, als ich ihm ein Geschenk gekauft hatte. Manchmal gab er mir Geld für Kosmetik oder Unterwäsche, wenn er mich mit in die Geschäfte nahm, und ich hatte ihm davon eine Brieftasche gekauft für all das Geld, das ich für ihn verdiente. Bald würde sie leer sein.
    »Vielleicht habe ich mich ja endlich in dich verliebt«, sagte ich, als ich ihm das Geschenk überreichte.
    »Ach, komm«, sagte er lachend.
    Ardy hatte keine Ahnung von dem, was ich vorhatte, und mir klopfte das Herz wie wild in der Brust, als ich ihn ansah. Ich hatte Angst, dachte aber immer daran, wie ich mich nach dem Gespräch mit Luda und Sascha gefühlt hatte, und monatelange Wut hatte sich in Tapferkeit verwandelt. Ich hatte keine Ahnung, was ich anfangen würde – ich wäre immer noch im Ausland, hätte weder Geld noch Papiere, und nach Hause käme ich auch nicht. Ich wusste nur, ich musste endlich frei sein.
    Ein paar Tage zuvor hatte ich mit der Freundin von Naz telefoniert, einer Russin namens Lara, die in einer Sauna in Essex arbeitete.
    »Ich brauche irgendein Versteck«, hatte ich zu ihr gesagt. »Ich kann das jetzt nicht alles erklären, aber da ist ein Albaner, der mich suchen wird, und ich kenne sonst niemand. Naz hat gesagt, du würdest helfen.«
    Lara hatte gesagt, ich könne ein paar Tage bei ihr bleiben, bis ich entschieden hätte, was ich tun wollte, und ich hatte mich mit den Worten verabschiedet, dass ich sie anrufen würde, sobald ich weggekommen sei.
    Ich stand aus dem Bett auf und ging zum Kühlschrank, weil ich Frühstück machen wollte. Ich seufzte, als ich mich bückte und die Kühlschranktür aufmachte, aber plötzlich fing mein Herz an zu rasen, als ich hineinsah. Hier bot sich mirnun endlich die Chance zur Flucht. Wir hatten keine Lebensmittel mehr. Ardy würde einkaufen gehen und mich allein lassen müssen.
    Ich war schon angezogen und hatte ihm eine Liste geschrieben, als er aufstand – Eier, Milch, Zucker, Salami, Reis, Möhren und Zwiebeln.
    »Kannst du mir Schokolade mitbringen?«, fragte ich.
    »Na ja, gut.«
    Er drehte sich um und zog sich eine Jacke über.
    »Ich bin bald zurück«, sagte er, als er die Tür aufschloss.
    »Bis dann«, sagte ich.
    Ich hielt den Atem an, als die Tür zuging und der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Nun musste ich schnell sein. Der Supermarkt war gleich um die Ecke. Ich lief zum Fenster und beobachtete Ardy durch die Gardine.
    »Na los, mach schon«, flüsterte ich, als er langsam die Straße entlangging und dann Richtung Supermarkt um die Ecke bog.
    Ich lief zum Schrank, holte die Tasche hervor und ging zum Fenster zurück. Es hatte einen Riegel, ließ sich also nicht sehr weit öffnen. Ich würde es einschlagen müssen. Unsere Wohnung lag im Erdgeschoss, tief springen musste ich also nicht. Ich wickelte mir Ardys T-Shirt um die Hand, ehe ich mit voller Kraft die Fensterscheibe einschlug. Sie bekam Risse an tausend Stellen, zerbrach aber nicht.
    Komm schon. Beeil dich.
    Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als ich wieder und wieder gegen die Fensterscheibe schlug. Ich stieß gegen das Glas, aber es wollte nicht zerbrechen.
    Beeilung. Er wird bald wieder zurück sein.
    Ich zog die Hand zurück, ballte sie zur Faust und schlug mit aller Kraft gegen die Scheibe.
    Bitte, Gott. Lass mich freikommen.
    Plötzlich fing das Glas an zu zerspringen, und es entstand ein großes Loch in der Scheibe. Ich steckte den Kopf aus dem Fenster und sah auf die Straße. Ardy war nirgends zu sehen. Ich lief ins Zimmer zurück, holte meine Tasche und sah mich ein letztes Mal um. Endlich verließ ich mein Gefängnis.
    Heftig atmend sprang ich in den kleinen Garten vor dem Haus. Die frische Luft füllte meine Lungen, als ich auf dem Boden aufkam. Ich war frei.

KAPITEL 32
    I ch rannte.
    Zurückblicken konnte ich nicht. Ich wollte gar nicht wissen, ob Ardy mich gesehen hatte oder nicht. Ich würde einfach warten, ob seine Hand meinen Arm packte, sein Geschrei in meinem Ohr widerhallte, aber bis dahin würde ich rennen. Ich sah das Büro eines Taxiunternehmens, lief zu einem Taxi, das davor auf der Straße stand, und zeigte dem Fahrer eine Adresse, die ich auf einem Stück Papier notiert hatte. Er nickte,

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