Sie haben sich aber gut gehalten!
doch nicht nur um dich. Wie schon gesagt, betrifft es auch Charlie, Marie und mich», versuche ich die Wogen zu glätten. «Ein Winter ohne Heizung wäre doch für uns alle unerträglich. Nicht zu vergessen das Baby, das genau in die kalte Jahreszeit hineingeboren wird. Und du warst in den letzten Jahren während der kalten Monate immer in wärmeren Gefilden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich in einem Eishaus wohlfühlst.»
«Hmm!» Sie rührt versonnen in ihrer Tasse. «Immer geht es nur ums Geld. Dabei sind es doch nichts weiter als blöde Papierfetzen», zetert sie dann plötzlich.
«Tja, was soll man machen», schließe ich mich seufzend ihrem Lamento an. «Die märchenhaften Zeiten, wo man Glasperlen gegen Waren tauschen konnte, sind wohl unwiederbringlich vorbei.»
«Du kannst ja richtig scharfsinnig sein.» Lotte blickt mich verblüfft an. «Also, was ist das für ein Vertrag, den Volker beim Makler unterschrieben hat?»
Fachmännisch erkläre ich: «John sichert sämtliche Aufträge mit einem Vertrag ab, falls der Verkäufer zwischenzeitlich selbst einen Käufer findet. In so einem Fall wäre er nämlich um seine Provision gebracht. Doch auch wenn sich Änderungen ergeben wie bei uns, muss neu verhandelt werden. Schließlich steckt John von Anfang an Arbeit in das Projekt.» Ich komme richtig in Fahrt. «Gleich bei seiner ersten Besichtigung hat er Fotos von der Villa geschossen, anschließend ein Exposé erarbeitet und alles zusammen online gestellt. Irgendwie muss das natürlich entlohnt werden, oder?»
«Ganz schön clever,
dein
John», entgegnet Lotte spöttisch, als verdächtige sie uns eines Komplotts.
«Das ist so üblich in der Immobilienbranche», versuche ich das Vorgehen zu rechtfertigen.
«Wie auch immer. Und was ist das nun für ein Vorschlag in diesem türkisen Ordner?», will sie wissen.
Ich atme tief durch, öffne die Mappe und sprudle los: «Hier drin befinden sich Unterlagen zu zwei Wohnungen in Nymphenburg. Eine kleinere für dich und eine etwas größere, familientaugliche für Marie, Charlie und das Baby. Beide liegen im selben Haus, was bedeutet, du wärst schneller in der City als von Pasing aus, könntest nah bei deinem Enkel und Urenkelchen sein, hättest aber auch Privatsphäre und Hilfe in Notsituationen, falls du mal krank würdest, was sich natürlich niemand wünscht, aber es wäre doch irgendwie beruhigend zu wissen –»
«Luft holen nicht vergessen», unterbricht Lotte mich plötzlich.
«Also?» Gespannt blicke ich sie an. «Was hältst du von der Idee?»
«Hmm … hmm … hmm …» Unschlüssig wiegt sie den Kopf hin und her, blättert in den Unterlagen, schenkt uns Tee nach, liest die Beschreibungen der Wohnungen, trinkt einen Schluck und betrachtet die beiliegenden Fotos. «Nicht übel, gar nicht übel», erklärt sie nach einer mir endlos erscheinenden Bedenkzeit. «Dann fehlt uns jetzt nur noch ein Dummer, der die Chose bezahlt.»
«Das ist bereits geregelt. Volker bezahlt! John hat mir alles vorgerechnet und …» Ich breche ab.
«Scheint auch noch ein Rechengenie zu sein, dein John.» Sie grinst breit. «Ob er meinen Sohn auch davon überzeugen kann, mir eine Hängematten- OP zu finanzieren?»
«Hängematten- OP ?», wiederhole ich verdattert.
Sie schiebt den linken Ärmel ihre Schlafanzugjacke nach oben, streckt den Arm leicht abgewinkelt zur Seite und stupst die erschlaffte Unterseite ihres Oberarms an. «Siehst du, wie das hängt? Hängematten!»
Eine Sekunde lang bin ich platt. Andere Frauen in ihrem Alter jammern vielleicht über Krähenfüße, morsche Knochen oder Krampfadern, Lotte beweint ihre schlaffen Oberarme. Zugegeben, pralle Muskeln hat sie nicht, und besonders attraktiv sehen ihre Arme wirklich nicht aus. Aber bitte, sie ist ja auch keine zwanzig mehr. Wo ist also das Problem?
«Ich hatte früher sooo tolle Oberarme», sinniert sie traurig und schüttelt abermals den Arm. «Und jetzt. Total schlaff. Einfach scheußlich.»
Ich unterdrücke einen Lachanfall, dieser baumelnde Hautlappen sieht einfach zu albern aus. «Aber deshalb musst du dich doch nicht gleich unters Messer legen. Du bist doch noch prima in Form, und mit leichtem Sport oder auch etwas körperlicher Anstrengung …», sage ich, und in dem Moment ereilt mich eine Idee, wie ich endlich wieder die Kurve zum eigentlichen Thema kriege. «Na ja, indem du beispielsweise ein paar Umzugskisten schleppst.»
Sie rollt ihren Ärmel wieder nach unten und fragt so ganz
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