Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
Vom Netzwerk:
es nicht. Und wem das nicht gefällt, der kann ja in die Kneipe wechseln.»
    Ich starre sie an wie eine Fremde, bis ich begreife, dass Lotte mir soeben einen kleinen Hausfrauenstreik vorgeschlagen hat. Aus ihrem Mund klingt es zwar befremdlich, weil sie sich damit ja selbst schadet, aber warum nicht. «Du hast recht!», antworte ich dann. «Richten wir alles hübsch auf einem Tablett an.»
    Mit Lotte an meiner Seite dauert es natürlich doppelt so lang, bis alles vorbereitet und der Tisch gedeckt ist. Beobachtet von zwei ungeduldigen Männern, wird mir klar, dass Fabians Erziehung einige Lücken aufweist. Seinen Hang zur Bequemlichkeit habe ich durch mein ständiges Bemuttern wohl selbst verschuldet.
    Als ich die Sachen auf den Tisch stelle, ernte ich irritiertes Schweigen. Aber es fühlt sich gar nicht mal so übel an, nicht immer allen alles recht machen zu wollen, finde ich.
    Mein Vater zieht verdutzt die Stirn kraus. Derart improvisierte Gerichte kennt er nicht von mir. Zu meinem Erstaunen verkneift er sich aber jeglichen Kommentar und wendet sich an Lotte. «Haben wir euch durch unser Erscheinen von einer wichtigen Verabredung abgehalten? Ihr wart ja in Hut und Mantel sozusagen.»
    John! Den habe ich über der ganzen Aufregung doch tatsächlich vergessen.
    «Ich muss mal kurz telefonieren und Bescheid geben, dass wir uns verspäten», erkläre ich und erhebe mich wieder. «Lotte kann dir ja inzwischen berichten, was wir vorhaben.»
    Um beim Telefonieren ungestört zu sein, verziehe ich mich ins Schlafzimmer.
    «Rosy!?», meldet er sich nach einigen Klingelzeichen.
    «Hallo, John.» Plötzlich weiß ich gar nicht mehr, was ich sagen soll.
    «Schön, dass du anrufst. Ich wollte mich auch gerade melden, um zu fragen, ob ich euch abholen soll.»
    «Äh … ja, also … den Besichtigungstermin …», stammle ich. «Den müssen wir leider verschieben.»
    «Lotte hat es sich anders überlegt?»
    «Nein, nein», beruhige ich ihn. «Wir wollten quasi schon das Haus verlassen, als Fabian in Begleitung meines Vaters …» Ich stocke und überlege, ob ich John mit Einzelheiten langweilen soll. «Na ja, er hat einige Probleme im Gepäck.»
    Ich vernehme einen enttäuschten Seufzer. «Ach, und ich dachte schon …»
    Er ist zu Recht sauer, weil erst alles hopplahopp gehen soll, und dann sage ich ab. Da wäre ich auch angefressen. «Glaub mir, John, niemand bedauert mehr als ich, dass wir unsere Verabredung verschieben müssen», versichere ich ihm. «Aber wir holen das nach, ganz bestimmt.»
    «Ja, ja», antwortet er knapp und verabschiedet sich.
    «Ich melde mich, sobald ich weiß, wann …», verspreche ich, doch da hat er schon aufgelegt.
    Im Esszimmer sitzt die Runde vergnügt am Tisch. Es sieht nicht gerade so aus, als würden hier unlösbare Probleme besprochen.
    «Also, Fabian», liebevoll streichle ich meinem Sohn über die Schulter. «Was ist passiert?»
    «Opa hat dir doch schon alles erzählt», antwortet er ausweichend, schiebt sich ein Stück Salamibrot in den Mund und murmelt kauend: «Mmm … Mehr kann ich im Moment …»
    «Wie? Du verlierst deine Praktikumsstelle, und das kratzt dich nicht weiter?», frage ich irritiert. «Was ist denn aus deinen Plänen geworden? Die Bauhaus-Universität in Weimar? Es war doch dein sehnlichster Wunsch, dort zu studieren.»
    «Mama, jetzt mach doch kein Drama draus! Ich bin nicht der einzige Praktikant des Landes, der seine Stelle verliert. Das ist kein Weltuntergang. Und ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich das Studium sausenlasse.» Mit zusammengekniffenen Brauen streicht er Butter auf ein weiteres Stück Vollkornbrot. «Es ist lediglich eine kleine Unterbrechung von ein paar Wochen. Bleib cool. Das wird schon.»
    Der letzte Satz könnte von Lotte sein. Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu. Sie zuckt aber nur unschuldig mit den Schultern und widmet sich wieder ihrem geliebten Schinkenbrot.
    «Rosmarie, nun iss doch eine Kleinigkeit», mischt Papa sich ein und schiebt mir die Wurstplatte zu. «Das beruhigt.»
    «Ja, essen hilft», stimmt Lotte Herbert zu und lächelt ihn verzückt an.
    Halbherzig gieße ich mir Kaffee ein. Ob Koffein gegen mein mulmiges Gefühl viel ausrichten kann? Wieso war John bloß so kurz angebunden? Ob er sauer ist, weil ich den Besichtigungstermin abgesagt habe? Nein, das wäre doch ziemlich kindisch. Ich werde ihn nachher anrufen und einen neuen Termin vereinbaren. Jetzt muss ich mich erst mal um meinen Sohn kümmern.
    «Na gut, nennen

Weitere Kostenlose Bücher