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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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werden wir nämlich gleich brauchen.»
    Irgendwas stimmt hier nicht. Seit Fabian das Schreiner-Praktikum in Augsburg absolviert, reist er in vierwöchigem Turnus an und bringt manchmal auch ein, zwei schmutzige Jeans oder T-Shirts mit. Aber nur in
einer
Tasche. Jetzt sieht es so aus, als hätte er sein ganzes Hab und Gut dabei. In Begleitung meines Vaters aufzutauchen, beunruhigt mich zusätzlich.
    «Bist du krank, Fabian?», frage ich verunsichert, als er die Reisetasche abstellt und mich dann zögerlich umarmt.
    «Ach was, schau ihn dir doch an», schaltet sich Lotte ein. «Der Bub strotzt doch nur so vor Manneskraft!» Damit reißt sie ihren Enkel an sich und drückt ihm schmatzende Küsschen auf die Wangen, wobei ihre Micky-Maus-Ohrringe heftig baumeln.
    Ja, rein optisch trifft das auf meinen Sohn zu. Mit einer Größe von knapp eins neunzig, den breiten Schultern, der kräftigen Statur und den vollen dunklen Haaren stimmt die Beschreibung. Aber nur weil er gesund aussieht, besagt das noch gar nichts, flüstert meine Muttersorgen-Stimme aus dem Bauch. Und jetzt, wo ich ihn genauer betrachte, bemerke ich auch dunkle Schatten unter seinen Augen.
    «Wohin mit dem Koffer?», fragt mein Vater, während er seine helle Freizeitjacke auszieht und sie im Garderobenschrank verstaut.
    Voller Sorge um meinen zweiundzwanzigjährigen Sohn, ignoriere ich die banale Frage und herrsche meinen Vater viel zu unfreundlich an: «Was ist hier los? Und bitte, keine dünnen Ausreden. Ich spüre doch, dass etwas nicht stimmt.»
    «Jetzt reg dich nicht gleich wieder so auf», versucht Lotte mich zu beruhigen und schiebt mich Richtung Wohnzimmer. «Hände und Füße hat der Bub ja noch dran, also wird’s wohl nicht so schlimm sein.»
    Die anderen folgen zögernd.
    «Fabian, was ist los?»
    Schützend stellt mein Vater sich vor seinen Enkel. «Die Schreinerei musste Insolvenz anmelden, und die Praktikanten
durften
gehen», rückt er dann mit der Botschaft heraus. «Fabian hat mich angerufen und gebeten, ihn wegen des Gepäcks vom Bahnhof abzuholen.»
    «Wieso denn dich?»
    «Na ja …», antwortet er zögernd. «Er hatte Angst, du würdest am Bahnsteig in Tränen ausbrechen, weil er die Stelle verloren hat. Und das wäre doch peinlich geworden, oder?»
    «Das soll wohl ein Witz sein?» Ich kenne meinen Vater, für eine gute Pointe erzählt er so einiges. «Ich verstehe das alles nicht. Ich meine, Opel macht Pleite oder Karstadt, aber doch niemals eine Schreierei. Handwerk hat immer noch goldenen Boden, auch in Krisenzeiten.»
    Fabian zuckt hilflos die Schultern und schweigt.
    «Das war vielleicht im letzten Jahrtausend so», erklärt mein Vater. «Heutzutage leiden die kleineren Handwerksbetriebe am meisten unter der globalen Konkurrenz. Wie auch immer», er klopft Fabian auf die Schultern. «Fakt ist, er muss sich nun um einen anderen Praktikumsplatz kümmern oder sich umorientieren. Und jetzt sei so lieb, Rosemarie, mach uns einen Kaffee und, wenn möglich, auch ein paar Schnittchen, damit wir besprechen können, wie es weitergeht.»
    Allein in der Küche, lehne ich an der Arbeitsplatte und starre einfach nur ins Leere. So langsam häufen sich die Katastrophen wie die Schmutzwäsche einer Großfamilie. Aber die Dreckwäsche hätte ich in kürzester Zeit wenigstens wieder sauber im Schrank. Meine Zukunftspläne hingegen muss ich wohl erst mal vergessen, signalisiert mir mein Bauchgefühl. Fabian wird sicher auch hier wohnen wollen, wo soll er denn sonst hin?
    Warum ausgerechnet jetzt?, murmle ich kraftlos und starre die Kaffeemaschine an. Das blöde Ding will sich einfach nicht alleine in Gang setzen. Alles hat sich gegen mich verschworen! Dabei begann der Tag so schön.
    Ob ich einfach verschwinde? Ganz egal, wohin. Wer nicht da ist, dem kann nichts geschehen. Vielleicht kann ich einfach meine Koffer packen und Lotte den ganzen Schlamassel überlassen.
    Ein ungeduldiges Klopfgeräusch an der Durchreiche holt mich zurück in die Realität.
    «Liebchen, brauchst du Hilfe?»
    Da ich nicht antworte, stürmt Lotte kurz darauf persönlich in die Küche. «Was ist denn los?»
    «Nichts, alles in bester Ordnung», schwindle ich tapfer. «Ich hab’s gleich, muss nur noch ein paar Brote belegen.»
    Resolut stemmt Lotte ihre Fäuste in die rosa Flauschhüften. «Das können die Jungs auch schön selber machen. Wo ist das Tablett?», fragt sie. «Wir packen alles drauf, stellen es auf den Tisch und wünschen ihnen guten Appetit. Mehr Service gibt

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