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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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wie mir heiß wird. Der Satz
Du sollst ausziehen
lässt sich auch nicht mit noch so viel Raffinesse als schöne Überraschung verpacken. Ich muss irgendwie anders anfangen. «Vorher noch eine Frage, Lotte.»
    Misstrauisch blickt sie auf. «Was denn?»
    «Würdest du auch hier wohnen wollen, wenn …», stottere ich. «Na ja, wie soll ich sagen … Wenn du eine andere Unterkunft hättest?»
    Das Brot springt klackend aus dem Toaster.
    «Du lenkst vom Thema ab.» Sie verteilt das Toastbrot. «Wie ich ja gestern schon gesagt habe, könnte ich bei Herbert unterkommen. Also drucks nicht rum, Liebchen, sag endlich, was los ist.»
    Hastig nehme ich einen Schluck Tee. «Also … Der Immobilienmakler hat mir einen Vorschlag gemacht, der nicht uninteressant klingt.» Im Stillen bitte ich John um Verzeihung, dass ich ihm den Schwarzen Peter zuschiebe.
    Lotte beschmiert ihren Toast mit reichlich Butter und klatscht eine Scheibe Schinken obendrauf. Sie beißt herzhaft hinein. «Hmm … lecker … Aber ich hab immer ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich Fleisch esse», gesteht sie, strafft unvermittelt die Schultern und verkündet feierlich: «Hiermit schwöre ich, wenn Gerhard einen ordentlichen Dämpfer für seine hinterhältigen Betrügereien bekommt, werde ich nie wieder Schinken oder sonstiges Fleisch essen.»
    Von wegen sprunghaft wie ein Floh. Gegen Lottes Gedankenhüpfer sind Flöhe die reinsten Faultiere.
    «Warum das denn?», steige ich notgedrungen auf das Thema ein. Vielleicht stimmt es sie milde, wenn sie sich ernst genommen fühlt.
    «Na ja … hmm …» Sie kaut genüsslich weiter. «Weil Kühe die gefährlichsten Tiere der Welt sind. Sie erzeugen bei ihrer Verdauung das umweltschädliche Methan. Und damit heizen die Wiederkäuer die Erdatmosphäre zwanzigmal mehr auf als Kohlendioxid. Und alle Rinder zusammen produzieren mehr Treibhauseffekt als der gesamte globale Verkehr! Ergo: Je mehr Fleisch wir essen, desto schneller zerstören wir die Atmosphäre.»
    «Ich will ja nicht altklug erscheinen, Lotte, aber Schinken stammt vom Schwein», gebe ich zu bedenken. «Butter hingegen wird aus Milch hergestellt, und die wiederum stammt von Kühen.»
    «Ups! Natürlich, Schinken stammt vom Schwein. Da hab ich ja mal wieder Glück gehabt.» Erfreut strahlt sie das Toastbrot in ihrer Hand an. «So gesehen bin ich doch ein echtes Glücksschweinchen … Aber entschuldige, Liebchen, ich habe mit meinem Umwelt-Geschwätz vom Thema abgelenkt. Also, ich bin ganz Ohr.» Sie legt das Brot auf den Teller und greift nach der Serviette.
    «Tja … also … Würdest du auch ohne deine private Misere hier wohnen –»
    «Willst du mich etwa abschieben!?», unterbricht sie mein Gestammel mit empörtem Schnaufen und knallt die Serviette auf den Tisch.
    «Äh … Nein, so rigoros würde ich das nicht ausdrücken», entgegne ich vorsichtig, weil ich langsam befürchte, sie könnte richtig sauer werden.
    «Sondern?» Sie schiebt ihren Teller zur Seite, als sei ihr der Appetit endgültig vergangen. «Dann bin ich mal gespannt, wie du einen Rauswurf schönreden willst!»
    Verzweifelt suche ich nach den richtigen Worten. «Ich will dich nicht rauswerfen, Lotte. Letztlich geht es um den Hausverkauf und um meinen Versorgungsausgleich», beginne ich mit den Fakten. «Das hat Volker dir gestern schon erklärt. Wenn wir nämlich nicht verkaufen, müssten wir dringend notwendige Reparaturen durchführen, für die uns leider die finanziellen Mittel fehlen. Und dann existiert auch noch der Vertrag, den Volker bei John … äh … ich meine Herrn Ansbach unterschrieben hat.»
    Lotte lauscht aufmerksam und starrt mich mit großen Augen an. Ihrer ratlosen Miene nach zu schließen, hat sie aber wenig verstanden. «Also für mich hört sich das alles reichlich konfus an», sagt sie schließlich. «Welche Reparaturen, wenn ihr das Haus sowieso verkaufen wollt? Wären doch nur unnötige Kosten. Und ich dachte, das Thema sei längst vom Tisch.»
    «Ja,
wenn
wir verkaufen, sind Reparaturen unsinnig. Aber wenn wir hier wohnen bleiben, müsste unbedingt die veraltete Heizungsanlage erneuert werden. Im letzten Winter hat sie drei Mal gestreikt, und der Monteur konnte mir keine Hoffnung machen, dass sie eine weitere Heizperiode durchhält», erkläre ich möglichst kurz.
    Sie starrt einen Moment ins Leere. «Im Prinzip bin ich also der Kostenfaktor, oder?», brummt sie dann erbost.
    «Lotte, bitte, das hast du völlig missverstanden. Es handelt sich

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