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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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nebenbei: «Hast du dich in ihn verliebt?»
    «Was?»
    «Ob du dich in den Makler verliebt hast?» Sie mustert mich durchdringend, als wäre ich dreizehn Jahre alt. «Verstehen könnte ich es», fügt sie hinzu, als ich nicht antworte. «Er sieht ziemlich gut aus, und soweit ich das auf den ersten Blick beurteilen konnte, ist er verrückt nach dir. Er hat dich ja förmlich mit den Augen aufgefressen. Woraus sich zwei Fragen ergeben: Tut er das alles nur, um dein Herz zu gewinnen? Oder möchtest du, dass ich ausziehe, um freie Bahn zu haben?»
    Hat sie tatsächlich
freie Bahn
gesagt?
    «Glaubst du etwa, ich will dich loswerden, um hier Orgien feiern zu können?», frage ich empört. «Dafür bin ich zu alt.»
    «Ach», erwidert sie mit verträumter Miene. «Für die Liebe ist man nie zu alt. Und du sowieso nicht. Du bist noch so jung, du solltest nicht allein bleiben.» Sie steht auf. «Davon abgesehen, im Winter braucht man was Warmes im Bett – falls die Heizung mal ausfällt. Was ziemlich wahrscheinlich ist, wie du ja gerade erklärt hast. Und in ein paar Jahren würdest du es bereuen, der Sache nicht wenigstens eine Chance gegeben zu haben. Ich weiß, wovon ich spreche.»

[zur Inhaltsübersicht]
    11
    A m nächsten Morgen träume ich im Halbschlaf von der kleinen Stadtwohnung, die nun wieder in greifbare Nähe gerückt ist. Gestern Abend hat Lotte noch versprochen, sich die Wohnung zumindest anzusehen und dann zu entscheiden. Die mahnende Stimme in meinem Hinterkopf, dass der verwöhnten Lotte eine wesentlich kleinere Unterkunft nicht zusagen könnte, ignoriere ich einfach. Wird schon schiefgehen, murmle ich halblaut vor mich hin und werde durch ein Klopfen an der Tür aus meinen Gedanken gerissen.
    Bereit für eine Hiobsbotschaft, fahre ich hoch, vernehme jedoch nur ein zaghaftes: «Schläfst du noch?» Dann öffnet sich die Tür ein wenig, und Lottes rosa Schopf lugt durch den Spalt. «Morgen, Liebchen», strahlt sie mich an. «Hast du schon einen Termin für die Wohnungsbesichtigung verabredet?»
    «Guten Morgen, Lotte», antworte ich, irritiert über ihr anhaltendes Interesse. Sie kann es wohl kaum abwarten. Voller Tatendrang springe ich aus dem Bett. «Termin gibt’s noch keinen, aber ich rufe John gleich an.»
    «Gute Idee», entgegnet Lotte und reicht mir dann trällernd mein Telefon.
    Merkwürdig, wieso hat sie es plötzlich so eilig?
    Ich erreiche John auf seinem Handy, und als er mir erklärt, uns einen Besichtigungstermin für den späten Vormittag anbieten zu können, bin ich sprachlos. Plötzlich läuft alles wie von Zauberhand. Das positive Energiefeld unterm Esstisch hat offensichtlich gewirkt.
    Frisch geduscht stehe ich wenig später vor meinem Kleiderschrank, und überlege, was ich anziehen soll, als die Türglocke schrillt.
    Eilig schlüpfe ich in einen Jogginganzug und haste die Treppe runter. Doch Lotte ist schneller.
    «Ah, das sind sicher die Kinder», quietscht sie und ist schon an die Tür.
    Welche Kinder?, frage ich mich. Hat sie etwa Charlie angerufen und ihm von der Wohnung erzählt?
    Doch eine Sekunde später vernehme ich die Stimme meines Vaters. Für sein unerwartetes Auftauchen fällt mir als plausible Erklärung nur der noch nicht reparierte Geschirrspüler ein. Es sei denn, Lotte hat ihn verständigt, weil sie männliche Verstärkung braucht.
    Als ich die herzliche Begrüßung zwischen ihm und Lotte beobachte, sehe ich meinen Verdacht bestätigt. Bussi links, Bussi rechts. «Herbert, schön, dich zu sehen, wie geht’s dir denn …»
    «Servus, Lotte, toll siehst du aus …»
    «Wir sind leider grad auf dem Sprung», unterbreche ich die Knutscherei. «Wenn du wegen der Spülmaschine …» Ich stocke, weil ich erst jetzt den Koffer in seiner Hand bemerke. Gleich darauf erscheint hinter seinem Rücken ein mir sehr vertrautes Gesicht.
    «Fabian!»
    «Hi, Mama!» Mein Zweitältester bleibt im Flur stehen wie ein ungebetener Gast.
    «Junge, was für eine Freude … Aber ich kann mich gar nicht erinnern, dass du dieses Wochenende …» Mit bangem Blick starre ich auf die Reisetasche über seiner Schulter.
    Ich freue mich natürlich immer, meine Kinder zu sehen, aber außer der Reihe bringen mich derlei Überraschungen ins Grübeln.
    «Nu lass ihn doch erst mal rein in die gute Stube», unterbricht mich mein Vater resolut und wuchtet das Gepäck in den Flur. «Löcher in den Bauch fragen kannst du später noch. Vorher wär’s nett, wenn du uns einen starken Kaffee kochst. Den

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