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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Strahl in den Mund und spuckte aus. Er zuckte die Achseln, ließ den Kopf auf den Schultern rollen und warf die Wasserflasche zurück aufs Netz.
    Das Spiel ging weiter.
    Das Tempo schwankte zwischen wild bis beinahe geordnet. Beinahe. Gerade, als Jane dachte, beide Teams hätten beschlossen, fair zu spielen, wurde der Kampf um den Puck gewalttätig. Und nichts konnte das Publikum so von den Sitzen reißen wie der Anblick von Hockeyspielern, deren Fäuste flogen und die ihre Wut aufeinander in den Ecken austobten. Jane konnte nicht hören, was die Spieler zueinander sagten, aber das war auch nicht nötig. Sie las es ihnen eindeutig von den Lippen. Das Wort mit F war zweifellos das beliebteste, sogar bei den Trainern, die in Anzug und Krawatte hinter der Strafbank standen. Und wenn die Spieler auf der Bank nicht gerade fluchten, dann spuckten sie. Jane hatte noch niemals Männer so viel spucken gesehen.
    Jane fiel auf, dass die Sprüche aus der Zuschauermenge nicht nur dem Torhüter der Chinooks galten. Sobald ein Spieler des Seattle-Teams in Rufweite geriet, brüllten die Männer hinter Jane: »Schwanzlutscher!« Nach diversen Budweisern wurden sie sogar noch kreativer: »He, Neunundachtzig, du Schwanzlutscher«, oder welche Nummer auch immer der betreffende Spieler trug.
    Als eine Viertelstunde im ersten Drittel gespielt war, drückte Rob Sutter einen Coyote an die Bande, und das Plexiglas wurde so heftig erschüttert, dass Jane befürchtete, es würde springen. Der Spieler glitt zu Boden, und die Pfiffe gellten. »Hammer, du Schwanzlutscher«, brüllten die Männer hinter Jane, und sie fragte sich, ob die Spieler die Rufe der Fans über den allgemeinen Lärm hinweg hören konnten. Sie wusste, dass sie reichlich Alkohol würde trinken müssen, bevor sie den Mut aufbrächte, den Hammer als Schwanzlutscher zu bezeichnen. Sie hätte zu viel Angst, dass er ihr später auf dem Parkplatz auflauern und ihr »die Fresse polieren« könnte.
    Nach den ersten zwei Dritteln war der Spielstand null zu null, was in erster Linie einigen erstaunlichen Leistungen der beiden Torhüter zu verdanken war. Doch im letzten Drittel liefen die Coyotes zur Hochform auf. Der Mannschaftskapitän durchbrach die Verteidigungslinie der Chinooks und flitzte übers Eis auf das Tor der Chinooks zu. Luc lief ihm entgegen, doch der Kapitän feuerte einen Scharfschuss an seiner linken Schulter vorbei. Luc streifte den Puck knapp mit dem Schläger, die Scheibe drehte sich und segelte ins Netz.
    Die Zuschauer sprangen auf, als Luc ins Tor glitt. In aller Ruhe legte er seinen Schläger und den Handschuh oben aufs Netz. Während das blaue Blinklicht das Tor anzeigte, schob er sich die Maske hoch, griff nach seiner Wasserflasche und schoss sich einen Strahl in den Mund. Von ihrem Platz aus sah Jane ihn im Profil. Seine Wange war leicht gerötet, das feuchte Haar klebte an seiner Schläfe. Ein Rinnsal floss ihm aus dem Mundwinkel über Kinn und Hals und benetzte den Kragen seines Trikots. Er setzte die Flasche ab, warf sie aufs Tor und schob die Hand wieder in den Handschuh.
    »Leck mich, Martineau!«, schrie einer der Männer hinter Jane. »Leck mich!«
    Luc hob den Blick, und Jane sah eine ihrer Fragen beantwortet. Er hatte die Männer eindeutig gehört. Mit ausdruckslosem Gesicht blickte er sie an. Er griff nach seinem Schläger und ließ langsam den Blick nach unten wandern, bis er auf Jane haften blieb. Einige ausgedehnte Sekunden lang sah er sie an, dann drehte er sich um und glitt zur Bank der Chinooks. Jane konnte sich nicht vorstellen, was er von den beiden Männern dachte, doch sie hatte größere Sorgen als Lucs Gefühle. Sie kreuzte die Finger und hoffte von Herzen, dass die Chinooks innerhalb der nächsten Viertelstunde ein Tor erzielten.
    … und du darfst nie vergessen, dass du es mit Hockeyspielern zu tun hast. Weißt du, die sind manchmal furchtbar abergläubisch , hatte Leonard gewarnt . Wenn die Chinooks anfangen, Spiele zu verlieren, geben sie dir die Schuld und jagen dich weg. So, wie die Spieler sie bisher behandelten, ahnte Jane, dass sie im Grunde keinen besonderen Vorwand dazu brauchten.
    Es dauerte vierzehn Minuten und zwanzig Sekunden, bis sie endlich ein Ausgleichstor schossen. Als abgepfiffen wurde, stand das Spiel unentschieden, und Jane atmete erleichtert auf.
    Das Spiel ist aus, das dachte sie zumindest. Stattdessen wurde jedoch noch nachgespielt, fünf Minuten, in denen vier Spieler und die Torhüter sich einen heißen Kampf

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