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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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Bier. Als das Mädchen gegangen war, räusperte sich Padraich.
    »Kevin, ich muss mit dir reden. So geht das nicht weiter!«
    »Ja, das fürchte ich auch«, ächzte der Barde. »Ein vergleichbares Plätzchen finden wir weit und breit so schnell nicht wieder.«
    »Das meinte ich nicht, sondern deine gottlosen Reden. Du setzt dein Seelenheil aufs Spiel!«
    »So? Ich rette dich vor dem Unwetter, besorge dir ein Nachtlager, handele also als wahrer Christ – Sweeny ist mein Zeuge!« Er tätschelte den Kopf des blauen Hundes. »Aber du meinst, mich rügen zu müssen – ist das dein Dank?«
    »Nein, aber du weißt, was ich meine. Vorhin hast du dein Weib verflucht und hier mit meinen Wundern geprahlt, obwohl es in den Zehn Geboten heißt: Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!«
    »Warte mal, das müssen wir klären. Habe ich irgendetwas wider dich gesagt, dich irgendwie herabgesetzt?«
    »Natürlich nicht, aber …«
    »Und sind Wunder Gottes nicht dazu da, die Zweifelnden zu bekehren und Fromme im Glauben zu bestärken?«
    »Ja, sicher, aber …«
    Kevin unterbrach ihn erneut. »Haben Mönche wie du nicht Wunder gewirkt? Könntest du das nicht auch?«
    »Mit Gottes Hilfe wäre es möglich, aber …«, wand sich Padraich.
    »Schluss mit dem Ge-Abere! ›Eure Rede sei ja ja, nein nein, alles andere ist von Übel‹ – so sagt die Heilige Schrift!«
    »Das schon, aber …«
    »Geht's schon wieder los?« Der Barde nahm beschwichtigend Padraichs Rechte. »Sieh her, ich wollte doch nur vorwegnehmen, was mit Gottes Hilfe geschehen kann. Darum habe ich dich gepriesen und dazu beigetragen, diese Seelen hier in ihrem Glauben zu bestärken. Was behagt dir daran nicht?«
    »Dass du die Unwahrheit gesagt hast!«, entgegnete Padraich gereizt und zog seine Hand weg, »um uns ungerechtfertigte Vorteile zu verschaffen.«
    »Dir wäre es also lieber, wenn diese armen Männer die Glaubensstärkung entbehren müssten?« Der Barde sah ihn listig an. »Folglich möchtest du dein Bett gerne mit den zwei verlausten Fuhrleuten da drüben teilen, die dich schon die ganze Zeit so lüstern anstarren?«
    »Natürlich nicht, aber dennoch würde ich nie lügen!«, erwiderte Padraich würdevoll.
    »Na großartig«, knurrte Kevin und zwirbelte seine Schnurrbartenden nach oben. »Dann stell dich bitte hin und erkläre, dass du keine Wunder wirken kannst. Und vergiss nicht hinzuzufügen, dass du zu den beiden ins Bett kriechen möchtest und ergeben darauf wartest, dass sie dir nach Sitte der Söhne Sodoms beiwohnen …«
    »Leise, Kevin«, Padraich sah sich verstohlen um, »die schauen schon zu uns herüber!«
    »Ja und warum nicht? Je eher sie deine Wahrheit erfahren, umso besser!«
    »Wir sollten uns nicht streiten«, lenkte Padraich ein. »Was hast du denn über meine angeblichen Wundertaten erzählt?«
    Kevin rieb seine Hakennase und grinste verlegen. »Ach, nichts Besonderes.«
    »Als da wäre?« Der junge Mönch betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen.
    »Nun, ich meine … es ist nicht leicht, sich so schnell etwas auszudenken.«
    »Komm schon, Kevin. Erleichtere dein Gewissen!«
    »Naja, wenn du darauf bestehst … Ich habe gesagt, einige Tagesreisen von hier sei ein im Gesicht entstellter Mann zu dir gekommen und habe dich angefleht, das Herz seiner Frau zu erweichen.«
    »Warum das?«, fragte Padraich und trank den Rest seiner Suppe aus der Schale. Sogleich war die Magd zur Stelle und füllte sie erneut. »Was hatte die Frau getan?«
    »Frag eher, was sie nicht tat. Sie wollte nicht mehr mit ihm …«, Kevin machte eine vielsagende Handbewegung, »nun, weil er eben so hässlich war.«
    »Und? Soll ich etwa die Frau …?«
    Kevin nickte. »Du hast ihr ins Gewissen geredet, für das Paar gebetet und dich vor die Hütte gesetzt, um Tag und Nacht zu fasten. So lange, bis sich die Frau mit Gottes Hilfe wieder zu ihrem Mann bekannte.«
    Padraichs blaue Augen starrten den Barden fassungslos an. »Genau dieses Wunder hat der heilige Columbanus vollbracht …«
    »Natürlich, aber der Wirt kannte die Geschichte nicht. Da siehst du übrigens, dass ich nichts Unchristliches erfinde.« Kevin strich sich zufrieden über den Bauch. »Der gute Mann war so gerührt, dass er der Magd befohlen hat, uns besonders viel Fleisch in die Suppe zu tun, damit du bald wieder zu Kräften kommst.«
    Beide schwiegen, während Padraich seine Schale musterte, mit den Schultern zuckte und sie dann leer löffelte. »Danke nochmals für

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