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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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dass alle kichern, wenn der Gefoppte kommt. Aber die höchsten Barden, die verstehen es sogar, das Schlachtenglück zu wenden. Und was die dafür einsacken, mein Mönchlein, davon hast du nicht den Schimmer einer Kirchenkerze.«
    »Ich weiß dafür, dass man sein Herz nicht an irdische Güter hängen soll«, gab Padraich verschnupft zurück.
    »Oh heilige Einfalt!«, seufzte Kevin übertrieben in Richtung des Hundes, während er sich wieder den Honigtopf griff und seinen Zweig darin drehte. »Der hat noch viel zu lernen, Sweeny …« Eine Weile lutschte er versonnen an dem Holzstückchen. Dann fragte er unvermittelt: »Warum bist du bei diesem Sauwetter unterwegs, statt gepflegt in deinem Kloster zu hocken?«
    »Ich habe ein Gelübde geleistet, aufzubrechen, um das Evangelium zu predigen.«
    »Hier in Irland?«
    »Nein, ich will zuerst weiter nach Britannien …«
    »Prächtig! Den Lumpen musst du es ordentlich eintränken!«, grollte der Barde. »Als ich mal dort war und wunderschön auf der Harfe gelärmt hatte, da wollte mich so ein fetter Sachse um den Lohn bescheißen. Gegen den hab ich vielleicht ein meisterliches Spottgedicht verfertigt! Nur war das vergebens wie ein Furz im Sturm. Als ich es vortrug, gespickt mit beißenden Vergleichen und so, da erntete ich nur stummes Geglotze, weil niemand dort unsere Sprache verstand.« Kevin spuckte seinen abgekauten Zweig auf den Weg. »Frag die Dummbarte einfach, was sie gerade tun, und dann schärf ihnen ein, Gott habe genau das strengstens verboten. Vor allem kräftig mit dem Höllenfeuer drohen! Versprichst du mir das?«
    Padraich musste unfreiwillig lachen, schüttelte aber den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. Zum einen verstehe ich deren Sprache auch nicht …«
    »Dann lern sie halt!«
    »So lange bleibe ich nicht dort, außerdem sind das ja jetzt auch Christen …«
    »Die? Naja. Vielleicht sind die mal in der Nähe der Kirche in eine Pfütze gefallen und halten sich seitdem für getauft!« Kevin holte sich einen neuen Zweig und kaute darauf herum. »Gut, du willst noch weiter. Wohin?«
    »Nach Francia, dann nach Germanien, um dort die Heiden zu missionieren.«
    »So berühmt bist du, dass die nach dir geschickt haben, weil sie das wollen?«
    »Nein, aber …«
    »Na, du bist mir einer. Stell dir mal vor, da käme so ein Heide aus Germanien hierher gestapft und finge an, dir ungefragt die Ohren von Wodan und Donar vollzugrunzen. Was würde mein Mann Gottes wohl dazu sagen?«
    »Aber das ist doch etwas ganz anderes«, wehrte Padraich ab und hakte argwöhnisch nach: »Woher kennst du überhaupt deren Götter?«
    »Na, ich bin doch zehn Jahre lang in die Schule gegangen. Wenn auch nicht im Kloster. Und wieso ist das etwas anderes?«
    »Weil die Heiden nur Götzen anbeten, wir Mönche ihnen aber den wahren Glauben bringen. Wir retten sie vor der ewigen Verdammnis.«
    »Höllenfeuer, ich sagte es doch. Na ja, mein Mönchlein, du machst das schon. Entschuldige mich einen Augenblick. Brrrr!«
    Kevin brachte die Pferde überraschend zum Stehen, sprang behände zu Boden, dass der Schlamm spritzte, und rannte zu einem flechtenbedeckten Stein, der unweit des Weges aus der Wiese ragte. Mit ernstem Gesicht umschritt er den mannshohen Felsen, wobei er Unverständliches murmelte. Dann kehrte er zufrieden lächelnd zurück.
    »Ich hab mich beeilt. Aber drei Umrundungen müssen schon sein, damit es wirkt.«
    »Was wirkt? Und was ist das für ein Stein?«, wollte Padraich beunruhigt wissen.
    »Ein Fluchstein, was denn sonst! Ich glaube, etwas Nützliches lernt man im Kloster nicht, oder?«
    Padraich ging darauf nicht ein. »Und warum bist du da herumgelaufen?«
    »Eine persönliche Angelegenheit. Nichts für einen Mann Gottes. Hat mit meiner Frau zu tun.«
    »Du verfluchst dein Weib!?«
    »Wir waren verheiratet, haben uns aber scheiden lassen. Ich weiß«, er tätschelte Padraich begütigend den Rücken, »dass die Kirche unsere Brehon-Gesetze nicht mag. Die sind aber gut!« Wieder ertönte sein Kichern.
    »Und du hast deine … nun ja, frühere Frau verwünscht?«
    »Ach, nicht so richtig. Nur, dass ihr die Zähne ausfallen sollen und sie viele Warzen im Gesicht kriegt.«
    »Warum denn das?«
    »Familiengeschichten, nichts für Gottesmänner. Sonst kommst du mir mit Jesus und der anderen Wange, die man hinhalten soll. Wo willst du übrigens heute Abend dein Haupt betten?«, lenkte der Bärtige ab.
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich wollte einfach

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