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Sie kamen bis Konstantinopel

Sie kamen bis Konstantinopel

Titel: Sie kamen bis Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank S Becker
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glotzten ihn nur misstrauisch an, und wenn er auf sie zuging, um ihnen das Wort Gottes zu predigen, verschwanden sie im Gebüsch.
    So beschloss Padraich nach einer Woche, sich nach Süden zu wenden, doch dicke, graue Wolken bedeckten seit Tagen den Himmel und machten jede Orientierung unmöglich. Immer mehr Zeit verbrachte er mit der Suche nach Beeren, Pilzen und Feuerholz, denn die Wölfe schienen jede Nacht näher an seinem Lager zu heulen. Einmal, als er sich gerade zum Schlafen niedergelegt hatte, musste er wieder aufspringen, um ein loderndes Scheit nach zwei glühenden Augen zu schleudern, die seine kleine Lichtinsel umkreisten.
    Doch eines Nachmittags, nachdem er einen Pass überquert hatte, erstreckte sich vor ihm ein lang gezogenes Tal. In der Mitte glänzte ein See, am Ufer drängten sich einige runde Hütten, aus denen Rauchfäden in den Himmel stiegen.
    Als Padraich sich dem Dorf näherte, begegnete ihm eine junge, schwarzhaarige Frau, die einen Korb voller Pilze trug. Er sprach sie an, und sie schien ihn zu verstehen, winkte ihm, ihr zu einem Haus zu folgen, dessen riedgedecktes Dach alle anderen überragte. Als er seinen Wandersack abstellte und durch die offen stehende Türe trat, sah er einen kräftigen, bärtigen Mann, der sich auf einer reich geschnitzten Liege räkelte.
    »Wer bist du, was willst du?«, fragte der Herr des Hauses in einer Sprache, die dem Irischen nahe genug war, dass Padraich sie verstehen konnte.
    »Ich bin ein wandernder Mönch. Ich erbitte eure Gastfreundschaft und möchte euch die Botschaft Christi bringen.«
    Der Mann richtete sich auf, kratzte seinen Bart, und Padraich konnte erkennen, dass seine Arme mit roten und gelben Schlangenlinien bedeckt waren.
    »Niemand soll sagen, dass Aed einem Fremden die Gastfreundschaft verweigert«, antwortete der Pikte. »Von deinem Gott habe ich schon mal gehört. Aber den brauchen wir nicht. Wir haben unsere«, er wies nach hinten, wo sich in einer Ecke eine geschnitzte Figur abzeichnete, »die wir kennen. Die reichen.«
    »Nur sind das machtlose Götzen«, wandte Padraich ein, »während ich euch …«
    »Was habe ich dir eben gesagt?«, entgegnete der Mann in scharfem Ton, erhob sich und griff nach einem Speer. »Sehe ich aus wie einer, dessen Wort man verlacht?«
    »Das gewiss nicht«, gab Padraich mit mehr Festigkeit in der Stimme zurück, als er wirklich empfand, »aber sehe ich aus wie einer, der sich fürchtet?«
    »Vielleicht nicht heute«, erwiderte der Pikte mit seltsamem Unterton, »aber das kann sich morgen schon ändern …« Die Männer musterten sich. Beide waren überdurchschnittlich groß, kräftig, hatten rotblonde Haare und lange Bärte, doch damit endete bereits jede Gemeinsamkeit.
    Aed mochte etwa vierzig Jahre zählen, eine helle Narbe zog sich über seine Stirne und jede sichtbare Stelle seines Körpers bedeckten Tätowierungen. Bekleidet war er mit einem kurzen Umhang und einer Hose aus grobem Leinenstoff, über den Schultern trug er einen Mantel aus Biberfellen. An seinem Gürtel schimmerte der goldene Griff eines Dolches, der Schaft des mannshohen Speeres war mit bunten Schnitzereien und blauen Eichelhäherfedern verziert. Ein Häuptling, das Befehlen genauso gewohnt wie das Töten, stand Padraich gegenüber.
    Dessen weiße Tunika war fleckig und eingerissen, sein dunkler Mantel starrte vor Schmutz und die ehemals kahle Vorderseite seines Kopfes wurde von einem feinen Haarflaum bedeckt. Sein ebenmäßiges Gesicht sah eingefallen aus, und mit einem Male fühlte er sich so schwach, dass er sich auf seinen Wanderstab stützen musste. Doch als er mit der Linken nach dem kleinen Buch griff, das er in einem Beutel um den Hals trug, verspürte er neue Kraft und hielt dem Blick des Pikten stand. Zuletzt knurrte der Häuptling.
    »Du kannst bleiben. Wer es hören mag, dem erzähl von deinem Gott. Unter meinem Dach aber schweig davon.«
    Als Padraich einwilligend nickte, rief Aed einen Jungen herbei, der den Mönch zu einer Hütte geleitete, die von einem alten, weißhaarigen Mann bewohnt wurde. Dort sollte sein Schlafplatz sein, und bald darauf brachte eine bucklige Frau einen Teller Gemüsesuppe, aus der der Schwanz eines gekochten Fisches ragte, dazu einen Kanten Brot und einen Krug Wasser. Padraich dankte Gott, bevor er aß und sich auf seinem Lager ausstreckte – für eine kurze Rast, wie er meinte. Doch als er wieder erwachte und aus der Hütte trat, stand schon die Morgensonne am Himmel. Er ging zum Ufer des Sees

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