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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aufzubewahren, bis Carmichael es zurückfordern sollte. Aber zuerst traf er gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Er riss einen halben Bogen von einem alten Brief ab, verfasste ein Empfehlungsschreiben für einen Lastwagenchauffeur mit dem gleichen Inhalt, aber unter Benutzung anderer Worte. Wenn die Botschaft einen Code enthielt – so war das damit erledigt. Dann beschmierte er seine eigene Fassung mit Staub von seinen Schuhen, rieb sie in den Händen und faltete sie wieder und wieder zusammen, bis sie entsprechend alt und abgegriffen aussah. Dann zerknüllte er sie und steckte sie in die Tasche.
    Das Original faltete er so lange zusammen, bis es ein kleines Rechteck bildete. Dann nahm er eine Stange Modellierton (ohne den er nie reiste), den er aus seinem Schwammsack herausschnitt, und bettete es dann in den Ton. Schließlich rollte und knetete er den Ton, bis er eine glatte Oberfläche aufwies. Auf diese drückte er ein Zylindersiegel, das er immer bei sich trug. Er grinste anerkennend, als er sein Werk betrachtete. Der Sonnengott Schamasch, bewaffnet mit dem Schwert der Gerechtigkeit, zeichnete sich wunderschön ab. Hoffen wir, dass dies ein gutes Omen ist, dachte er.
    Als er an diesem Abend in der Tasche des Rockes, den er am Morgen getragen hatte, nachsah, war das zerknüllte Papier verschwunden.

7
     
    L eben, dachte Victoria, endlich Leben! Im Stadtbüro der Fluglinie sitzend, hörte sie die magischen Worte: »Die Passagiere nach Kairo, Bagdad und Teheran werden gebeten, ihre Plätze im Autobus einzunehmen.«
    Magische Namen, magische Orte. Ohne jeden Zauber für Mrs Hamilton Clipp, die, so weit Victoria ihren Gesprächen entnehmen konnte, einen Großteil ihres Lebens damit verbracht hatte, von Schiffen in Flugzeuge und von Flugzeugen in Eisenbahnzüge umzusteigen. Aber für Victoria waren diese Worte ein wunderbarer Kontrast zu oft gehörten Phrasen wie: »Dieser Brief ist voller Fehler. Sie werden ihn noch einmal tippen müssen, Miss Jones.« – »Das Wasser kocht, Kinder, macht nur schon mal den Tee …« – »Ich weiß, wo man die fabelhafteste Dauerwelle kriegt.« Triviale, langweilige, alltägliche Dinge. Und jetzt. Kairo, Bagdad, Teheran – die ganze Romantik des märchenhaften Orients und am Ziel Edward …
    Victoria kehrte zur Erde zurück, um zu hören, wie Mrs Clipp, die sich bereits als Dauerrednerin entpuppt hatte, eine Reihe von Bemerkungen folgendermaßen abschloss: »… und nichts ist wirklich sauber. Sie wissen schon, was ich meine. Ich gebe immer sehr, sehr Acht, was ich esse. Sie können sich den Schmutz in den Straßen und Basars kaum vorstellen. Und die unhygienischen Fetzen, die die Leute tragen! Und manche Toiletten – sie verdienen den Namen überhaupt nicht!«
    Victoria lauschte pflichtschuldigst diesen ernüchternden Ausführungen, aber ihre strahlende Laune blieb ungetrübt. Schmutz und Bakterien bedeuten in einem jungen Leben nichts.
    Als sie in Heathrow ankamen, war Victoria Mrs Clipp beim Aussteigen aus dem Omnibus behilflich.
    »Oh, es ist wirklich ein Trost, Sie mitzuhaben. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte.«
    Luftreisen, fand Victoria, erinnerten an Schulausflüge. Tüchtige Lehrer, freundlich, aber energisch, waren zur Stelle, um einen fürsorglich um jede Ecke zu geleiten. Stewardessen in schmucken Uniformen, mit der Autorität von Gouvernanten, die es mit schwachsinnigen Kindern zu tun haben, erklärten einem gütig, wie man sich verhalten müsse. Ermattet aussehende Jünglinge hinter Schaltern streckten müde Hände aus, um Pässe zu kontrollieren und sich genauestens nach Schmuck und Geld zu erkundigen.
    Nachdem sie die verschiedenen Schranken passiert hatten, setzten sie sich nieder, um nochmals in einem großen Raum, der direkt auf den Flugplatz ging, zu warten. Draußen gab das Brausen eines Flugzeugs, dessen Motoren gerade angelassen wurden, den richtigen Grundton an. Mrs Clipp vergnügte sich jetzt damit, Bemerkungen über ihre Mitreisenden zu machen.
    »Sind diese beiden Kinderchen nicht zu süß? Aber welche Qual, allein mit zwei Kindern zu reisen. Ich halte sie für Engländer. Die Mutter trägt ein sehr gut geschnittenes Kostüm. Aber sie sieht irgendwie müde aus. Das da ist ein sehr eleganter Mann. Ich würde ihn für einen Südländer halten. Es scheinen gar keine Amerikaner hier zu sein. Ich vermute, die fliegen mit der Pan American. Ich würde sagen, dass diese drei Männer, die miteinander reden, im Ölgeschäft sind, nicht wahr? Ich liebe es,

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