Sie kamen nach Bagdad
auszulösen. Kommen Sie hinauf zu Rosa.«
Er stand auf und führte Richard durch den sonnenbeschienenen Garten und eine Treppe hinauf zu den Wohnräumen des Konsulats.
Clayton rief: »Rosa, Rosa«, und Mrs Clayton, an die sich Richard als an eine lebhafte, temperamentvolle Frau erinnerte, kam aus einem entlegenen Zimmer herbeigeeilt.
»Du erinnerst dich doch an Richard Baker, nicht wahr? Er hat uns mit Dr. Pauncefoot Jones in Teheran besucht.«
»Baker will morgen nach Kuwait fliegen«, fuhr Gerald Clayton fort. »Ich habe ihm gesagt, dass er bei uns übernachten kann. Entschuldigen Sie mich jetzt, Baker, ich muss zurück ins Büro. Es gab anscheinend einen unangenehmen Vorfall im Warteraum. Jemand hat einen Revolver abgeschossen, höre ich.«
»Vermutlich ein Scheich aus der Umgebung«, sagte Mrs Clayton. »Die sind so reizbar und schwärmen für Feuerwaffen.«
»Im Gegenteil«, sagte Richard, »es war ein Engländer und er schien die Absicht zu haben, aus nächster Nähe auf einen Araber zu schießen.« Er fügte leise hinzu: »Ich habe seinen Arm hochgeschlagen.«
»Also waren Sie mit dabei«, sagte Clayton. »Das wusste ich nicht.« Er zog eine Karte aus der Tasche. »Robert Hall, Achilleswerke, Enfield. Ich weiß nicht, weshalb er mich sprechen wollte. Er war nicht etwa betrunken?«
»Er sagte, es sei ein Scherz«, meinte Richard trocken, »und der Revolver sei ganz zufällig losgegangen.«
Clayton sah ein wenig verdutzt drein. »Nun, ich muss zurück«, sagte er dann und eilte fort.
Mrs Clayton nahm Richard mit ins Wohnzimmer, ein großes, zum Innenhof gelegenes Zimmer mit grünen Kissen und Vorhängen, und plauderte mit ihm.
Sie fragte ihn nach seinen Plänen und sie fragte ihn auch, warum er eigentlich noch immer nicht geheiratet habe, worauf er antwortete, er tauge vermutlich nicht zum Ehemann.
Mrs Clayton widersprach lebhaft: »Unsinn, Archäologen sind glänzende Ehemänner« – und fragte, ob heuer irgendwelche jungen Mädchen zu den Ausgrabungen herauskämen.
»Ein oder zwei«, erwiderte Richard, »und natürlich Mrs Pauncefoot Jones.«
Mrs Clayton fragte hoffnungsvoll, ob es nette Mädchen wären, und Richard sagte, er wüsste es nicht, weil er sie noch nicht kennen gelernt habe. Sie wären jedenfalls noch sehr unerfahren.
Worüber Mrs Clayton lachen musste.
Dann erschien ein untersetzter, etwas kurz angebundener Mann und wurde als Captain Crosbie vorgestellt.
Mr Baker, erklärte Mrs Clayton, sei Archäologe und grabe die tollsten tausendjährigen Dinge aus. Captain Crosbie sagte, es sei ihm ein Rätsel, wie die Archäologen das Alter dieser Sachen so genau bestimmen könnten. Richard antwortete, das zu erklären würde zu weit führen, und Mrs Clayton beendete schnell das Gespräch, um ihm sein Zimmer zu zeigen.
Richard fand sein Zimmer ungemein behaglich. Als er in seine Rocktasche griff, zog er ein zusammengefaltetes, schmutziges Stück Papier heraus. Er blickte es erstaunt an, denn er wusste genau, dass es vor einer Stunde noch nicht dort gewesen war.
Er erinnerte sich jetzt, wie Carmichael ihn gepackt hatte, als er gestolpert war. Ein Mann mit geschickten Fingern hätte den Zettel unbemerkt in seine Tasche gleiten lassen können. Er entfaltete ihn. In einer holprigen Handschrift empfahl Major Wilberforce einen gewissen Achmed Mohammed als fleißigen, willigen, absolut ehrlichen Arbeiter, fähig, einen Lastwagen zu chauffieren und kleinere Reparaturen auszuführen. Das Ganze war nur sechs Zeilen lang. Es war der übliche »Wisch«, ein Empfehlungsschreiben, wie es im Orient gegeben wurde. Es trug ein Datum von vor achtzehn Monaten, was wiederum nichts Außergewöhnliches war, weil solche Empfehlungsschreiben meist sorgfältig aufbewahrt wurden.
Stirnrunzelnd ließ Richard in seiner präzisen, korrekten Art die Ereignisse des Morgens noch einmal Revue passieren. Er war fest überzeugt davon, dass Fakir Carmichael um sein Leben gefürchtet hatte. Er wurde verfolgt und war deshalb ins Konsulat geflüchtet. Er hatte sich an seinen alten Schulfreund um Hilfe gewandt und es war ihm gelungen, dem dieses scheinbar unschuldige Papier zuzustecken. Es musste daher sehr wichtig sein und wenn Carmichaels Feinde ihn erwischten und entdeckten, dass er das Dokument nicht mehr besaß, würden sie sich die Sache zweifellos zusammenreimen und nach jeder Person fahnden, der es Carmichael möglicherweise übergeben haben könnte.
Nach einigen Minuten der Überlegung beschloss er, es so lange
Weitere Kostenlose Bücher