Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
dachte, ich würde Sie nie Wiedersehen.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Es ist wirklich das reinste Wunder. Wie sind Sie also wirklich hergekommen?«
    »Ich bin geflogen.«
    »Natürlich sind Sie geflogen. Sonst hätten Sie in dieser Zeit nicht hier sein können. Aber ich meine, welcher gesegnete und wunderbare Zufall hat Sie nach Basra geführt?«
    »Ich bin mit einer Dame hergekommen, die sich den Arm gebrochen hatte – Mrs Clipp, eine Amerikanerin. Die Stelle als Reisebegleiterin wurde mir, einen Tag nachdem wir uns getroffen hatten, angeboten. Sie hatten von Bagdad gesprochen, ich hatte London ein wenig satt und so dachte ich, warum soll ich mir nicht ein wenig die Welt ansehen?«
    »Sie sind wirklich fabelhaft unternehmungslustig, Victoria. Ist diese Mrs Clipp mit Ihnen hier?«
    »Nein, sie ist zu ihrer Tochter in die Nähe von Kirkuk gefahren. Ich war nur für die Reise engagiert.«
    »Was machen Sie dann jetzt?«
    »Ich sehe mir noch die Welt an«, sagte Victoria. »Aber dazu war ein wenig Geflunker nötig. Darum wollte ich Sie erwischen, ehe wir uns vor den anderen begegnen. Ich meine, ich möchte nicht, dass Sie irgendwelche taktlosen Anspielungen darauf machen, dass ich eine arbeitslose Stenotypistin war, als Sie mich das letzte Mal gesehen haben.«
    »Was mich betrifft, sind Sie alles, was Sie zu sein vorgeben.«
    »Ich gebe mich als Miss Pauncefoot Jones aus«, sagte Victoria. »Mein Onkel ist ein bedeutender Archäologe, der an einem mehr oder minder unerreichbaren Ort hier draußen Ausgrabungen macht, und ich soll mich demnächst zu ihm gesellen.«
    »Und kein Wort davon ist wahr?«
    »Natürlich nicht, aber es klingt sehr gut.«
    »Wunderbar. Aber angenommen, Sie und der alte Pauncefoot Jones, ihr trefft einander von Angesicht zu Angesicht?«
    »Pauncefoot und ich? Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Soviel ich weiß, graben Archäologen, wenn sie einmal angefangen haben, wie närrisch weiter, ohne aufzuhören.«
    »Wie Foxterrier. Es ist etwas daran. Hat er wirklich eine Nichte?«
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Victoria.
    »Oh, also dann personifizieren Sie niemand Speziellen. Das erleichtert die Sache.«
    »Ja, schließlich kann ein Mann eine ganze Menge Nichten haben. Oder ich könnte zur Not sagen, dass ich nur eine Kusine bin, ihn aber immer Onkel nenne.«
    »Sie denken aber auch an alles«, sagte Edward bewundernd. »Sie sind wirklich ein fabelhaftes Mädchen, Victoria. Ich habe noch nie jemanden wie Sie getroffen. Ich dachte, ich würde Sie jahrelang nicht Wiedersehen, und wenn, so würden Sie mich ganz vergessen haben. Und nun sind Sie da.«
    Der bewundernde Blick, den Edward ihr zuwarf, erfüllte Victoria mit tiefster Befriedigung. Wäre sie eine Katze gewesen, so hätte sie geschnurrt.
    »Aber Sie werden eine Stellung brauchen, nicht wahr?«, meinte Edward. »Ich meine, Sie haben doch nicht geerbt oder irgend so etwas?«
    »Weit entfernt davon«, erwiderte Victoria langsam. »Ja, ich werde eine Stellung brauchen. Ich wollte Ihnen sagen, dass ich bei Ihrem ›Ölzweig‹ war und mit Dr. Rathbone gesprochen und ihn um eine Stellung gebeten habe, aber er hat nicht angebissen – ich meine auf meine Frage nach einer bezahlten Stellung.«
    »Der Alte hält das Geld zusammen«, sagte Edward. »Seiner Meinung nach sollten alle kommen und aus Liebe zur Sache arbeiten.«
    »Glauben Sie, dass er ein Schwindler ist, Edward?«
    »N-nein, ich weiß nicht recht, was ich denken soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er unehrlich ist – er verdient kein Geld an der Geschichte. Soweit ich es beurteilen kann, muss dieser ganze wilde Enthusiasmus echt sein. Und dabei habe ich nicht das Gefühl, dass er ein Dummkopf ist, wissen Sie!«
    »Gehen wir lieber hinein«, sagte Victoria, »wir können später ja noch miteinander plaudern.«
    Beim Lunch sagte Mrs Clayton: »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie und Edward einander kennen.«
    »Oh, wir sind alte Freunde«, sagte Victoria lachend, »nur hatten wir uns aus den Augen verloren. Ich hatte keine Ahnung, dass Edward hier im Lande ist.«
    Mr Clayton, welcher der ruhige, nachdenklich aussehende Mann war, den Victoria die Treppe hatte heraufkommen sehen, fragte: »Wie war es heute Morgen? Irgendwelche Fortschritte?«
    »Es ist eine mühselige Arbeit, Sir. Die Bücherkisten sind da, aber die Formalitäten, um sie auszulösen, sind endlos.«
    Clayton lächelte. »Sie kennen die Verschleppungstaktik des Orients noch nicht.«
    Da die Geschäfte

Weitere Kostenlose Bücher