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"Sie koennen aber gut Deutsch!"

"Sie koennen aber gut Deutsch!"

Titel: "Sie koennen aber gut Deutsch!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gorelik
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jeweils von einem anderen Planeten zu stammen bzw. auf einem solchen zu leben, trotz der zahlreichen Vorurteile, die die meinen möglicherweise sogar noch übersteigen, einander nicht ab. Die Diversität, die Heterogenität dieses Landes, die nicht in Frage gestellt wird, weil man es einfach nicht anders kennt, ist nicht zuletzt ein Merkmal Deutschlands. Die Tatsache, dass wir mit dieser Vielfalt nicht nur leben, sondern auf so vielen Ebenen von ihr profitieren, ist etwas, worauf wir stolz sein können. Weil wir uns von den vielen regionalen, kulturellen, auch religiösen Unterschieden nicht auseinandertreiben
lassen, nicht feindliche Lager bilden, sondern ein großes Etwas, eine funktionierende Demokratie, eine zivilisierte Gesellschaft, eine international angesehene Wirtschaftsmacht bilden. Eine Art Dach, unter dem wir alle, so unterschiedlich wir sind, jeder auf seine eigene Weise, leben können, es auch gerne tun, dabei einander akzeptieren und respektieren, ohne uns gegenseitig missionieren zu wollen. Die Fähigkeit zu dieser Art des Zusammenlebens, diese Vielfalt ist eine Stärke Deutschlands, und gerade sie macht dieses Land so schön. Eine Vielfalt, die von außen nicht einfach zu verstehen ist: Haben Sie schon einmal versucht, Menschen aus anderen Ländern zu erklären, warum Filme, in denen bayerischer Dialekt gesprochen wird, in Frankfurt am Main mit Untertiteln gezeigt werden müssen?
    Wir in Deutschland beherrschen von Haus aus einen Umgang mit Vielfalt, von dem viele lernen könnten. Warum aber schaffen wir es dann nicht immer, diesen Umgang auch auf »die andere« Vielfalt zu übertragen? Deutschland ist schon lange mehr als Prof. Dr. h.c. Arthur Schmid und Uschi Müller. Deutschland sind all die Menschen mit den teilweise fremd klingenden Namen, die ich jetzt nicht aufzählen werde, weil es kaum etwas Platteres, Herablassenderes und Naiveres gibt, als zu sagen: Deutschland ist auch: Mohammed, Giovanni und Fatema. Denn das versteht sich (eigentlich) von selbst.
    Ein Nachtrag in eigener Sache: Mehrmals habe ich diesen letzten Satz hingeschrieben. Das Wörtchen »eigentlich« – ein unwichtiges, unnötiges Füllwörtchen – wieder gelöscht, bin noch einmal in mich gegangen, habe es wieder hinzugefügt, den gesamten Satz getilgt und ohne »eigentlich« noch einmal getippt, laut vorgelesen und dann doch wieder das »eigentlich« hinzugefügt, nur um alles wieder zu löschen. Und warum? Weil sich der Satz im deutschen Sprachgebrauch
ohne »eigentlich« unpassend, nicht relativierend genug anhört? Noch einmal der Versuch ohne »eigentlich«: Denn, dass Mohammed und Giovanni und Fatema zu Deutschland gehören, versteht sich von selbst. Ist das Gefühl, mein angebliches Gefühl für die deutsche Sprache, nicht nur für ihre Grammatik, sondern auch für ihren Gebrauch, das Gefühl, dass in diesem Satz etwas, nämlich das Wörtchen »eigentlich«, fehlt, nur in meinem Kopf, mein eigenes, falsches Gefühl? Würden Sie denn, ohne zu zögern, sagen: Dass Mohammed und Giovanni und Fatema zu Deutschland gehören, versteht sich von selbst?
    Zu Deutschland gehören, und jetzt könnte ich aus meiner eigenen Sicht ein »leider« einfügen, auch diejenigen, die diese Entwicklung – nämlich dass all diese Menschen mit den »komischen« oder »Wie-spricht-schreibt-man-das?«-Namen oder auch ohne, auf jeden Fall aber mit dem berühmt-berüchtigten Migrationshintergrund hier leben – nicht gutheißen. Die diese Tatsache verdächtig finden und beängstigend und falsch und vor allem höchst gefährlich. Ob ich das wiederum nun gut heiße oder nicht, auch diese Menschen gehören zu Deutschland, ja, sie sind Deutschland. Das darf ich ihnen nicht absprechen. Aber sie mir meine Zugehörigkeit bitte auch nicht.
    Die Patentante meines Sohnes kommt aus Jugoslawien. Meine beste Freundin ist Russin und ihr Mann Österreicher. Der älteste Freund meines Mannes ist Schwede und seine Frau Schweizerin. Die Freundin, die am selben Tag Geburstag hat wie er, Argentinierin. (Nein, es kommen nicht alle aus der Türkei »und anderen arabischen Ländern«, würde ich gerne hinzufügen, aber eigentlich – schon wieder eigentlich – versteht sich das von selbst.) In unserem Haus leben Amerikaner und Franzosen. Die Frauen, in die sich mein

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