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"Sie koennen aber gut Deutsch!"

"Sie koennen aber gut Deutsch!"

Titel: "Sie koennen aber gut Deutsch!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Gorelik
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Sohn – mit
sieben Monaten – zum ersten Mal und auf den ersten Blick verliebte, waren eine Griechin und eine Pakistanin. Die Mutter des Kindes, mit dem mein Sohn in der Krippe spielt, ist Engländerin.
    Und ja, ich weiß: Die Menschen, mit denen man sich umgibt, die sucht man sich selbstverständlich aus.
    Deshalb: Jemand, der sich Uwe und Ute und Ulf und Ulrike und (nein, nicht Uschi) Peter zu Freunden aussucht, lässt sich möglicherweise von einem albanischen Busfahrer zur Arbeit fahren, kauft seinen Kaffee vielleicht bei einem afrikanischen Bäckereiverkäufer, arbeitet womöglich mit einem Italiener zusammen (oder nimmt spätestens sein Mittagessen bei einem ein), lässt seine Mutter im Altersheim von einer polnischen Krankenschwester pflegen und sich selbst abends in der Kneipe von einer chilenischen Kellnerin bedienen.
    Ups, kann es sein, dass ich jetzt nur »niedere« Jobs aufgezählt habe, »nieder« in dem Sinne, dass wir sie als solche abgestempelt haben? Sind das denn nun diejenigen Jobs, die sie »uns« deshalb wegnehmen dürfen oder die gerade nicht?
    Nun ja, jedenfalls lässt sich dieser Jemand den ganzen Tag zudem von türkischstämmigen Politikern im Parlament vertreten, liest in der Zeitung Artikel von einem kroatisch-stämmigen Journalisten, lässt sich im Autoradio das Wetter von einem in Spanien geborenen Moderator vorhersagen, fährt zudem ein von indischen, amerikanischen, japanischen, russischen, französischen, türkischen, italienischen, tschechischen Ingenieuren entwickeltes Auto und, ach ja, ist die Mutter seines Chefs nicht Iranerin »oder so was Ähnliches« gewesen?
    Ob wir es wollen oder nicht, ob wir es gutheißen oder nicht, gehören sie, nein, gehören wir zu Deutschland. Wir, mit unserem zweiten (russischen) Pass oder der italienischen Großmutter oder den türkischen Eltern, dem albanischen Geburtsort,
der französischen Muttersprache, den südafrikanischen Vorfahren und so weiter. Diese Aufzählung ist so banal wie unnötig, das sollte sie – eigentlich – sein.
    Wir sind schon lange Teil des deutschen Alltags. Wir kommen nicht erst wie eine große, schwarze, gefährliche Wolke, die langsam aufzieht und uns warnt, sich warm anzuziehen, sonst … (nehmen sie uns die Jobs weg, führen die Scharia ein, verpesten alles mit Knoblauchgeruch, stoßen unsere Rentner auf die U-Bahn-Gleise, treiben die Kriminalitätsrate nach oben, sprechen Sprachen, die fremd in unseren Ohren klingen, bringen ihre eigene Mafia mit …). Nein, wir sind schon da, wie bunte oder auch graue Farbkleckse in der Landschaft, so unterschiedlich, wie Menschen nur sein können, ohne dass wir uns automatisch alle leiden könnten, denn das Einzige, was uns miteinander verbindet, ist, dass wir nicht Urdeutsche sind. Die andere Eigenschaft, die uns untereinander, aber auch mit all den »Urdeutschen« verbindet, ist, dass wir Teil Deutschlands sind.
    So ist das nun mal.
    So sehr sich unsere Frühstücksgewohnheiten, unsere Begrüßungsrituale, unsere Geschichten, auch der Grad unserer Verbundenheit zu diesem Land, die Bereitschaft, dieses Land kennenlernen zu wollen, die Fähigkeit, aktiv an seiner Gestaltung mitzuwirken, voneinander unterscheiden – diese Vielfalt ist Reichtum, der anstrengend und nervenaufreibend, problematisch und großartig zugleich sein kann. Dies ist – und das ist, ohne »eigentlich«, eine unumstrittene Tatsache – unser aller Deutschland.

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    Â»Such was Neues!«, sagte sie zu mir. Sie war eine von den vielen, mit denen ich über dieses Buch, über dieses Thema sprach, in dem Versuch zu verstehen, wie andere ticken, was sie denken. Wie die Realität jenseits meines Kopfes ist.
    Wir liefen durch die Innenstadt Stuttgarts, wichen den konsumierenden Menschenmassen aus, ich nahm sie kaum wahr. Wie viele Kopftuch-Trägerinnen waren darunter? Wie viele blonde, blauäugige Männer? Es war die Innenstadt einer deutschen Großstadt, es war Alltag, es hätte auch Köln sein können oder Hamburg. »Such was Neues, ein neues Wort!«, sagte sie, nachdem ich irgendeine Frage im Zusammenhang mit Migranten gestellt hatte. Die Frage hatte komplizierter geklungen, als sie tatsächlich war. Kompliziert formuliert deshalb, weil ich Begriffe wie Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund und

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