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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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nicht, wie, darum lasse ich statt meiner einen Klügeren sprechen, der ausdrückt, was ich meine:
    »Es gab Zeiten, in denen er in dem Gesicht nicht lesen konnte, das er so lange studiert hatte, und in denen dieses alleinstehende Frauengeschöpf für ihn ein größeres Geheimnis war als irgendein Weib in der Welt, das einen Kreis von schützenden Rittern um sich hat.«
    Vielleicht wäre ein Abschied angebracht. Ich glaube aber an das Gute und sage stattdessen lieber einfach: bis später.
    Allison:
    2. November 2009 20:03 Uhr
    Das klingt ominös, C. Mein Akku ist schwach, und ich muss Nanette fragen, ob ich ihren Generator benutzen darf, also fasse ich mich kurz. Gib nicht auf. Ich weiß, ich klinge derzeit miesepetrig, aber gib nicht auf. Hör nie auf zu kämpfen.
    Isaac:
    2. November 2009 20:58 Uhr
    Allison weiß das eine oder andere über Hoffnungslosigkeit. Hör auf sie und auf mich, gib nicht auf, Mann. Kämpf den gerechten Kampf.

4. N OVEMBER 2009 – E INE DUBIOSE S CHLACHT
    »Renny.«
    »Uhmf, hm?«
    » Renny! «
    »Was ist los?«
    »Steh auf. Steh schnell und leise auf. Wir haben Gesellschaft.«
    Es ist früh, die rosa Ränder der Dämmerung beginnen gerade, sich in einer entfernten Baumlinie abzuzeichnen. Mein Geist, das kann ich mit Sicherheit sagen, ist vernebelt. Julian wartet vor dem Zelt, als ich heraustrete. Abwechselnd reibt er den einen Arm gegen die Kälte und zuckt dann vor Schmerz zusammen, weil er den verletzten Arm gereizt hat. Unter seinen blaugrünen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab. Sein Gesicht ist bleich, blutleer. Es gibt nicht viele Versorgungsgüter in diesem Lager. Sweatshirts und Jeans müssen reichen, um uns warm zu halten.
    »Ich weiß, ich sollte das nicht persönlich nehmen, aber es ist ein bisschen beunruhigend, dass sie einen ganzen Tag nicht gemerkt haben, dass ich weg bin«, sagt er. Als seine linke Hand gegen die Schlinge stößt, zuckt er wieder.
    »Hör auf damit«, sage ich. »Du siehst lächerlich aus. Und halt den Arm still.«
    »Es ist kalt.«
    »Zur Hölle, in einem Grab ist es kälter.«
    Maria hat uns erst vor ein paar Augenblicken geweckt und berichtet, sie hätte Bewegung im Lager der Landwehr gesehen. Scheinwerfer, das Rumpeln von Maschinen, die donnernd zum Leben erwachen. Sie war nicht sicher, was das alles bedeutet, aber ich kann es mir genau vorstellen. Ich habe erwartet, dass sie Vergeltung üben, nachdem wir ihnen Julian gestohlen haben, aber ein Teil von mir hat wohl gehofft, sie würden es einfach ignorieren. Schließlich schienen sie nicht sehr an ihm zu hängen, wenn man bedenkt, dass sie drauf und dran waren, ihn in einer Abstellkammer verbluten zu lassen.
    Renny kommt aus dem Zelt, ihr drahtiges Haar von einem dicken schwarzen Stirnband zusammengehalten. Auch sie hat Ringe unter den Augen, aber sie ist schon hellwach. Dapper trottet aus dem Zelt und setzt sich neben mich, seine Schnauze ruht an meinem Knie. Renny reicht mir meine Axt. In letzter Zeit teilen wir sie uns. »Was machen wir mit Ted?«
    »Ich schätze, wir sollten ihn ins Auto tragen«, sage ich und ziehe den Schulterriemen meiner Laptoptasche zurecht.
    »Aber der Wagen ist praktisch zu Schrott geschossen.«
    »Nur zur Sicherheit«, antworte ich. »Bis wir einen Ausweg wissen. Wenn er hinten drinliegt, können sie ihn nicht sehen. Sie werden zuerst die Zelte durchsuchen, wenn überhaupt.«
    »Julian, geh zu den anderen und hilf beim Packen. Renny und ich können Ted ins Auto tragen.« Ich gehe zu ihm, ziehe ihn ein paar Zentimeter von Renny weg und ergreife fest seinen gesunden Arm. »Darf ich dir eine sehr persönliche Frage stellen?«
    »Natürlich«, sagt er. »Himmel, Allison, du kannst mich alles fragen.«
    »Weißt du, was ein Molotowcocktail ist, und könntest du bitte ein paar machen?«
    »Ich … na, so ungefähr … schätze ich.«
    »Gut, großartig!«, rufe ich. »Mach dich an die Arbeit.«
    Bevor Julian antworten kann, verschwinden Renny und ich im Zelt, in dem Ted liegt, sein Sweatshirt an der Schulter prall ausgebeult von den schweren Bandagen. Er ist bleich und schwitzt, aber er lebt. Vorsichtig heben wir ihn in eine sitzende Position und dann hoch, darauf bedacht, nicht an seinem verletzten Arm zu ziehen. Es geht langsam. Der natürliche Griff, um jemanden anzuheben, ist unter der Schulter, stattdessen muss ich um seine Mitte greifen und ihn hochhieven. Mittendrin beginnt er aufzuwachen.
    »Mmf?«, fragt er, und sein Kopf baumelt gegen Rennys Schulter.
    »Wir bringen

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