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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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nicht, hast du es wenigstens versucht. Aber mit verheirateten Leuten ist es nicht fair, so einen Samen zu säen, weißt du? Es ist bloß … zerstörerisch.«
    »Vielleicht ist es das, was er braucht«, erwidert Julian strahlend, »ein bisschen Zerstörung.«
    »Nein. Die Weichen sind jetzt anders gestellt … Er sollte zu ihr halten, sie ist ein Teil seines anderen Lebens, seines normalen Lebens. Und Beziehungen … Alles ist anders geworden. Freundschaften entstehen jetzt so schnell, dass man gar nicht zur Ruhe kommt, zumal das Verfallsdatum so …«
    »Unvorhersehbar ist?«
    »Genau.«
    »Weißt du, es gibt ein lateinisches Sprichwort dafür.«
    »Nein, gibt es nicht.«
    »Doch, gibt es«, beharrt er.
    Ich werde betrunken. Das ist die einzige Erklärung dafür, dass ich mich überhaupt auf diese Konversation einlasse. Es ist, als ob ich den Pfad vor mir sehen kann, genau erkenne, wo der Rand der Klippe ist, und weiß, dass ich darüberstolpern werde, aber irgendwie gehen meine Füße einfach weiter … Du und ich, Johnnie Walker, wir sind quitt.
    »Scheiße. Also gut. Lass hören«, sage ich und werfe die Hände in die Luft.
    » Carpe connubium .«
    »Du wärst fast charmant, wenn du nicht so ein kompletter Kindskopf wärst.«
    »Ärger auf ein Uhr«, sagt er plötzlich ernst. Es sind zwei von ihnen, leiser als die anderen. Der Geruch ihrer verwesenden Körper eilt ihnen voraus. Diesen Geruch kann man nicht vergessen. Ich behalte sie im Auge, prüfe das Magazin, um sicher zu sein, dass noch Patronen drin sind. Sie werden knapp. Ich muss sparen.
    »Geht es um Sex? Ich hab es verstanden, Julian. Du bist geil. Das sind nicht wirklich romantische Vibrationen, die hier umgehen.«
    »Nein«, sagt Julian, und auf einmal ist das Lächeln des weißen Wals verschwunden. Er fährt fort, sagt Sachen wie: »Es geht darum, dass du meinen Arsch aus diesem faschistoiden Höllenloch gerettet hast. Und du ›oh nein, Blut, das kann ich nicht, niemals‹ gesagt und dann eine beschissene mittelalterliche Operation an meinem Bein durchgeführt hast. Es geht um dich, cool und gefasst unter Druck, wie du deinem Freund das Leben rettest. Und es geht um dich und mich, wie wir trinken, während du Zombies in die Köpfe schießt. Ich meine … du bist schon furchteinflößend , aber na ja, niemand ist vollkommen.«
    »Ich glaube, es ist Zeit, uns gute Nacht zu sagen.«
    »Nein, noch zu früh dafür.«
    »Du solltest dich ausruhen. Du hattest einen großen Tag«, sage ich und stelle sicher, dass er den Whiskey mitnimmt. Ich darf damit nicht allein gelassen werden. »Ich kann hier die Wache übernehmen.«
    »Allison …«
    » Gute Nacht, Julian.«
    Ich hätte meinem eigenen Rat folgen und mir jemanden suchen sollen, der die Wache übernimmt. Aber es war wenig verlockend, auf dem harten Boden unter einer zerrissenen Plane zu schlafen oder in einem Auto voller Blutflecken. Ich leide nicht unter Schlaflosigkeit, sondern hege nur eine Vorliebe dafür, die Dämonen wach zu empfangen. Wenn man schläft, sind sie gefährlicher. Im Schlaf kann man sich nicht abwenden, was auch immer über einen kommt.
    Eine halbe Stunde später sieht Renny nach mir. Ted schläft ruhig und ist, wie sie meint, außer Gefahr. Sie braucht zwei Sekunden, um den Whiskey in meinem Atem zu riechen.
    »Hat der Höhlenmann dich betrunken gemacht?«, fragt sie. Sie ist hellwach für diese Zeit der Nacht, ihre dunklen Augen schimmern wie antike Juwelen. »Gewagter Versuch.«
    »Ich bin nicht interessiert.«
    »Nein? Bist du sicher? Der Mann kann selbst mitten in einer Operation nicht die Augen von dir lassen.«
    »Was soll das heißen?«, frage ich und wünsche, ich hätte den Whiskey nicht so voreilig weggegeben.
    »Ich hätte fast gesagt, dass er verknallt in dich ist, aber ich hab’s mir überlegt und halte lieber den Mund. Ich wollte nur nach dir sehen. Er ist scharf auf dich, mehr wollte ich gar nicht sagen.«
    »Ich weiß das, Renny. Ehrlich. Er ist nicht gerade der König der Diskretion.«
    »Ich würde es normalerweise nicht befürworten, vor einem ordentlichen Fick davonzulaufen, das ist nicht meine Art, aber ich fühle – als deine Freundin – die Verpflichtung, dir mitzuteilen, dass Julian, bei aller Freundschaft, ein Schleimscheißer ist«, sagt sie. »Und ich scheiß darauf, dass er Arzt ist oder Astronaut oder was auch immer. Ich glaube, du solltest klaren Kurs nehmen.«
    »Du hast recht«, sage ich und gestatte mir ein Grinsen. »Rein zufällig gestalte ich

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