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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Roux
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schwerem Feuer. Julian und Renny knien neben mir nieder.
    »Zündet sie an«, rufe ich, »und werft sie alle.«
    Wir drei teilen uns Julians Zippo, zünden die Enden der Wickel an (Überbleibsel von Julians einbeiniger Hose) und schleudern die Weinflaschen, Bohnengläser und auch die Johnnie-Walker-Flasche über den Wagen. »Versucht, sie in einer Linie zu verteilen!«, brülle ich, bin aber nicht sicher, dass sie mich durch den Lärm der Zündungen und das donnernde Gewehrfeuer hören können. Julian riecht nach Benzin, und ich lasse ihn Abstand nehmen, bevor wir den vorletzten Cocktail anzünden und ihn über unsere Köpfe schleudern. Tief geduckt spähe ich um die Ecke der Ladefläche, um zu sehen, wie ein Humvee der Landwehr explodiert. Der Cocktail hat ihn auf der Haube getroffen. Ich höre ein scharfes Zischen, und die Vorderreifen des Pick-ups sind durchschossen.
    »Geh mit den anderen«, sage ich zu Renny und greife sie am Unterarm. »Und nimm Dapper mit.«
    »Ich gehe nirgendwohin«, erwidert sie. »Was ist mit Ted?«
    »Sie werden ihn nicht finden, er ist gar nicht in ihrem Blickfeld. Bitte geh. Ich komm hier schon klar.«
    Renny wirft einen Blick auf die albernen schwarzen Handschuhe, dann auf die Axt und die Pistole und rollt die Augen, bevor sie Dapper am Kragen packt. »Wenn du dich hier umbringen lässt, werde ich dich mit diesen Dingern begraben.«
    »Das ist nur fair.«
    Wir schütteln uns die Hand, und sie verschwindet. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck sieht Julian mich an, fordert mich heraus, ihn wegzuschicken.
    »Ich sag dir nicht, dass du auch gehen sollst, falls du darauf wartest«, sage ich zu ihm.
    »Also, ich werde auf keinen Fall … ach! Oh.«
    »Es ist noch ein Cocktail übrig, und ich könnte dich brauchen, um meinen Rückzug zu decken, aber nur, falls was schiefgeht.«
    Ich nehme meine Laptoptasche ab und schiebe sie unter seinen gesunden Arm. »Pass darauf auf. Damit darf nichts passieren. Und hierauf auch.« Ich prüfe das Magazin und gebe ihm die Pistole. Zwei Schuss noch – nicht viel, aber vielleicht genug. Ich packe meine Axt und nicke in Richtung der Plastikflasche auf der Heckklappe.
    »Zieh die Arbeitshandschuhe an, und füll die Plastiktüte zur Hälfte mit Pulver«, sage ich. Julian nimmt die Flasche und betrachtet das Etikett, seine Augen werden groß. »Lauge? Was zum Teufel willst du damit?«
    »Mach einfach. Ich weiß schon, was ich tue.« Genau genommen ist das nicht ganz die Wahrheit, aber es muss in diesem Moment etwas Vertrauenswürdiges in meinem Gesichtsausdruck sein, denn Julian lehnt sich zurück und duckt sich unter die Ladefläche. »Ich bin gleich wieder da, okay?«
    »Was?«, keucht er und versucht mein Handgelenk zu greifen. Ich rücke aus seiner Reichweite. »Nein, das wirst du nicht! Allison, bleib hier, Allison!«
    »Ich komme raus!«, schreie ich und versuche den Lärm von brennenden Fahrzeugen und Gewehrfeuer zu übertönen. Die Schüsse werden weniger und hören dann auf. »Nicht schießen! Ich komme raus!«
    »Feuer einstellen!«
    Vorsichtig trete ich hinter dem Pick-up hervor und halte zum Zeichen der Aufgabe die Hände in die Luft. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich nicht einfach niederschießen, aber etwas sagt mir, dass sie ihre Ansprache loswerden wollen. Kleine Dreckfontainen sprühen über meine Füße, begleitet vom Fut-fut-fut eines Gewehrs.
    »Ich sagte, stellt das gottverdammte Feuer ein!«
    Ich hole tief Luft und zwinge mich zum Weitergehen. Vor mir sind drei Autos in Linie aufgefahren, ein paar Meter entfernt steht der Humvee in Flammen. Wenn er nur ein bisschen näher gewesen wäre – dann hätte die Explosion vielleicht einen Dominoeffekt gehabt. Aus dem Inneren des Humvee quillt schwarzer Rauch über die anderen Autos in den Himmel. Ich sage Autos, aber es sind eher umgebaute Jeeps. Ohne Dächer und in mattem Schwarz gestrichen. Die mit ungeschickter Hand auf die Hauben gemalten Abzeichen haben Flecken und verblassen.
    »Nicht schießen!«, rufe ich wieder. Meine Stimme bricht. »Ich bin nicht bewaffnet.«
    »Bürger! Lass die Axt fallen!«
    Der Mann, der mich anruft, steht auf, sein Kopf ragt über den Überrollbügel eines Jeeps. Er hat einen enormen buschigen, schwarzen Bart und sehr rote Lippen. Ein ausgeleierter Drillichhut in Tarnfarben sitzt auf seinem Kopf. Er hält eine Semi-Automatik auf mich gerichtet. Ich mache noch ein paar Schritte vorwärts, kauere mich dann langsam hin und werfe die Axt in den Dreck.
    »Du hast

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